24.06.

Erst um kurz nach 8:00 Uhr standen wir auf. Zum Frühstück futterten wir den leckeren eingelegten Fisch vom
ersten Reisetag und Brötchen von der Rezeption, während draußen der Regen aufs Womodach tröpfelte.
Nachdem wir alles zusammengepackt hatten, machten wir uns gemütlich auf den Weg nach Rättvik. Dort sollte um
10:00 Uhr ebenfalls mit einer Bootsfahrt ein Mittsommerfest beginnen. Gut, unsere Startzeit war mit 10:30 Uhr
jetzt nicht so wirklich pünktlich… Aber der Regen hatte aufgehört und wir tuckerten durch die nette Landschaft,
vorbei an typisch roten Holzhäusern, in deren Gärten schwedische Fahnen im Wind flatterten. In Rättvik fanden wir
sofort einen Parkplatz an einem Supermarkt.

So und wo war nun das Fest? Es waren auffallend wenige Leute unterwegs, wenn wir da an gestern dachten?! Im
Internet fand ich keine genaue Ortsangabe und so spazierten wir einfach mal ohne Ziel los. Ein paar Lädchen waren
geöffnet und denen statteten wir natürlich einen kurzen Besuch ab.

Doch von „Mittsommer“ war in dem kleinen Ort keine Spur. Was hatte ich denn da nur gelesen? Auch auf der 628 m
langen Binnenseebrücke fanden wir kein Mittsommerfest. Die Brücke wurde übrigens nach fast 100jährigem
Bestehen 1992 aufwendig renoviert. Die 2638 neuen Planken sind mit den Namen von Unternehmen und
Privatpersonen versehen, die die Holzbretter „gekauft“ hatten und sich so finanziell an der Renovierung beteiligten.

 

 


 


 


 


Nach zwei Stunden fuhren wir zurück zum Campingplatz. Dabei futterten wir genüsslich Havreboll. Die leckeren
runden Kokos-Dinger gibt es auch im deutschen IKEA.
Als das Womo wieder mit Strom versorgt war, räumten wir die Betten etwas um, ich überspielte die bis dahin
gemachten Bilder und Tom sah eine Weile fern. Draußen hatte es wieder angefangen leicht zu regnen und wir
überlegten was unsere blonde, Mitte-50-jährige Nachbarin aus Kleve wohl alleine in Schweden macht. Da sie uns
sehr an Toms Tante Jeanette erinnerte, tauften wir sie gedanklich so. Ob sie vielleicht eine Künstlerin in einer
Schaffenskrise war und in ihrer 5qm großen Blockhütte mit Grasdach neue Inspirationen suchte? Nee, dafür würde
sie bestimmt an einen ruhigeren Ort gehen. War sie eventuell frisch geschieden und brauchte Abstand vom Ex, den
zwei Hunden und den vier gemeinsamen Kindern? Könnte sein. Sie machte einen erschöpften Eindruck. Vielleicht
war sie aber auch einfach nur gerne alleine unterwegs. Ach, das wäre aber als Erklärung langweilig…
 
Pünktlich um 14:30 Uhr blickte die Sonne zwischen den dunklen Wolken hervor und wir schlenderten ins Dorf. Die
ersten Besucher hatten sich bereits um den noch am Boden liegenden Mittsommerbaum eingefunden. Im, ich nenne
es mal „Gemeindehaus“, gab es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Draußen kauften wir für je 2 € eine Tasse
Vanilleeis mit Sahne und Erdbeersauce. Mmmh, voll legga!


 


Immer mehr Dorfbewohner und Gäste fanden sich auf dem kleinen Rasenplatz ein. Einige Frauen und Kinder trugen
traditionelle Kleidung und zwei davon waren damit beschäftigt, die letzten Blumen und Zweige am Baum anzubringen.


 


 


 


 


  


Eine kleine Fiedelband fing an zu spielen und der Akt der Baumaufstellung begann. Nach einer halben Stunde war es
geschafft und das Ding stand sicher an Ort und Stelle.


