22.06.

So wirklich hatte ich mich noch nicht an das Bett gewöhnt und schlief wieder recht unruhig. Tom rutschte nur seine
Decke ein paar Mal weg und fiel zu Boden, sonst schlummerte er prima.
Unsere kleine Dusche war so super, dass ich sie auch wieder benutzte. Mein Mann schlich lieber über den noch
verschlafenen Campingplatz und testete eine der kostenlosen Nasszellen dort.
Zufrieden kam er zurück und gemeinsam frühstückten wir im Fahrzeug. Draußen schien zwar die Sonne, aber es
war so gut wie windstill und das rief die Mücken auf den Plan! Der geräucherte Fisch von der ersten Bude gestern
schmeckte superlecker, nur die schwedischen Aufbackbrötchen waren noch verbesserungswürdig.

Das Womo hatten wir an diesem Morgen bereits schneller abfahrbereit und so waren wir um 9:00 Uhr wieder „On
the Road“. Unser Weg führte uns etwas weiter ins Landesinnere Richtung Ryd. Die Getreidefelder wichen großen
Wäldern und die Mohnblumen tauschten ihre Plätze mit nicht minder schönen Lupinen.

Nach einer guten Stunde erreichten wir den Autofriedhof im Kyrkö Mosse. Dort im Moor begann 1935 eine
besondere Geschichte, welche wahrscheinlich 2050 enden wird. Der Schwede Åke Danielsson kaufte vor 82 Jahren
das Stück Moor und begann damit, Torf abzubauen. Nach dem zweiten Weltkrieg erkannte er die Chance sich dem
immer größer werdenden Autoboom anzuschließen. Aber statt neue Autos zu kaufen, sammelte er die
liegengebliebenen und verlassenen Fahrzeug am Straßenrand ein und schlachtete sie aus. Gewinnbringend verkaufte
er dann die Ersatzteile.
Anfang der 90er war Åke zu alt für diese Arbeit und zog in ein Altersheim. Seine Schrottautos blieben jedoch im
Moor zurück. Nach seinem Tod wurde heftig über den Autofriedhof diskutiert und erst 2001 kam man zu der
Entscheidung, dass die Autos bleiben dürfen wo sie sind. Zumindest bis 2050. Denn bis dahin, so hofft man, hat die
Natur die 150 Wracks überwuchert. 

 

 


 


 


 


 


Der Ort hatte die unglaubliche Stille und Ruhe eines normalen Friedhofs. Leise schlichen wir von Rostlaube zu
Rostlaube. Die Natur war auf dem besten Weg sich das Gelände zurückzuerobern. Da lag ein VW Käfer, halb im
bewaldeten Moor versunken und auf einer Hutablage wuchsen kleine Tannen. Die ursprünglichen Autofarben waren
nur noch an wenigen Modellen erkennbar.


 


 


 


 


 


 


 


 


An einem kleinen LKW oder besser gesagt, das was davon noch übrig war, hörte ich leises Baby-Vogelgezwitscher.
Dem Geräusch ging ich vorsichtig nach und fand im alten Tank ein Meisennest. Erwartungsvoll piepten mich die
Kleinen an. Wie süß!!


 


Gemütlich spulten wir die nächsten Kilometer ab. Vorbei an Seen mit kleinen Inselchen, dichten Wäldern und durch
Mini-Ortschaften. Nett, aber auch ein wenig eintönig.


 


In Växjö kauften wir Grillfleisch für den Abend und einen neuen Thermobecher für mich. Aus dem alten Becher hatte
ich immer Kaffee getrunken und deshalb schmeckte mein heißgeliebter Tee daraus jetzt auch nach Kaffee! Es
musste also ein neuer Becher her.
In einer Eistruhe an der Kasse entdeckten wir „Bubbies Mochi Ice Cream Hawaii“. Mmh, Erinnerungen kamen hoch!
Diese Mochiteile kannten wir doch aus unserem Hawaii-Urlaub und da hatten sie uns nicht geschmeckt. Aber so? Als
Eisvariante? Jeder suchte sich eins aus und im Womo wanderten die Dinger rasch in unseren Mund. Wow, die waren
echt klasse! Innen Eiscreme und nur von außen eine dünne Schicht Mochi, die super gegen klebrige Eisfinger half. Die
Dinger wird es auf jeden Fall noch einmal geben. 


 


Das nächste Ziel auf meiner Karte war Bullerbü. Gute 130 km trennten uns von dem Drehort der Serie „Die Kinder
von Bullerbü“. Auf halber Strecke legten wir eine Imbisspause ein. Die geräucherten Garnelen von gestern wollten
gegessen werden. Yummy!

