05.07.

Nach einer durchschlafenen Nacht verabschiedeten wir uns von dem schönen Undredal. Kurz nach dem Abzweig auf
die E16 verschluckte uns dann der 11 Kilometer lange Gudvangatunnel. Eine finstere diesige Röhre, in der es auch
noch mehrere Baustellen gab. Nicht schön zu fahren.

Als der Tunnel uns wieder ausspuckte, blinzelten unsere Augen vom grellen Sonnenlicht. Vorbei am kristallklaren
Wasser eines Flusses tuckerten wir zum Stalheim Hotel hoch. Die Aussichtsterrasse ist eigentlich erst ab 10:00 Uhr
für Besucher offen. Die 40 Minuten wollten wir aber nicht warten und gingen trotzdem mal ins Hotel rein. Und siehe
da, die Türen nach draußen waren bereits weit geöffnet.

Leider war das Fotolicht recht schlecht. Die Sonne stand noch nicht hoch genug und im wunderschönen Nærøytal
hing auch noch der Morgendunst fest. Aber das ist Stöhnen auf hohem Niveau, es war traumhaft dort!

 

 


 


Im kleinen Hotel-Souvenirshop erstanden wir ein paar Kleinigkeiten und die obligatorischen Urlaubs-T-Shirts für Tom.

Als wir den Aussichtspunkt Richtung Vossevangen (oder Voss) verließen, wurde die Landschaft schlagartig sanfter.
Immer mehr Felder und Bauernhöfe tauchten auf. Die schroffen hohen Felswände hatten sich in bewaldete Hügel
verwandelt. Am spiegelglatten Oppheimsvatnet und an den Kaskaden ein Stückchen weiter hielten wir kurz.


 


 


Als wir den über mehrere Kaskaden fließenden Tvinnefossen ansteuerten, traf uns fast der Schlag. Sieben Reisebusse
quetschten sich auf dem kleinen Parkplatz und unzählige Touristen wuselten wie Ameisen um den schönen Wasser-
fall herum. Vor Jahren war es dort noch wesentlich ruhiger gewesen. Nee, es gibt wirklich Orte, die sollte man nicht
mehr ansteuern, wenn man schon einmal dort war.

Besonders regt mich die Ignoranz mancher Menschen auf. Am Eingang gibt es extra ein Schild auf dem steht, dass
man die Lage der Steine im Bach und am Wasserfall bitte nicht verändern soll und auch keine Steine mitnehmen darf.
Und was machen die Idioten?? Bauen beknackte Steintürmchen und fischen Steine aus dem Wasser und nehmen sie
mit! Das war nicht förderlich für meinen Blutdruck! *grummel*


 


Etwas angenervt ging es weiter. Die Bekloppten schnell vergessen, erfreuten wir uns doch lieber an der Landschaft.
Fliegenfischer standen im Fluss, in der Luft lag leichter Stallduft und die Sonne lachte vom fast blauen Himmel.

In Voss erledigten wir ein paar Dinge von unserer To-do-Liste. An der YX-Tankstelle wurden die Womo-Tanks geleert
und gefüllt. Im benachbarten Coop kauften wir für unser Abendessen ein und endlich bekam ich auch wieder die
leckeren „Rosinboller“. Bei Biltema, einem Geschäft für Werkzeuge, Haushalt, Freizeit und Auto- und Bauzubehör,
besorgten wir noch eine Flasche Sanitärzusatz für die Toilette. Als wir den Laden verließen, war es so warm
geworden, dass ich mich dazu hinreißen ließ T-Shirt und 3/4-Hose anzuziehen.


 


Als wir alles erledigt hatten, fuhren wir zur Schlucht  Bordalsgjelet. In jahrtausendlanger Arbeit hat sich das Wasser
durch das Gestein gefressen.

Ein etwas holpriger Weg führte uns am Abgrund entlang und wir konnten den Boden der Schlucht kaum sehen. Nur
das Rauschen des Wassers war zu hören. Von den grünbewachsenen Wänden tröpfelte es leicht und ein paar Mal
musste ich meine Brille wieder trocken machen. 


 


 


Wir verließen Voss auf der Rv13 und cruisten zum nächsten Wasserfall, dem Skjervsfossen. Aus einer Höhe von 150
Metern stürzten die Wassermassen den Fels hinunter. Dabei geben sie ein fast noch schöneres Bild ab als der
Tvinnefossen. Und das Beste, es waren so gut wie keine anderen Besucher dort. Außer einigen elenden Midges…


 


 


1,5 Stunden hielten wir uns an dem schönen Plätzchen auf. Machten Fotos, liefen durch den feinen Nieselregen, den
der Wasserfall erzeugte und beobachteten wie sich immer wieder ein neuer Regenbogen davon bildete.