 


 


 


Anschließend folgte eine längere Rede. Keine Ahnung, wovon die gute Dame sprach. Höflich applaudierten wir am
Ende aber mit. Dann folgten die Tänze um den Baum.


 


 


 


Ach, was war das nett dort! So haben wir uns das vorgestellt. Nicht zu vergleichen mit der Massenveranstaltung
gestern. Im direkten Vergleich kann man Mittsommer im Sammilsdal echt vergessen.

Als die Tanzerei nach ca. einer halben Stunde vorbei war, setzte erneut Regen ein. Na, zum Glück hatte es sich so
lange gehalten. Schnell huschten wir ins „Gemeindehaus“ und quatschen eine Weile bei Kaffee und Kuchen mit zwei
netten Stuttgartern. Die Beiden waren mit Baby Max zwei Monate auf Tour durch Deutschland, Dänemark und
Schweden. Als wir ihnen von Norwegen vorschwärmten, kamen sie ins Grübeln, ob sie ihre Tour nicht lieber dort
ausklingen lassen sollten, statt jetzt noch in Schweden zu bleiben?!

Als der Regenschauer vorüber war, spazierten Tom und ich noch eine Runde durch das schöne Dörfchen. Es war
richtig idyllisch und so schön ruhig dort.


 


 


 


Wieder am Womo angekommen, chillten wir ein wenig. Der Reisebericht wollte geschrieben werden und Tom freute
sich über den funktionierenden Fernseher und schaute „Fußball“!
Zwischendurch klopfte es an der Tür und die norddeutsche Johanna stand ratsuchend davor. Ihr Hund Ella würde
das Futter nicht mehr fressen, sondern nur noch die Leckerchen und alles was vom Tisch kommen würde. Sie sei
schon ganz dünn geworden und da wir ja auch einen Hund hätten…? Ääh, nee! Das Womo mit den Pfotenaufklebern
war nur geliehen.


 


Um kurz vor 20:00 Uhr machten wir uns noch mal auf. Am alten Gerätehaus der Feuerwehr sollte eine Dorfparty
steigen. Die wollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal die Sonne wieder schien. Meine Güte, heute war echt
Aprilwetter!


 


 


Der Pizzastand war unsere erste Anlaufstelle. Es gab Pizza Hawaii und Pizza Capricciosa zur Auswahl. Na, da nahmen
wir doch mal beide und dazu eine süße Brause und ein 2,8 % „Bier“. Nach ein paar Minuten brachte eine junge Frau
uns die dünnen flammkuchenähnlichen Pizzen aus dem Holzofen, die richtig köstlich waren.


 


Johanna und ihr Mann Holm mit Ella gesellten sich zu uns. Sie wollten aufgrund von Ellas Appetitlosigkeit dann
morgen doch lieber Richtung Heimat aufbrechen und nicht wie geplant noch drei Wochen durchs Land fahren.
Neben unserem Tisch saß die braunhaarige Heike, deren Namen wir nur wussten, weil ihr Mann mehrfach lautstark
hinter ihr herrief! Nach einer Weile wurde uns das Gespräch mit Holm etwas zu anstrengend und wir verabschiedeten
uns höflich von den beiden.

Alleine drehten wir lieber noch eine Runde über den kleinen Platz. An einer roten Häuserwand wurde Bingo gespielt
und an der Ecke stand eine Eishockeytorwand, an der sich die Kinder vergnügten. Gegenüber konnte man am
Glücksrad drehen und im alten Gerätehaus spielte eine super Jazzband, zu der einige Leute tanzten. Die Sonne ging
langsam unter und die Stimmung war grandios.


 


 


Einzig die Mücken nervten ein bisschen. Diese kleinen Scheißviecher! Um 22:30 Uhr waren wir wieder am Womo
und warfen sofort die Heizung an. Draußen hatte es gerade mal noch 11°C und mir war eiskalt! Eingekuschelt
schauten wir noch ein wenig Fernsehen und gingen gegen 0:00 Uhr ins Bett.

Kilometer: 50
Wetter: 17°C / Regen-Sonne-Wolken-Mix
 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 4

Übersicht

Tag 6