27.02.

Unser vorerst letzter Tag in Havanna stand an. Um 9:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg und steuerten
als Erstes eine Cadeca an, um Geld zu wechseln. Vor jeder Cadeca steht übrigens ein Polizist /Wachmann und
schickt mit Handzeichen und strenger Mine immer den Ersten in der Schlange zum nächsten freien Schalter.

In der Stadt parkten wir in der Nähe des Kapitols und machten uns, heute mal in Wanderschuhen, auf den Weg.
Das Kapitol ist von der Rückseite schon schön restauriert, nur vorne und an der Kuppel wird noch gearbeitet. Wenn
es fertig ist, wird es wieder der Sitz des kubanischen Parlaments sein.

 

 


 


 


Dahinter befindet sich die alte Tabakfabrik Partagás, wo heute aber nicht mehr produziert wird. Man kann dort nur
noch Zigarren und Zigaretten im Shop kaufen und bei einem Kaffee eine Cohiba genießen. Die eigentliche Produktion
findet ein paar Kilometer weiter entfernt statt.


 


 


Vorbei am Parque de la Fraternidad liefen wir zum Hotel Saratoga rüber und wollten den zweiten Versuch starten
und Karten für die Führung in der neuen Tabakfabrik kaufen. Leider waren wir nicht die Einzigen und mussten
ziemlich lange warten. Erst nach 35 Minuten bekamen wir zwei Tickets. Nur der nette Däne, mit seinen vier Kindern
hinter uns, ging leer aus. Er wollte Karten für den morgigen Tag… Na, das Problem kannten wir. Die Wartezeit kann
man dort übrigens super mit einem Gang zur Toilette verkürzen. Die sind dort sehr sauber und es ist alles
vorhanden. Empfehlenswert!

Ein paar Straßen weiter befindet sich Hemingways zweite Lieblingsbar, die brechendvolle „El Floridita“. Die Leute
werden busweise vor der Tür ausgekippt, dürfen schnell ein Foto machen und sind dann zum Glück aber auch
schnell wieder verschwunden. Zumindest so lange, bis der nächste Bus kommt. Aber für einen leckeren Daiquiri
(6 CUC) mit Hemingway ist immer Platz und wir hatten Glück und konnten sogar fast direkt neben ihm sitzen. Eine
Band spielte, während wir fasziniert dem Barmann zuschauten und es einfach genossen dort zu sein.


 


 


 


Als die Band eine Pause einlegte, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zur Tabakfabrik. 

Die zu finden war aber gar nicht so einfach, überall Einbahnstraßen und die richtige Adresse hatte ich anscheinend
auch nicht. Eine nette ältere Kubanerin half uns dann weiter und so fanden wir das gelbe Gebäude auch. Für euch
habe ich hier mal die Lage markiert.


 


Als wir unser Ticket vorzeigten, fragte uns Raquel doch allen Ernstes, ob wir nicht morgen wieder kommen könnten!
Nee, wir sind morgen nicht mehr in Havanna! Nun gut, sie war dann doch bereit uns heute noch die Fabrik zu
zeigen. Aber zuerst musste ich meine Kamera abgeben. Fotos sind dort nämlich verboten. Angeblich soll niemand
sehen, wie man die Zigarren rollt – großes Geheimnis!! Da roll ich doch glatt mal mit den Augen…
In der Fabrik werden mehrere verschiedene Sorten hergestellt. Raquel erzählte uns erst etwas über den
Herstellungsprozess und die Verarbeitung. In der Fabrik arbeiten 600 Leute, die vorher erst mal 9 Monate eine
Ausbildung zum / zur Zigarren“dreher/in“ machen müssen. Pro Monat verdient ein ausgebildeter Arbeiter/in 20 – 70
CUC und pro Tag erhält er /sie 5 Zigarren, die mit nach Hause genommen werden dürfen.
Dann brachte sie uns in die 4. Etage, in der 200 Arbeiter und Arbeiterinnen täglich 8 Stunden Zigarren drehen.
Begleitet werden sie dabei von einer Vorleserin, die aus der Tageszeitung „Granma“ vorliest. Boah, diese
Dauerbeschallung würde mir persönlich ja auf den Keks gehen.
Den Leuten bei der Arbeit zuzusehen war super interessant. Wie gerne hätte ich Bilder gemacht… Selbst heimlich
mit dem Handy hatte ich aber leider keine Chance. Die Leute beobachteten uns argwöhnisch.
Nach 20 Minuten verkaufte uns Raquel noch drei Cohibas hinter verschlossener Tür und die Führung war beendet.
Der Aufenthalt war zwar sehr kurz, aber total interessant. Die 10 CUC Eintritt pP sind allerdings völlig überzogen.

