Die Nacht hatten wir sehr gut geschlafen. Die Klimaanlage war viel leiser als die in Havanna. Ich glaube, in Havanna ist alles laut. Hier hörten wir nur morgens den Hahn krähen. Wie herrlich! Frühstück gab es draußen. Mit Rührei, Brötchen, Käse, Marmelade und Obst.
Um 9:00 Uhr kam dann unser Guide, der uns zum Startpunkt der Pferdetour bringen sollte. Julie und Håkon waren mit von der Partie. Da unser Guide aber auf einem Moped angefahren kam, mussten wir vier ihm mit unserem Auto hinterherfahren. Bis zum Startpunkt war es aber nicht weit. Dort wurden wir an unseren Guide Santo „übergeben“ und jeder bekam sein Pferd. Oh Gott, jetzt nur noch da hochkommen… Tom half mir und schwups saß ich im Sattel. „Camilo“, mein Pferd, war von meiner herausragenden Aufsteigetechnik nicht sonderlich beeindruckt und schnaubte nur gelangweilt. Tom schwang sich auf „Mojito“ und auch Julie und Håkon hatten einen Sattel unterm Hintern. Dann konnte es ja losgehen.
Langsam und gemächlich trotteten wir durch die wunderschöne Landschaft. Die Tiere kannten den Weg fast im Schlaf - „Caballo Automatico“! Vorbei ging es an Bananenstauden, Kokospalmen, Manioksträuchern und natürlich Tabakfeldern. Immer wieder tauchten Trockenschuppen auf, in denen die Tabakblätter getrocknet werden. Wenn wir in deren Nähe kamen, stieg uns sofort ein toller Geruch in die Nase.
Zum Glück waren einige dicke Wolken am Himmel und versteckten immer mal wieder die Sonne. So war es mit dem leichten Wind richtig angenehm.
Håkons Pferd muss extrem hungrig gewesen sein oder einfach nur verfressen. Was auch immer, auf jeden Fall büxte es ständig aus und futterte die Maniokpflanzen. Der arme Norweger hatte seine liebe Mühe mit dem verrückten Tier.
Nach etwa einer Stunde kamen wir an der Cueva del Palmarito an. Dort warteten schon Männer, die uns für 2 CUC pP in die Höhle führten. Nur mit Taschenlampen bewaffnet gingen wir über den unebenen und teilweise rutschigen Höhlenboden und schauten uns große Stalagmiten und Stalaktiten an. Am Ende des Weges gab es einen kleinen dunklen See in dem wir hätten schwimmen können. Nein, danke!
Zurück auf den Pferden ging es weiter durch eine wilde, einzigartige Landschaft. Über uns kreisten Truthahngeier, Ochsen grasten in den Wiesen und Schweine lagen faul im Schatten rum. Neben dem Weg wuchsen Tomaten, Bohnen und Mais. Eine richtige Bauernhof-Idylle.
Alle Tiere und Pflanzen, die Santo uns auf Englisch erklärte, übersetze Julie ins norwegische und ich ins deutsche. Und Santo am Ende noch ins spanische. Sehr lehrreich!
Gegen 11:30 Uhr hielten wir an einem Trockenschuppen. Puh, mir taten die Knie auch so langsam weh und ich freute mich über diese Pause. Tom erging es ähnlich, er hatte schon einen leichten John-Wayne-Gang. Håkon ebenfalls, nur Julie ging es blendend. Sie ritt aber auch zuhause und war dementsprechend „fit“.
Ein Kubaner mit Cowboyhut, namens Baldy los Miranda, empfing uns herzlich und zeigte uns als Erstes, was er alles anbaute. Da gab es neben Ananas und Mangos auch Bananen und Kaffeesträucher.
Im Trockenschuppen erzählte er erst etwas zur Tabakpflanze. Aus den obersten Blättern werden Cohibas gemacht, die darunter sind für Montecristo und dann für Partagas und Romeo y Julieta. Baldy zeigte uns, wie die Blätter getrocknet werden und erklärte, dass 90% der Ernte an den Staat gehen. Die restlichen 10% sind für die Bauern und werden noch mal eingelagert und für den besseren Geschmack mit gekochtem Obstwasser besprüht. Nachdem er eine frische Zigarre gerollt hatte, gab er uns auch eine zum Probieren. Vorher tunkte er sie in etwas Honig und zündete das andere Ende an. Tom mag das Zeug ja eh und mutig nahm ich auch einen Zug. Nun ja, der Honig war gut, aber der Rest schmeckte mir mal so gar nicht… Für 3 CUC pro Stück kauften wir von Baldy ein paar Zigarren. Julie und Håkon lehnten hustend und dankend ab.