 


 


Fenster im Womo runter, Musik an und ab ging es weiter. Den Tunsbergtunnel klemmten wir uns und fuhren lieber
außen herum über die alte Straße. Das war viiiiel schöner!


 


 


Um den 7,5 km langen Vallaviktunnel kamen wir aber leider nicht drum herum. Mittendrin gab es sogar einen
Kreisverkehr und am Ende fuhren wir direkt auf die Hardanger-Hängebrücke. Kurz konnten wir die tolle Aussicht
genießen, bevor wir am Ende der Brücke schwups wieder in einem Tunnel verschwanden…


 


 


Dann verließen wir die Rv13 und bogen auf die Rv7 ab. Gemächlich ging es am schönen Hardangerfjord vorbei.


 


Irgendwie war heute Wasserfalltag. Noch einen hatte ich nämlich auf meiner Karte markiert und zwar den
Vøringsfossen, Norwegens höchsten Wasserfall. Bis dorthin mussten wir aber natürlich noch einige Tunnel passieren.
Einer davon führte uns in einer irren fast 360°-Kurve nach oben. Respekt an die Tunnelbauer!


 


An dem offiziellen Aussichtspunkt „Vøringsfossen“ fuhren wir allerdings vorbei. Da waren wir nämlich vor 14 Jahren
schon und außer einer Menge Gischt sahen wir nicht viel vom Wasserfall. 

Nun ging es für uns zum Fossli Hotel gegenüber. Dieser Punkt ist perfekt. Von angelegten Plattformen blickten wir
herab in die tiefe Schlucht und auf die tosenden Wassermassen, die 183 Meter in die Tiefe rauschen.


 


Nach einem Kaffee und dem kurzen Nutzen des kostenlosen WLANs (Toilettenbenutzung kostete immerhin 1 €),
düsten wir wieder abwärts.

Über eine teilweise enge, einspurige Straße rollten wir am Hardangerfjord entlang. Es war bereits 18:30 Uhr, als wir
einen schönen Übernachtungsplatz direkt am Fjord fanden.


 


Ein Womo aus Potsdam mit einer kleinen Familie an Bord hatte sich auch dort eingefunden und einen der drei
Picknicktische belegt. Als wir mit dem Kochen endlich fertig waren und den letzten Tisch in der Sonne besetzen
wollten, hockte dort bereits ein älterer Mann. Klammheimlich muss er sich an uns vorbeigeschlichen haben und
genoss nun sein Feierabendbier in der warmen Abendsonne. Toll! So blieb uns nur der Schattentisch… Machte aber
nix, nach dem Essen schnappte Tom sich zwei Dosen Krombacher und wir hockten uns einfach zu ihm.

Manne strahlte übers ganze Gesicht, als Tom ihm das deutsche Bier reichte. „Bis zu meinem 18. Lebensjahr habe
ich in Deutschland gelebt. Nun bin ich seit vielen Jahren wieder hier und arbeite als Zimmermann“, sprudelte es aus
ihm heraus. 

Nach kurzer Zeit kamen auch Anne, Ali und Sohn Nico (die Familie aus Potsdam) zu uns rüber und wir quatschten
bei kalten Getränken über Gott und die Welt. Was war das nett! Der Norweger erzählte von dem Wasserkraftwerk,
welches oben auf dem Berg war und nun in diesen verlegt worden war. Die alten Rohre am Felsen wurden gerade
demontiert. Auch vom alten Sägewerk am Ufer berichtete er, dort wurden früher Langboote gebaut. Als Tom Manne
fragte, ob dort vorne am Pier ein guter Angelplatz sei, brachte dieser nur ein: „Ja, für Vegetarier!“ raus. Muhahaha!

Als Manne sich verabschiedete, gingen wir mit Anne, Ali und Nico noch zu der Stelle die uns der Norweger zum
Angeln empfohlen hatte. Auf den von der Sonne noch warmen Steinen ließ es sich prima aushalten.

Der Mond ging über den Bergen auf und die Sonne verabschiedete sich auf der anderen Seite. Obwohl so gut wie kein
Wind da war, gab es auf der Wasseroberfläche ziemlich viele Wellen. Weiß der Geier, wo die herkamen?

Während Nico immer wieder neue Köder für Tom auswählte, versuchte Ali auch mal sein Anglerglück. Bei netten
Gesprächen verbrachten wir so den gesamten Abend.


 


 


 


Erst um kurz vor 0:00 Uhr waren wir wieder im Womo.

Schnell spülte ich noch die Reste vom Abendessen weg, machte mir eine Wärmflasche und dann gingen wir direkt ins
Bett. 

Kilometer: 216
Wetter: 23°C / Sonne
Übernachtungsplatz: Picknickplatz an der E7 bei Alvik
60°25′57.28″N 06°26′35.14″E
 

 

 

 

 

 

 

 

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