03.07.

Leise tröpfelte der Regen aufs Dach, als ich unter der kuscheligen Bettdecke wach wurde. Dazu plätscherte der Fjord
auf die dicken Steine am Ufer. Ach, was war das doch gemütlich in unserer rollenden Unterkunft.

In Ruhe frühstückten wir und fuhren dann erst um 10:30 Uhr los. Wir machten uns auf nach Aurland. Aber nicht
durch den 24,5 Kilometer langen Lærdalstunnel, sondern über die alte Straße, die 243. Die war mit einer Gesamt-
länge von 48 Kilometer zwar deutlich länger, dafür aber auch deutlich schöner. Der Snøveg (Schneestraße) führte
nämlich über die Berge, rauf auf 1300 m über dem Meeresspiegel.

Über Serpentinen rollten wir gen Himmel. Meine Ohren knackten und der durchschnittliche Dieselverbrauch stieg auf
43 l / 100km! Neben uns rauschte ein Fluss den Berg runter und die Bäume wurden langsam weniger.

 

 


 


Als wir am Parkplatz „Vedahaugane“ ankamen, zeigte das Thermometer nur noch 7°C. Frierend suchten wir den
allerschönsten der schönsten Aussichtspunkte. So toll wurde der Platz zumindest in meinem Reiseführer angepriesen.
Aber Pustekuchen! Durch welche Brille der Autor die Umgebung wohl betrachtet hat? Man weiß es nicht, aber ich
würde sie mir gerne mal ausleihen.
Wer sich nicht gerade mit geschlossenen Augen in einem Helikopter zu dieser Stelle fliegen lässt, hat auf seinem Weg
zum „Vedahaugane“ schon mindestens 50 schönere Aussichtspunkte gesehen! Ich frage mich, ob der Autor
überhaupt jemals selber dort war...?! 


 


 


 


Der nächste Stopp lag noch mal ein paar Meter höher. Am Rastplatz „Flotane“ empfing uns ein eiskalter Wind. Er pfiff
uns um die Ohren und die Sonne wärmte nur minimal. Zu Top, Pulli und Fleecejacke warf ich mir auch noch meine
Winterjacke über und fühlte mich dann wie ein Michelin-Männchen. Hurra, Handschuhe gab es ja auch noch! Zum
Glück hatte ich die in der Jackentasche gelassen.


 


 


 


Die Strecke führte uns weiter durch eine karge, aber dennoch faszinierende Landschaft, in der nur die tapfersten und
stärksten Pflänzchen überlebten. Zwischen Geröllfeldern und Schneemassen streckten sie sich entschlossen in die
Höhe. Die Seen waren teilweise noch komplett mit Schnee bedeckt. Nur kleine Wasserlöcher darauf ließen überhaupt
erst vermuten, dass es sich um einen See handelt.


 


 


 


Irgendwann tauchten am Horizont schneebedeckte Bergrücken auf, die aussahen wie riesige schlafende Dalmatiner.


 


 


Dann ging es abwärts und der Druck auf den Ohren nahm wieder zu. Kurve für Kurve wurde der Schnee weniger und
das Thermometer stieg wieder an. Der Sommer kam zurück!


 


 


Am einzigartigen Aussichtpunkt „Stegastein“ bestaunten wir die atemberaubende Panoramaaussicht auf den
Aurlandsfjord. Gleitschirmflieger sausten geräuschlos durch die Luft und ich erfreute mich noch kurz am Ausblick von
der Damentoilette. Wo bitte hat man schon so einen Blick beim Minustanken?


 


 


 


Wieder auf Meereshöhe angekommen, hatte der Sommer uns wieder. Bei 16°C düsten wir erst mal an Flåm vorbei,
um in Gudvangen an der Shell das Womo mit Frischwasser zu versorgen und den Abwassertank und das WC zu
entleeren. Das war aber leider keine gute Stelle. Die zwei Abwassergullis waren so dicht an den Parkplätzen, dass
man so gut wie nicht ran kam, wenn diese belegt waren. Und auch die ekelige Entsorgungsstelle fürs WC… da schreib
ich jetzt lieber nix zu…

Zurück ging es wieder durch den schäbigen 11 Kilometer langen Gudvangatunnelen. Direkt dahinter bogen wir nach
Undredal ab. Vor dem idyllischen Ort stellten wir das Womo ab und spazierten zur kleinsten Stabkirche Norwegens.


 


Die weiße Holzkirche hat gerade mal Platz für 40 Personen und wurde vermutlich 1147 erbaut. Innen bewunderten
wir die alten Wand- und Deckenmalereien, verzichteten aber auf eine ausführliche Tour mit den zwei jungen
Norwegerinnen. Stattdessen krallten die Beiden sich das nächste Touristenpaar, welches zur Kirche spazierte und
überfluteten dieses mit ihren zahlreichen Infos.