Neben dem Schuppen gab es ein spartanisches Café. Maria, die kleine Frau an der Theke, erzählte uns etwas über den Kaffee der dort wuchs und wie er verarbeitet wird. In 0,5 l Trinkflaschen konnten wir frisch gerösteten, zu 100% biologischen Kaffee kaufen (6 CUC die Flasche). Anschließend ließen wir vier uns im Schatten auf den alten Stühlen nieder und tranken etwas.
Um kurz nach 13:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg.
Plötzlich haute Santo meinem Camilo etwas zu feste auf den Hintern, so dass dieser nach hinten austrat und dann einen Satz nach vorne machte. Hilfe! Ich hatte mich zu Tode erschrocken und konnte mich zum Glück so gerade noch festhalten!
Die letzten 10 Minuten vom Ausritt hatte ich dann echt die Nase voll. Mir tat mein Hintern dermaßen weh und die Sonne brannte vom Himmel. Kurzzeitig wurde mir sogar etwas schlecht. Halbwegs heile und verschwitzt, aber dennoch glücklich und zufrieden, kamen wir wieder am Ausgangspunkt an. Vielen Dank an Camilo, Mojito und Santo für die wahnsinnig tolle Tour! Bis auf die letzten Meter möchte ich keine Sekunde davon missen.
Gegen 14:00 Uhr liefen wir alle etwas o-beinig zurück zum Auto. Außer Julie, die pfiff vergnügt und war topfit… An der Casa genehmigten wir uns erst mal eine kalte Dose Cola / Bier aus dem Kühlschrank. Danach rief nur noch die Dusche, der braune Staub und der Schweiß mussten runter. Kaum stand ich unter dem warmen Wasserstrahl… Aua!!!! Ein stechender Schmerz zuckte durch meinen Körper! Was in drei Teufels Namen tat mir denn da am Steißbein so weh?? Oh nein, der alte Sattel hatte zwei große, wunde Stellen hinterlassen… Verdammt, waren das Schmerzen!
Nach einer kleinen Pause machten Tom und ich uns zu Fuß auf ins Örtchen. Vorbei an den kleinen Häusern, an denen alle Türen offen standen. Teilweise bestanden die „Häuser“ nur aus einem Raum…
Auf der Hauptstraße schlenderten wir an den vielen „Pensionen“ vorbei. Fast jedes Haus war eine Casa und wenn nicht, waren die Leute dabei es dafür herzurichten. In den übrigen waren Paladars untergebracht. Auf einem kleinen Markt kauften wir eine Holzfigur mit Zigarre im Mund und ein Che-Schild. Es war übrigens sehr angenehm dort drüber zu gehen. Bis auf ein „olá“ kam von den Händlern nicht viel.
Auf dem Rückweg entdeckten wir eine unscheinbare Bodega. Das sind die staatlichen Lebensmittelgeschäfte, in denen die Kubaner mit ihrem Rationierungsheft, der Libreta, einkaufen können. Das Heft kriegt jeder Bürger buchstäblich in die Wiege gelegt und gerade die Rentner und Armen brauchen sie. Damit bekommt man dann pro Monat eine gewisse Ration an Reis, Bohnen, Zucker, Eier, Öl und Fleisch. Meistens reicht das Essen aber nur für zwei Wochen und die Menschen müssen z. B. auf den Bauernmärkten zukaufen.
Bevor wir zur Casa zurück spazierten, tranken wir in einer Bar noch etwas. Keine Ahnung wie sie hieß. Ist auch unwichtig, die Cocktails waren leider viel zu süß. Zuhause setzten wir uns zu Håkon und Julie auf die Dachterrasse und plauderten. Die Sonne ging gerade hinter den Wolken unter und zauberte ein traumhaftes Licht.
Aus der Küche roch es schon lecker. Unsere Casamama brutzelte mit viel Liebe unser Abendessen. Es gab Lobster, Bohnen, Reis, Salat, Kartoffeln und Obst. Alles köstlich und zum Glück nicht ganz so viel wie gestern. Für uns beide zahlten wir zusammen günstige 30 CUC.
Satt blieben wir noch eine Weile sitzen, genossen die Ruhe und schauten den Schwalben am Himmel zu. Als die Mücken irgendwann zu nervig wurden, verzogen wir uns ins Zimmer. Um 22:00 Uhr verschwanden wir ins Träumeland.