28.02.

Tom verzichtete heute mal auf das Obst zum Frühstück. Sein Magen war so viel gesundes Zeug irgendwie nicht
gewohnt. Dafür bekamen wir Pancakes mit Karamellsirup und „Timba cubana“. Das war ein Cracker mit Käse und
Guavenpaste drauf. Lecker! Weniger lecker war die Mamey, die mit auf meinem Obstteller lag. Die exotische
Beerenfrucht (große Sapote) war mal gar nicht so mein Ding.

 

 


 


Dann hieß es vorerst Abschied nehmen von Maria und Beatriz. Zumindest für die nächsten drei Tage, denn am
Freitag würden wir für eine Zwischenübernachtung wieder dort sein. Maria gab uns noch zwei Sandwiches mit auf
den Weg und gegen 9:30 Uhr fuhren wir los.

Durch dichten Verkehr bahnten wir uns den Weg raus aus der Stadt. Am Straßenrand standen unzählige Anhalter
und zwischen Fußgängern, Mopeds, Fahrrädern, Pferdegespannen und Autos versuchten wir heile durchzukommen.
Als wir endlich raus waren aus Havanna wurde das Fahren entspannter. Die dreispurige, recht leere Autopista war
eigentlich ganz gut zu fahren. Zwischendurch gab es mal ein paar riesige Schlaglöcher und stellenweise war sie
etwas ruckelig, aber im Großen und Ganzen ging es.


 


 


 


Die Landschaft war noch recht flach. Palmen wuchsen neben Mangobäumen und Bananenstauden und vereinzelt
grasten ein paar Ziegen und Ochsen im hohen Gras. Immer wieder standen Kubaner am Straßenrand und wollten
ihre selbstgeernteten Zwiebeln oder gebratene Hähnchen verkaufen.


 


 


Nach 70 Minuten verließen wir die Autopista und bogen in eine von Palmen gesäumte Schotterpiste ein. An der alten
Plantage „Antiguo Cafetal Angerona“ angekommen, wurden wir direkt herzlich von Reynaldo begrüßt. Der weiß-
haarige Kubaner hatte im Schatten der Bäume gesessen und freute sich nun über unseren Besuch.


 


Gemütlich führte er uns über das wunderschöne Gelände und erzählte von der damaligen Zeit. Er zeigte uns das
verfallene Haupthaus, die alten Sklavenunterkünfte, einen Schwiegermutter-Baum (die Blätter haben zwei
verschiedenfarbige Seiten) und einen Kaffeestrauch, den Che Guevara Junior gepflanzt hatte. 


 


 


 


 


 


In den Zisternen sahen wir Fledermäuse, die uns kritisch beäugten und Reynaldo erzählte, dass sich dort während
der Kubakrise die kubanischen Soldaten versteckt hielten. Nur 3 km weiter waren die russischen Raketen stationiert.


 


 


Zum Ende fragte er uns, ob wir noch eine Palme pflanzen wollten. Na sicher! Das Loch hatte er schon ausgehoben.
Ruckzuck hatte ich das zarte Plätzchen in der Erde versenkt. Nun hatte ich eine Palme auf Kuba. Bald soll dort wohl
ein Museum mit Shop und Café entstehen. Dann ist der Ort bestimmt nicht mehr so reizvoll wie jetzt…
Reynaldo war überaus nett und wollte noch nicht mal Geld von uns haben. Natürlich gaben wir ihm trotzdem etwas
für seine sehr interessante Führung.


 


Weiter ging unsere Fahrt nach Las Terrazas. Zwei Kilometer vorher versperrte uns allerdings ein Schlagbaum den
Weg. 2 CUC pro Person waren fällig um in Kubas ältestes Biosphärenreservat fahren zu dürfen. 1971 legten Bauern
auf gerodetem Land zahlreiche künstliche Terrassen an und bauten den Ort auf. Um einen kleinen See herum
wurden unzählige Bäume gepflanzt und in die Wohnhäuser zogen sie später selber ein.

Am Lago Palmar legten wir eine Pause ein. Mit Getränken machten wir es uns am Ufer gemütlich und genossen die
sommerlichen Temperaturen und die wundervolle Ruhe. Kein Hupen, keine Musik, keine Motoren. Nur der Wind,
Vogelgezwitscher und die Stimmen der anderen Besucher. Herrlich!


