01.09.

Die Nacht war eigentlich ganz gut. Deshalb waren wir um 4:50 Uhr, als der Wecker schellte, auch relativ fit. Ich warf
noch einmal einen kritischen Blick auf die Wettervorhersage. So wie es aussah, hatte „Madeline“ an Geschwindigkeit
verloren und war nur noch ein Tropischer Sturm, der südlich an Big Island vorbeizog. Hoffentlich blieb es auch so.
„Lester“ lag mir allerdings noch im Magen…

Sahit wartete dann überpünktlich um 5:45 Uhr vor dem Hotel und begrüßte uns fröhlich. Beim Einsteigen hatte Tom
dann die ganze Türdichtung in der Hand. Haha! Es war wieder sehr lustig mit Sahit. Um 6:10 Uhr hatten wir den
Flughafen erreicht und konnten auch sofort bei Hawaiian Airlines einchecken. Die nette, etwas füllige Dame am
Schalter hatte eine hübsche Blume im Haar und die Ruhe weg. Allerdings war das sehr angenehm.

An der Sicherheitskontrolle leuchtete mein mit Metallapplikationen versehenes T-Shirt rot auf. So bekam ich eine
Extrabehandlung inklusive Drogenschnelltest an den Händen. Da überlegt man echt kurz: „Was habe ich gerade alles
angefasst?“. Na, wohl zum Glück nichts Schlimmes, denn ohne Beanstandungen konnte ich weitergehen.

Tom brauchte jetzt erst mal einen Kaffee und etwas zum Frühstücken. Ich wollte lieber bis zum Flug warten und
mümmelte nur eine Banane. Anschließend machten wir uns mit dem Zug auf zum Gate S12, von dem aus wir recht
pünktlich um kurz nach 9:00 Uhr starteten. Unsere Premiumsitze waren völlig ausreichend für die 5 Stunden und 20
Minuten. Wir hatten genügend Platz zum Vordermann und auch zur Seite.

 

 


 


Auf den Sitzen lagen schon kleine Kissen und Decken für uns bereit. Letztere brauchte ich auch dringend. Was war
das kalt in dem Flieger. Bis zur Nasenspitze hüllte ich mich in die leider recht dünne Decke ein und beobachtete
ungläubig den Herrn in kurzer Hose vor mir. Wenn ich eine Skihose dabei gehabt hätte, glaubt mir, ich hätte sie
angezogen. Selbst Tom, dem sonst immer warm ist, zog die Decke so hoch es ging. Amüsiert schauten wir so den
kleinen Film über die Sicherheitsanweisungen an Bord. So ein schönes Filmchen hatten wir noch nie gesehen. Da
tanzte eine hübsche Hawaiianerin am Strand die Lage der Notausgänge, eine Familie demonstrierte auf dem 3055
Meter hohen Haleakalā wie man die Sauerstoffmasken benutzen sollte und eine Gruppe Surfer erklärte, wo die
Schwimmwesten waren. Total toll!


 


Nach einer Stunde wurde das Essen serviert. Mmmh… Memo an mich: Neben dicken Sachen auch etwas zu Essen
mitnehmen oder vorher was essen! Lecker war es, aber wir hätten das Gleiche auch noch mal futtern können.
Aus dem O-Saft fischte ich dann erst mal die vielen Eiswürfel! Die hatten sie bestimmt hinten von der Kabinenwand
gekratzt! *zitter*


 


Nach einem heißen Kaffee nahmen wir auch gleich noch einen heißen Tee hinterher und auf der Toilette ließ ich einige
Minuten lang warmes Wasser über meine Hände laufen. Dann wurde es allmählich etwas besser. Während Tom eine
Reportage über Hawaii schaute, kuschelte ich mich an ihn und schlief irgendwann ein.

Mit kalter Nase wurde ich wach. 2,5 Stunden musste ich es aber noch aushalten. Fröstelnd schrieb ich am
Reisebericht, aber je näher wir Hawaii kamen, desto wärmer wurde es im Flugzeug. 90 Minuten vor der Landung
war die Temperatur auf „ich-halte-es-jetzt-so-gerade-ohne-Winterjacke-aus“ angestiegen. Vielleicht lag es aber
auch an dem leckeren alkoholischen Koloa Rumpunsch, den wir serviert bekamen? Egal, die Decke wanderte von der
Nase zum Bauchnabel runter und nach einer halben Stunde lag die Decke sogar ganz hinter uns. Warum nicht gleich
so? Mit Normaltemperatur füllten wir den kleinen Einreisezettel aus.


