11.09.

Um 8:20 Uhr fuhren wir los zum Flughafen. Aber nicht um wieder die Insel zu wechseln, sondern um Big Island von
oben zu betrachten. Bereits von Deutschland aus hatte ich einen Helikopterrundflug ohne Türen gebucht. Ein
bisschen nervös war ich ja schon, ein leichtes Magengrummeln hatte sich breit gemacht…

Nach dem Bezahlen (307 USD; 275 € pro Person) und Wiegen durften wir in die Gästelounge und schauten uns
einen interessanten Film über den Kilauea an. Bei einem Kaffee gab es dann eine Sicherheitseinweisung. Man erklärte
uns, wie wir zum Helikopter gehen sollen, wo wer sitzt, wie die Kopfhörer funktionieren usw.

Wir schoben uns noch ein Ingwerbonbon gegen Übelkeit in den Mund und dann ging es auch schon los zum Flugplatz.
Die Schwimmwesten wurden umgelegt (oh Gott oh Gott!), die Kopfhörer aufgesetzt und ich krabbelte als Erste in
den Heli hinter den Piloten Shawn. Tom saß dann hinten neben mir und wegen des Gewichtsausgleichs flog vorne
noch eine Mitarbeiterin mit. Als wenn die zierliche Frau uns hätte ausgleichen können! *muhahaha*

 

 


 


 


Dann hob der Heli ab. Das Gefühl, wenn der Boden sich immer weiter von einem entfernt, kennen wir ja aus dem
Flugzeug. Auch in Kanada sind wir schon mal mit einem Heli geflogen. Aber da?? Ohne Türen, das war ein völlig
anderes Gefühl. So frei, viel intensiver, es ist schwer in Worte zu fassen.

Direkt neben dem Flughafen liegt die Macadamia-Plantage von „Mauna Loa“. Es ist die Größte weltweit. Da waren
wir ja gestern. Aber erst jetzt konnten wir die Ausmaße sehen.


 


Der Wind um uns herum war heftig, aber dennoch gut zu ertragen. Weiter ging es zum Lava Fluss von 1960 um
Pahoa.


 


 


Shawn flog uns über das gigantische Lavafeld vom Pu'u 'O'o bis hin zum Ocean Entry, den wir ja gestern bereits vom
Boot aus sehen konnten. Wahnsinn! Wir brachten kein Wort heraus!


 


 


 


 


 


 


 


 


Der Flug ging weiter über das Lavafeld und Shawn flog etwas tiefer. Wie dickflüssiger Sirup hatte sich die Lava über
die Vulkanflanke bis zum Meer gewälzt. Direkt unter uns floss die Lava unterirdisch und wir konnten trotzdem die
enorme Wärme spüren. Unglaublich!
Dann sahen wir ein sogenanntes Skylight, ein Loch in der erkalteten Lava, durch das wir den heißen glühenden
Lavastrom beobachten konnten. Wow!


 


 


 


Wir drehten anschließend einige Runden über den dampfenden und qualmenden Pu'u 'O'o. Ein unglaublich tolles Gefühl
von oben in den kochenden Krater zu sehen, der seit 1983 aktiv ist.


 


 


 


 


 


 


 


 


Als letztes flogen wir über die atemberaubenden Wasserfälle in der Nähe von Hilo.


 


 


Nach 45 Minuten kamen wir wieder am Flughafen an und waren im wahrsten Sinne des Wortes „durch den Wind“.
590 Bilder habe ich in der Zeit gemacht und mindestens genauso viele Eindrücke mussten wir nun verarbeiten. Was
für ein wahnsinnig tolles und unvergessliches Erlebnis!


 


Am Auto mussten wir uns erst mal wieder sammeln und etwas frühstücken. Noch ganz aufgedreht quatschten wir
uns gegenseitig voll.
Nachdem wir uns halbwegs beruhigt hatten, machten wir uns wieder in luftige Höhen auf. Dieses Mal aber mit dem
Auto. Auf ging es auf die höchsten Berge der Insel, den 4.205 Meter hohen Mauna Kea. Über die stetig bergauf
führende Saddle Rd. steuerten wir aber zuerst den etwas kleineren Mauna Loa (4.169 m) an.