Dann ging es weiter, vorbei an Wäldern, durch Wälder durch und neben Wäldern her… Hatten wir einen Wald
verlassen, folgte auch gleich der Nächste.
Auf der Suche nach Michel durchquerten wir Lönneberga. Der Lausbub hatte sich aber scheinbar aus dem Staub
gemacht und war nicht aufzufinden.


 


 


Kurz nach 15:00 Uhr erreichten wir das Dorf Bullerbü, das eigentlich Sevedstorp heißt. Es diente Astrid Lindgren als
Vorlage für ihre Bücher und war 1986 auch Drehort für die Verfilmung der Geschichten. Es war so hübsch dort.
Bienen summten in den Blumen, der Geruch von frisch gemähtem Gras lag in der Luft und die roten Holzhäuser vom
Nord-, Mittel- und Südhof leuchteten in der Sonne. Geht es bitte noch schwedischer?


 


 


 


 


 


Mit einer Tasse Kaffee und einem Stückchen Kuchen genossen wir eine Weile die herrliche Ruhe dort und ließen uns
die Sonne ins Gesicht scheinen.

Teils über Schotterpisten düsten wir weiter zur dicksten Eiche Schwedens. Sie hat einen Durchmesser von 14 Metern
und man schätzt ihr Alter auf ca. 1000 Jahre. Damit ist sie eine der ältesten und größten noch lebenden Eichen
Europas. Was sie wohl erzählen würde, wenn sie könnte?

Leider ist die alte Eiche stark angegriffen. Vor einigen Jahren befiel der Eichenwickler, eine Schmetterlingsart, den
Baum und verursachte große Schäden. Zudem war das alte Metallband, welches den Stamm zusammenhielt,
schlecht für den Nährstofftransport zwischen Wurzeln und Kronen. Eine Pilzerkrankung gab der Eiche den Rest. Auch
wenn das Metallband mittlerweile durch ein schonenderes Stahlseil ersetzt worden ist und man auch mit
Rindenmulch und Algenextrakten versucht den Baum zu retten, sahen wir nur an wenigen Ästen grüne Blätter.  


 


Für mich war das ein trauriger Ort. Ich hatte das Gefühl, ich gucke der alten Eiche beim Sterben zu. Hoffentlich
übersteht sie noch viele Winter!

Über die engen Schotterpisten zu fahren, war viel interessanter als über die langweilige Schnellstraße zu brettern.
Die ganze Zeit über hielten wir nach Elchen Ausschau und ich bin mir sich, wir sind an mindestens drei Exemplaren
vorbeigefahren ohne es zu merken.


 


Um noch ein paar Kilometer zu machen, stiegen wir nach einer Weile aber wieder um auf die Schnellstraße. Für den
morgigen Abend hatte ich ja einen Stellplatz in Leksand reserviert und bis dahin waren es noch gute 400 Kilometer.
Ein paar davon wollten wir an diesem Tag noch schaffen. So düsten wir noch bis nach Motala am Göta-Kanal.

Der Kanal ist 190 km lang und wurde von 1810 bis 1832 erbaut. Er hat 58 Schleusen und sein höchster Punkt liegt
bei knapp 92 m ü.d.M..
Keine 30 Meter vom Kanal entfernt fanden wir einen netten und ruhigen Stellplatz. Es gab zwar keine Ver- und
Entsorgestation, dafür aber Strom.


 


Da das Wetter es wieder zuließ, wurde natürlich gegrillt mit leckerem Melone-Gurke-Feta-Salat. Hocherfreut wurden
wir dabei von keiner einzigen Mücke belagert und das obwohl sich in Sichtweite der Borensee befand. Seltsam, ob es
an unserer Knoblauchsauce lag?! *hihi*

Satt spazierten wir noch eine Runde durch den Ort und schauten auch am See vorbei. Sehnsüchtig beobachtete Tom
die Wasseroberfläche. Kleine Fische sprangen aus den dunklen Fluten. Es sah fast so aus, als wenn sie ihn auslachen
wollten. „Ätsch, du darfst hier nicht angeln“, hörte man sie förmlich rufen.


 


 


Im Womo machten wir es uns noch gemütlich, bevor wir gegen 22:30 Uhr ins Bett verschwanden.

Kilometer: 390
Wetter: 19°C / Sonne-Wolken-Mix
Übernachtungsplatz: Motala (20 € nur Strom)
58°33'20.5"N 15°04'43.2"E
 

 

 

 

 

 

 

 

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