 


Um 11:30 Uhr setzte der Pilot zum Landeanflug an und wir konnten einen ersten Blick auf Oʻahu werfen. Das da
unten war wirklich Hawaii!! Was war ich aufgeregt, mein Herz schlug mir bis zum Hals!


 


 


10 Minuten später landeten wir im 50. Bundesstaat der USA. Leider standen wir noch 30 Minuten auf dem Rollfeld
rum, ehe wir mit eigenen Füssen Hawaii betraten. Die Luft war schwülwarm und ein leichter Wind wehte.


 


Im megagut gekühlten Flughafengebäude angekommen, standen wir erst mal suchend nach dem richtigen
Gepäckband dumm rum. Vier Amerikaner gesellten sich zu uns und waren genauso hilflos. Hatte die Stewardess
nicht B1 gesagt? B fanden wir aber nirgends… Da half nur fragen und wir wurden ans andere Ende des Flughafen
geschickt. Wirklich am allerletzten Ende fanden wir dann schließlich B1 und warteten bei gefühlten Minusgraden auf
die Koffer. Warum kühlen die nur alles so runter?

Vor dem Gebäude stiegen wir in den Shuttlebus, der uns zur Alamo Vermietstation brachte. Dort erledigten wir den
Papierkram und konnten uns dann draußen auf dem Parkplatz einen Wagen aussuchen. Die Autos standen nach
Kategorien geordnet und der Schlüssel steckte. Wir entschieden uns für einen gelben Honda.


 


Vorsicht! An allen Stationen wurde versucht, uns ein Upgrade für eine bessere Klasse aufzuschwatzen. Natürlich nur
gegen Bezahlung. Beim ersten Mal haben wir uns noch belabern lassen, das kostete uns dann aber auch 150 €
extra! Ärgerlich!

An der Ausfahrt wurde dann nur noch kontrolliert, ob wir auch die richtige Kategorie gewählt hatten. Na sicher, aber
so ein Ford Mustang Cabrio wäre bestimmt auch nicht schlecht gewesen. Packt übrigens die Papiere, die ihr am
Schalter bekommt, nicht in den Rucksack oder so. Die braucht ihr bei der Ausfahrt vom Gelände wieder! Ich musste
nämlich erst im Kofferraum rumsuchen, wo ich die Zettel verstaut hatte…

Mit der App „maps.me“ fanden wir beim zweiten Anlauf auch Pearl Harbor, DIE Sehenswürdigkeit auf Oʻahu. Zuerst
war die Routenplanung etwas mit den übereinanderliegenden Straßen und Brücken überfordert. Kurz vor 14:00 Uhr
kamen wir dann am Hafen an. Und da sahen wir sie zum ersten Mal in diesem Urlaub: Die Japaner! Genauer gesagt
Unmengen von Japanern. Was macht dieses sonnenscheue Volk nur im Aloha-State? Zu lustig, wie einige versuchten
die teuflischen Sonnenstrahlen nicht an ihre schneeweiße Haut zu lassen. Da wurden Regenschirme
zweckentfremdet und Handschuhe und breite Hüte getragen.

Gar nicht lustig, sondern furchtbar, war hingegen der morgendliche Angriff der Japaner am 07.12.1941 auf die US-
Pazifikflotte, die dort im Hafen lag. Dabei starben 2403 US-Amerikaner. Berührt spazierten wir umher und schauten
uns die vielen Schilder mit Erklärungen und Gedenktafeln an. In einem kleinen, sehr interessanten Museum gab es
auch noch einen kurzen Film.


 


 


 


 


Zum USS Arizona Memorial fuhren wir allerdings nicht rüber. Dafür sahen wir uns mit einem Audioguide bewaffnet
die U.S.S. Bowfin, ein altes U-Boot, an. Im Innern hingen Ventilatoren, wodurch es dort wirklich erträglich war. Die
interessante Besichtigung kostete 12 USD (10,60 €). 


 


 


 


 


 


 


So langsam wurde unser Hunger immer größer und wir steuerten „Helenas Hawaiian Food“ an.
 