 


 


 


In Las Terrazas selber gibt es außer ein paar Cafés und Kunsthandwerkstätten nicht viel zu entdecken. Nach einem
kleinen Rundgang fuhren wir weiter und futterten Marias leckere Sandwiches. 


 


Mein Reiseführer lockte uns mit Worten wie „kristallklares Wasser“ und „Bar“ zum „Banos del Rio Bayate“. Über eine
Schotterpiste ging es durch das dichte Grün (Achtung! Kein Versicherungsschutz!). Am Ziel angekommen waren wir
völlig alleine im Dschungel. Nur Tierstimmen aus dem Dickicht waren zu hören.


 


Aber an ein Bad war nicht zu denken! In das „kristallklare“ Wasser würde ich noch nicht mal meine Füße halten. Die
stehende Brühe war wenig einladend und an der Bar wurde auch schon ewig kein Rum mehr ausgeschenkt.


 


 


Schade, das war bestimmt mal ein toller Ort hier. Nun gehörte er dem Wind, der den riesigen Bambus sanft
aneinander schlagen ließ. Und dem Müll, leider lagen unzählige Dosen und kaputte Plastikbecher im Gras. Umwelt-
schutz wird in Kuba noch ganz klein geschrieben.


 


Zurück auf der Hauptstraße fuhren wir zum Castillo de Las Nubes. Die Strecke schlängelt sich durch die grün-
bewachsenen Berge. Das letzte Stück ging steil bergauf, unser Auto gab beunruhigende Geräusche von sich…
Letztendlich schaffte der Wagen es aber bis nach ganz oben und bescherte uns so eine traumhafte Aussicht.


 


 


 


In der kleinen Snackbar tranken wir etwas, bevor wir uns um 15:00 Uhr wieder auf den Weg machten. Um nach
Viñales zu kommen, wollten wir nicht die Autopista fahren und schlugen so den Weg Richtung Bahia Honda ein.

Die Strecke war wunderschön. Sie führte uns durch kleine Dörfer, in denen die Zeit seit Jahren stillsteht. Pferde-
kutschen gehören dort genauso zum Straßenbild wie Ochsengespanne. Autos können sich die wenigsten leisten.
Aber in fast jedem Vorgarten grast ein dünnes Pferd.


 


 


 


Die Menschen saßen vor ihren kleinen einfachen Häusern / Holzhütten, die teilweise bunt gestrichen waren und
spielten Domino. An zusammengezimmerten Ständen verkauften pummelige Kubanerinnen das bisschen Obst und
Gemüse, welches sie hinter ihrem Haus angebaut haben. Ein paar staubige Straßen weiter stand ein alter Holztisch,
auf dem dicke Fleischstücke in der Sonne lagen und auf zahlungskräftige Kundschaft warteten.


 


 


 


Wenn ich das Fenster öffnete, drang nicht nur die Wärme sondern auch fast immer Musik ins Auto. Und auch wenn
die meisten Leute wenig besitzen, bekam ich fast immer ein Lächeln geschenkt. Schulkinder winkten uns zu und
Männer auf Pferden zogen ihre Hüte, als wir an ihnen vorbeifuhren.

Die Straße war allerdings eine ganz schöne Ruckelpiste und Tom musste höllisch aufpassen nicht in eins der krater-
ähnlichen Schlaglöcher zu fahren. Das war ziemlich anstrengend.
Doch kaum hatten wir das Ortseingangsschild „Viñales“ passiert, änderte sich der Zustand der Straßen schlagartig.
Es gab so gut wie keine Huckel und Schlaglöcher mehr. Fast lautlos glitten wir dahin. Na gut, vielleicht ein bisschen
übertrieben. *ggg*
In Viñales selbst steppte der Bär. Es war total voll, überall Bars, Paladars und kleine Verkaufsstände. So hatten wir
uns das „beschauliche“ Örtchen nicht vorgestellt. Klar, dass dort mehr Touristen sind, aber so ein Trubel? Krass!

Auf Anhieb fanden wir unsere Unterkunft und Yiya begrüßte uns herzlich auf Spanisch. Das Zimmer war einfach, aber
sauber und völlig ausreichend für zwei Nächte. Es gab keine Fensterscheiben, sondern nur die dort typischen
Klappverschläge. Die Dusche war eine etwas eigenwillige Konstruktion. Sie sah aus wie ein Mini-Durchlauferhitzer. Es
gab auch nur einen Hahn – auf und zu!