 


 


 


Anschließend bummelten wir durch den hübschen Ort und fanden einen kleinen Wiesen-Campingplatz zwischen den
Holzhäusern. Da wir bis dahin noch keinen netten Übernachtungsplatz gefunden hatten und wir auch auf keinen Fall
auf dem riesigen Platz in Flåm stehen wollten, reservierten wir dort.


 


Allerdings mussten wir noch mal kurz nach Flåm zurück, um dort die morgige Bootstour in den Nærøyfjord zu
buchen. Er ist der schmalste Fjord der Welt mit Schiffsverkehr und Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

Schon von weitem sahen wir die „AIDAbella“ am Pier liegen. Über 2000 Passagiere hatte das große Kreuzfahrtschiff
an Land gespuckt und die wuselten nun im Hafen umher. Was war das furchtbar! 


 


Schnell huschten wir in die Touriinfo und reservierten zwei Tickets nach Gudvangen, dem Örtchen am Ende des
Nærøyfjord. 137 € (2 Personen) kostete uns die Hin- und Rückfahrt mit dem Schiff. Heftig! Wir hätten allerdings
auch mit dem Bus nach Flåm zurückfahren können. Das wäre dann billiger und schneller gewesen. Aber das wollten
wir nicht. Das Wetter sollte am nächsten Tag gut werden und wir lieben es einfach auf dem Wasser unterwegs zu
sein.

Nachdem wir die Tickets in den Händen hielten, flohen wir schnell vor dem Trubel und düsten zurück ins ruhige
Undredal. Auf dem Weg dorthin wurden wir allerdings jäh von einer Herde Ziegen gestoppt. Die trottete auf ihrem
Heimweg zum Stall gemütlich die Straße hinab. Egal, wir hatten Zeit und so schlichen wir 10 Minuten im
Ziegenschritttempo hinter und neben den Tieren her.


 


Auf dem Campingplatz hatte sich zwischenzeitlich ein anderes Wohnmobil auf den von uns ausgesuchten Platz
gestellt. Na ja, nahmen wir halt unsere zweite Wahl und platzierten uns direkt vorne an der schmalen Straße. Viel
Verkehr gab es in dem Örtchen ja zum Glück nicht.


 


Im Fjordcafé gegenüber setzten wir uns direkt ans Wasser und ließen die Seele baumeln. Es war so herrlich dort!


 


 


 


Die Womoküche blieb an diesem Abend kalt und wir bestellten im Café gedünsteten Lachs und Ziegenroulade. Beides
mit selbstgemachtem Kartoffelpüree und beides megalecker. Wir hätten das Gleiche sofort noch einmal bestellen
können. Stattdessen fielen wir aber lieber über die Dessertkarte her und futterten noch warmen Apfelkuchen mit
Vanilleeis und Pfannkuchen. Yummy!


 


Nach dem tollen Essen zog die „AIDAbella“ an uns vorbei und wir lauschten dem leisen Plätschern der Wellen unter
der Terrasse. Ansonsten war nicht viel zu hören, hatten wir diesen tollen Ort doch ganz für uns alleine.


 


Tom angelte noch eine ganze Weile vom Pier aus, während ich das kostenlose WLAN nutzte und einige WhatsApps
verschickte und Bilder bei Facebook hochlud. Nachdem auch der Reisebericht geschrieben war, widmete ich mich
wieder dem traumhaften Ausblick. Mittlerweile war eine kleine Reisegruppe einer Schlauchboot-Tour in dem Café
angekommen und belegte die übrigen Sitzplätze. Die Teilnehmer trugen Schwimmwesten und dicke Anzüge und
dunkle Skibrillen gegen den Wind. Von warmen Schuhen hielten einige aber nix und spazierten entspannt barfuß
umher. Au Backe!! Meine Füße wären sofort erfroren!

Zitternd und den Kragen meiner Winterjacke höher ziehend wand ich den Blick lieber ab und beobachtete die
Schwalben, die ihre Kreise über unseren Köpfen zogen. Auch die Sonne, die sich gerade verabschiedete, bot ein
schöneres Bild als die schneeweißen Käsemauken. Mir war zwar superkalt (und ich hatte Schuhe an!), aber ich
wollte einfach nicht weg von diesem wunderschönen Plätzchen. 


 


 


 


Erst um 22:30 Uhr zogen wir uns ins Womo zurück. Am nächsten Tag mussten wir früh raus, also gingen wir nach
einem leckeren heißen Solbærtoddy ins kuschelige Bett.

Kilometer: 118
Wetter: 5°C – 14°C / morgens Regen, sonst Sonne-Wolken-Mix
Übernachtungsplatz: Undredal Camping (24 € nur Wasser; Strom 5 €; Dusche 1 €)
 

 

 

 

 

 

 

 

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