04.07.

Die letzte Nacht hatte ich megaschlecht geschlafen. Kurz bevor wir eindrusselten, nuschelte Tom noch in sein
Kissen: „Morgen bloß nicht verschlafen! Ich hab den Wecker hier nämlich noch nie gehört!“ und entschwand dann in
süße Träume. Super!! Durch seine Ermahnung wurde ich in der Nacht ständig wach und guckte erschrocken aufs
Handy! Immer mit der Angst im Nacken es nicht gehört zu haben. Danke Schatz!

Total zerknirscht stand ich dann aber pünktlich auf! Natürlich pünktlich! Wie jeden Morgen wurde ich vom „Morning-
Flower“-Alarmton aus dem Schlaf gerissen. Schon um 7:25 Uhr rollten wir dann nach Flåm. Aufgrund der frühen
Uhrzeit war es dort herrlich leer und ruhig. Unser Boot lag bereits am Pier und wir konnten sofort draufspazieren.
Die ehemalige Fähre war umgebaut worden. Auf dem alten Autodeck befand sich nun eine Cafeteria.

Wir setzten uns direkt nach ganz oben an die frische Luft. Eine leicht bekleidete Reisegruppe aus Polen und eine
Handvoll junger Japaner besetzten die übrigen blauen Plastikstühle neben uns. Nur etwa 20 Minuten nach der
Abfahrt war das zugige Oberdeck dann leergefegt und wir hatten es fast ganz für uns alleine. Alle waren nach drinnen
geflüchtet zu warmem Kaffee und Tee. Zum Glück waren wir so dick eingepackt.

Gemächlich glitt das Schiff über den glatten Fjord. Die Sonne krabbelte langsam über die Bergspitzen und wir
genossen die himmlische Ruhe an Bord.

 

 


 


 


 


Links kam das malerische Undredal in Sicht, unser wunderschönes Übernachtungsörtchen. Kurzerhand beschlossen
wir, dort noch eine Nacht zu bleiben und am heutigen Tag nicht weiterzufahren.


 


 


 


Vorbei ging es an den steilen Felswänden, die bis zu 1300 Meter weit aus dem Fjord hinaus ragen. Wie tief es wohl
unter der Wasseroberfläche runter geht? Keine Ahnung. Auf der linken Seite ging es auf jeden Fall 300 Meter hoch
zum alten Hof Stigen (norwegisch für Leiter). Nur über einen steilen Pfad mit einigen Leitern ist er zu erreichen. Auch
wenn man von dort oben bestimmt einen Wahnsinnsblick hat, zogen wir es vor, nicht dort hoch zu klettern.


 


 


 


Nach dem Einbiegen in den grünlich schimmernden Nærøyfjord, erblickten wir rechts den 575 Meter hohen
Lægdafossen (oder auch Sagfossen). Über mehrere Kaskaden fließt er hübsch den Berg runter.


 


Ebenfalls auf der rechten Seite tauchte das beschauliche Dorf Dyrdal auf. Auf dem Landweg kann man es bis heute
nur zu Fuß erreichen. Laut unserem Kapitän wurden die wenigen Einwohner dort wohl sehr alt. Ob es aber, wie
behauptet am guten Trinkwasser lag?! Oder doch eher an der Abgeschiedenheit und der Ruhe des kleinen Ortes?
Man weiß es nicht. Heute werden die Häuser überwiegend als Ferienhütten vermietet. 


 


 


 


 


 


Wir erreichten das Örtchen Bakka. An dieser Stelle ist der Fjord nur 250 Meter breit und 12 Meter tief.


 


 


Nach etwas über zwei Stunden erreichten wir Gudvangen. Bis auf uns zwei verließen alle anderen Passagiere das
Schiff. Der Kapitän bat uns dann auch runterzugehen. Erst als wir ihm unser Rückfahrtticket zeigten, grinste er und
funkte zu seinem Bootsmann runter, dass alles ok sei. „Das Leute eine Hin- und Rückfahrt buchen würden, kommt
äußerst selten vor“, erzählte er uns.


 


Leider gingen dann wesentlich mehr Passagiere an Bord, als es Leute verließen. Es wurde ganz schön drubbelig an
der Reling. Zum Glück hatten wir nun schon alles einmal gesehen und konnten die Rückfahrt entspannt angehen.
Sollten sich andere um die besten Fotografierplätze streiten. Wir chillten gemütlich in der Sonne und ließen die
atemberaubende Landschaft an uns vorbeiziehen.


 


 


 


 


 


 


Zwischendurch fragten wir den norwegischen Maschinisten des Schiffes, ob er wüsste, wie tief der Sognefjord sei, in
dessen Seitenarm wir uns befanden. Erst meinte Marius „500 Meter“, dann kam er aber grinsend nach ein paar
Minuten zurück und sagte: „Nee, Wikipedia behauptet es sind 1308 Meter!“ Die restliche Überfahrt verbrachten wir
mit dem blonden Mitte 30-jährigen vorne am Bug. Marius war jahrelang die Strecke Oslo – Kiel gefahren und nun
das erste Mal seit 14 Jahren wieder in Flåm. Wie lustig, wir waren auch vor 14 Jahren das letzte Mal in Flåm
gewesen.

Um 12:45 Uhr, nach fast 5 grandiosen Stunden an Bord hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen.

Nach einem kurzen Stopp im Coop, der gefühlt noch teurer war als die anderen Coopmärkte, fuhren wir zum
Otternes-Freilichtmuseum. Mühsam quälte sich das Womo den geschotterten Weg hoch und kam mit letzter Kraft
auf dem kleinen Parkplatz zum Stehen.

Das Museum besteht aus 27 Gebäuden, die zum Teil um 1700 erbaut wurden. Leider war dort niemand der uns
hätte herumführen oder zumindest eine Broschüre geben können. Alles wirkte verwaist und etwas herunter-
gekommen. Zwar konnten wir über das Gelände laufen, aber es wäre schön gewesen, zu den Nummern an den
Häusern eine Erklärung zu bekommen.


 


 


 


 


Einige der schweren alten Türen ließen sich öffnen und vorsichtig wagten wir einen Blick hinein. Aber außer wahllos
reingeworfener Werkzeuge, Müll und alter Sachen aus der Zeit, wo die Gebäude noch bewohnt waren, sahen wir
nichts Interessantes. Aber der atemberaubende Blick auf Flåm und den Fjord entschädigte für die entgangenen
Hintergrundinfos.


 


 


 


 


 


Ob das Museum wohl noch einmal öffnen wird? Wir wissen es leider nicht.

Gegen 15:00 Uhr kamen wir wieder in Undredal an und bummelten ein wenig zwischen den hübschen Holzhäusern
umher. Natürlich endete unser Spaziergang im Fjordcafé bei einer Tasse Kaffee. Bald darauf hing auch Toms Angel
mitsamt Köder wieder im Wasser. Ach, es war einfach herrlich dort!


 


Zum Abendessen gab es dann aber wieder „gekauften“ Fisch vom Grill. In diesem Jahr wollten die Tiere einfach nicht
anbeißen. Ein Glück für sie!

Nach der letzten schlechten Nacht verschwanden wir hundemüde bereits um 22:00 Uhr im Bett… schnarch…

Kilometer: 36
Wetter: 18°C / Sonne-Wolken-Mix
 

 

 

 

 

 

 

 

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