 


 


Yiyas Tochter Nordin sprach perfekt Englisch. Sie zeigte uns dann alles und wir buchten für den morgigen Tag direkt
einen Pferdeausritt über sie.

Während wir noch in unserer Zimmertür standen, kamen Nina & Jörn aus Deutschland um die Ecke. Sofort waren
wir in ein Gespräch vertieft, welches durch Håkon & Julie aus Norwegen noch ergänzt wurde. 

Gegen 18:00 Uhr machten wir uns noch mal auf den Weg, wir hatten Hunger. Zwar hätten wir auch in der
Unterkunft etwas zu Essen bekommen, aber das Angebot wollten wir erst morgen nutzen. Für heute hatte ich den
Paladar „Bella Vista“ ins Auge gefasst.
Dort am unscheinbaren Haus angekommen, gingen wir einfach mal in den Garten und warfen ein lautes „olá“
Richtung Terrasse. Yudith, eine überaus herzliche Kubanerin, kam sofort lächelnd aus dem Haus und bat uns in ihre
rustikale Laube. 


 


 


Sie machte das Licht an und erklärte auf Spanisch, dass es keine Karte gäbe, sie uns aber eine „Platte des Hauses“
machen könnte.
Sehr gerne, wir essen ja eh fast alles! Nach den Getränken brachte Yudith uns frittierte Malanga, ähnlich wie
Kartoffelchips. Die waren schon mal lecker. Und dann ging es los! Sie tischte Essen auf ohne Ende. Immer wenn ich
dachte: „Das war es jetzt“, und ein Bild machte, kam sie mit einem neuen Teller aus der Küche. Es gab frittierte
Bananenchips, Bohnen, Reis, Tomaten und Gurken, Maniok (schmeckte wie gekochte Kartoffel), Süßkartoffeln und
Schweinefleisch (für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich an das Fleisch von Mittags, welches auf dem Tisch in der
Sonne stand…).


 


 


Hilfe, wir platzten fast. Das war unmöglich zu schaffen, selbst für uns! Gestern gab es viel zu wenig, heute viel zu
viel. Aber es war sehr lecker und günstig (25 CUC für alles).

Nach dem Essen brachte sie uns noch einen frisch gemahlenen und gebrühten Espresso und ein bisschen Nachtisch.
Das war der gleiche leckere Gelee mit Käse wie morgens.

Yudith setzte sich anschließend zu uns und wir drei hatten eine Menge Spaß mit meiner Übersetzungsapp. Was
haben wir gelacht! Sie erzählte uns, dass es jetzt in Kuba besser für sie sei, als früher. Die Leute können Paladars
und Casas eröffnen. Übernachtungen will sie übrigens auch bald anbieten.
So schön es mit den Touristen auch ist, es werden aber auch immer mehr. Das kleine Örtchen wäre immer voll.
Wobei sich US-Touristen selten nach Viñales verirren würden. Sie blieben eher in Havanna und in Varadero.
Yudith zeigte uns auch Bilder von deutschen Urlaubern, die sie besucht hatten und ihr die Bilder später per Post
geschickt haben. Ob wir das nicht auch machen könnten? Na, klar!

Nach dem Selfie trennten wir uns schweren Herzens von dieser liebenswerten und gastfreundlichen Kubanerin. Sie
brachte uns noch zum Auto und winkte zum Abschied. Wenn ihr in Viñales seid und den Paladar „Bella Vista“
besucht, grüßt Yudith ganz lieb von uns!
Über die stockdunkle Straße fuhren wir vorsichtig zurück zur Casa. Tom musste sich echt konzentrieren. Fußgänger
tauchten aus dem schwarzen Nichts auf und die Autos waren kaum beleuchtet. Gegen 21:00 Uhr waren wir zurück
und nach einer kurzen Dusche im Bett verschwunden.

Kilometer: 225
Wetter: 30°C, Sonne-Wolken-Mix
Unterkunft: Casa Candelaria Negrin "Yiya" (41 € pro Nacht incl. Frühstück)
 

 

 

 

 

 

 

 

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