Mit unserem Mietwagen, der sich geräuschtechnisch an die Oldtimer angepasst hatte, ging es zurück Richtung
Altstadt. Vor dem Revolutionsmuseum fanden wir einen Parkplatz. Die Schlange vor dem Eingang hielt sich zum
Glück in Grenzen, das sah vormittags noch ganz anders aus. Nachdem wir 8 CUC pro Person und unseren Rucksack
abgegeben hatten, durften wir rein. Im Museum  dreht sich alles um die Revolution. Zu sehen gibt es viele Bilder,
Kleidung aus den Kriegen, die Trage mit der Ches Leichnam transportiert wurde, seine Pfeife, der Hut von Camilo
Cienfuegos und und und. Das megaspektakulärste Stück der Ausstellung – eine Zange! Die irgendeine Kompanie
irgendwann mal für irgendwas benutzt hatte. *muhaha*


 


 


Auf dem Außengelände gab es noch Flugzeuge, Panzer und die Granma zu sehen. Mit dem Schiff fuhren 1956 Fidel
Castro, Che Guevara und 80 weitere bewaffnete Kämpfer von Mexiko nach Kuba. Mit der Landung der Granma auf
Kuba begann die kubanische Revolution.


 


 


 


 


Anschließend besuchten wir das Bacardi Gebäude und eine Feuerwache. Letztere war aber leider verschlossen.


 


 


Zum Abendessen wollten wir eigentlich ins Paladar San Christel und so gingen wir durch die lebhaften Gassen
Havannas dorthin. Kaum in Worte zu fassen, wie es dort ist. Man sollte unbedingt abseits der Touristenwege gehen
und sich ins reale Leben stürzen.


 


 


Die „Kaufhäuser“ sehen dort aus wie bei uns Läden, die morgen geschlossen werden und heute den letzten Tag
ihres Ausverkaufs haben. Und was es zu kaufen gibt, ist teilweise extrem teuer. Eine getigerte Sitzgarnitur zum
Beispiel für 280 CUC. Sonnenbrillen gibt es übrigens nirgendwo zu kaufen. Also vergesst eure bloß nicht zu Hause…


 


 


Viele Menschen haben in ihren kleinen engen Hauseingängen „Geschäfte“ eröffnet. Sei es der Schlüsselmacher, der
neben seinem Bett eine kleine Werkstatt eingerichtet hat oder die Frau, die eine Handvoll Haushaltswaren an ihrem
Fenster verkauft.


 


 


Es ist laut auf den Straßen, weniger Musik, eher Hupen und die tuckernden Automotoren. Und es stinkt teilweise
erbärmlich, nach Müll und nach Abgasen. Aber dennoch ist es super interessant und es macht uns nachdenklich über
all das, was für uns so selbstverständlich ist…


 


 


 


 


 


 


Am Paladar angekommen wurden wir ziemlich unfreundlich weggeschickt. Es wäre alles ausgebucht, der ganze
nächste Monat sei angeblich voll! Schade, dass sie es nicht mehr nötig haben freundlich zu sein!

So gingen wir zurück Richtung Revolutionsmuseum. Direkt daneben liegt das Restaurant „Cha-Cha-Cha“, wo wir
uns einen Tisch suchten. Na, heute schien der Tage der unfreundlichen Kellner zu sein! Selten so einen mürrischen
Kerl erlebt. Das Essen war zwar sehr lecker, aber für den Preis viel zu wenig. Wir hätten beide gut noch was essen
können! Wer also keinen großen Hunger hat und keinen Wert auf Freundlichkeit legt, der ist dort gut aufgehoben.
Alle anderen: Geht lieber woanders hin!

Auf der luftigen Veranda unserer Unterkunft machten wir es uns wieder gemütlich. Ich aktivierte eine Internet-Karte
und verschickte ein paar WhatsApps, während Tom eine Cohiba genoss.
Später packten wir noch rasch unsere Sachen zusammen, morgen sollte es nach Viñales gehen! Gegen 22:00 Uhr
verschwanden wir ins Bett.

Kilometer: 14
Wetter: 29°C, Sonne-Wolken-Mix, abends etwas Regen
 

 

 

 

 

 

 

 

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