Dort bestellten wir Kalua Pig (cooked in imu). Imu ist die hawaiianische Bezeichnung für einen Erdofen. Das
Schweinefleisch wird in Bananenblätter gewickelt und für ca. 8 bis 9 Stunden im Erdloch gegart. Danach wird das
sehr weiche Fleisch auseinandergerissen. Ähnlich wie beim Pulled Pork.
Dazu noch „Fried Ahi“, frittierter Thunfisch und Short Ribs Pipikaula Style (kleine Rippchen). Als Nachtisch gab es
Haupia, einen Kokospudding. Alles sehr lecker. Helenas Tochter erzählte uns, dass die dort ausliegende Speisekarte
noch die ist, die ihre Mutter vor 70 Jahren geschrieben hat. Wer mit Einheimischen lecker essen möchte, sollte das
kleine unscheinbare Lokal unbedingt besuchen.


 


 


Um 17:00 Uhr kamen wir dann in unserem kleinen, runden Hotel direkt am Strand an. Im Fernsehen verfolgten wir
etwas beunruhigt die Wettervorhersage. Von „Madeline“ ging zwar keine Gefahr mehr aus, aber „Lester“ wurde als
Hurrikan Stufe 3 deklariert und sollte am Samstag die Inseln treffen! Super…! Sonntagmorgen wollten wir nach
Kauaʻi fliegen. Das könnte ein unruhiger Flug werden.


 


 


 


Na, wir mussten es abwarten. Hatten wir doch eh keine andere Möglichkeit. Etwas nachdenklich gingen wir vor dem
Hotel über die Straße und standen direkt am weltberühmten Waikiki Beach. Der schmale und stets belebte Strand
liegt direkt an der vielbefahrenen Straße und im Hintergrund türmen sich die Hochhausbauten. Schön ist was anderes.
Aber wir waren hier! Auf Hawaii! In Honolulu! Am Waikiki! Irgendwie konnte ich es gar nicht richtig glauben und kniff
mir in den Arm. Aua! Doch kein Traum… Zum Glück!


 


 


 


Jeden Abend zwischen 18:00 und 18:30 Uhr findet schräg gegenüber von unserem Hotel eine kostenlose Hula
Show statt. Direkt neben dem großen Banyan Baum, aus dem tausende von Vogelstimmen kamen. Nur zu sehen
war kein einziger Piepmatz. Die hatten sich wirklich gut zwischen den Blättern versteckt.
Wir gesellten uns zu den anderen, bereits wartenden Zuschauern und um 18:30 Uhr ging die Hula Show los. Die
herrliche hawaiianische Musik, dazu ein schöner Sonnenuntergang – es war perfekt!


 


 


 


 


 


 


Nach der tollen Vorführung bummelten wir noch die Straße in Waikiki entlang. Es herrschte sehr viel Trubel,
hauptsächlich waren Asiaten unterwegs. Die Luft war angenehm warm und es wehte ein kräftiger Wind. Die
Vorboten von „Lester“? Vor den Geschäften standen auf jeden Fall schon mal gut gefüllte Sandsäcke…


 


 


An einigen Ecken gab es tolle Straßenmusik und unter den beleuchteten Palmen brannten Fackeln.
Die klimatisierten Geschäfte hatten ihre Türen fast alle weit geöffnet, so dass eiskalte Luft auf die warme Straße
strömte. Was für eine Energieverschwendung!
Wäre es nicht so voll gewesen und wären wir nicht so müde gewesen, hätte uns der kleine Bummel mit Sicherheit
besser gefallen. Aber so waren wir froh, um 20:30 Uhr wieder auf dem Zimmer zu sein. Tom schlief dann auch
relativ schnell ein. Ich überspielte noch die Bilder des Tages, schrieb am Bericht und den Freunden zuhause eine
WhatsApp. Um 23:00 Uhr schnarchte ich dann aber auch vor mich hin...

Kilometer: Flugzeug 4313; Auto 34
Wetter: 32°C, bedeckt mit etwas Sonne
Unterkunft: Aston Waikiki Circle Hotel (196 USD; 176 € pro Nacht) Parken pro Tag in der Tiefgarage 22 USD (20 €)
 

 

 

 

 

 

 

 

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