 


Vor dem Hügel „Pu’u Huluhulu“ bogen wir links ab auf die Mauna Loa Observatory Rd. Sie führte uns durch ein
riesiges Lavafeld mit unterschiedlichen Lavaarten. Einmal gibt es die Aʻā-Lava, die aus einzelnen zackigen Stein-
brocken besteht und dann die Pāhoehoe-Lava, die eher wie Pudding aussieht.


 


 


 


Die etwas unübersichtliche Straße schlängelte sich rauf und runter. Soweit wir gucken konnten, sahen wir nur Lava,
Lava, Lava! Mal dunkelbraun, mal fast schwarz. Dann wieder rötliche und auch hellblaue und graue Lava war zu
sehen. Dazwischen ein paar kleine zarte Pflanzen, die es irgendwie schafften dort zu überleben.


 


 


 


 


Je höher wir fuhren, desto kälter wurde es. Einige Male mussten wir anhalten und diese unwirkliche Szenerie auf uns
wirken lassen. Es sah aus wie auf dem Mond oder in Tolkiens „Mordor“. Dazu kam diese unheimliche Stille. Nichts,
wirklich nichts war zu hören. Keine Tiere, kein Rauschen der Pflanzen, keine Menschen, keine Autos. Nichts!
Totenstille! Gespenstisch…


 


Nur wenn wir über die Lava spazierten, knarrte und knackte es unter unseren Füßen und alles, was wir anfassten,
war scharfkantig. Meine Finger waren sofort leicht eingerissen und rau.


 


 


 


 


 


Am Strommast mit der Nummer 200 stoppten wir und schauten uns auf der rechten Seite den beeindruckenden
Pitkrater an. Unter der Erdoberfläche befand sich eine kleine Magmakammer. Als das Magma abfloss, stürzte der
Boden ein und der Pitkrater entstand. 


 


 


 


Irgendwann waren wir so hoch, dass die Wolken direkt an uns vorbeizogen. Ein unheimlicher Ort! Dort waren auch
keine grünen Pflanzen mehr zu sehen, nur schier endlose Ödnis. Dort lebte wirklich nichts mehr. Aber dennoch waren
wir begeistert von der Lavalandschaft. Wie unterschiedlich sie auf den letzten Kilometern gewesen war.


 


Nach einer Fahrzeit von 2 Stunden und 28 gefahrenen Kilometern kamen wir auf knapp 3.399 m Höhe an. Die
letzten geschätzten 40 Höhenmeter waren durch einen Zaun versperrt. Dahinter befinden sich die Mauna Loa
Observatories.
Es hatte sich auf 12°C abgekühlt und die Luft dort oben war recht dünn. Das merkten wir beide dann auch in Form
von leichten Kopfschmerzen und plötzlich eintretender Müdigkeit.

Da standen wir nun auf einem der höchsten Berge der Erde und das ohne Sauerstoffmasken. Vom Meeresgrund aus
gesehen ist der Mauna Loa nämlich ca. 9.200 Meter hoch. Und durch seine gewaltige Masse hat sich der Meeres-
boden wahrscheinlich um 8.000 Meter abgesenkt. Was zusammen theoretisch ca. 17.000 Meter macht!


 


Um 13:50 Uhr kehrten wir dem Mauna Loa den Rücken zu und fuhren wieder abwärts. Für den Rückweg brauchten
wir dann nur gute 35 Minuten.

Es kam uns übrigens auf der gesamten Strecke gerade mal ein Auto entgegen! Sonst waren wir die ganze Zeit
alleine.

Unten angekommen überquerten wir die Saddle Road und fuhren die gegenüberliegende Mauna Kea Access Road
rein. Der Blick nach oben war wenig vielversprechend. Es hatte sich leider komplett zugezogen! Wir fuhren direkt in
die Wolken. *grummel*


 


Das Bisschen, was wir von der Landschaft sahen, war aber mal so ganz anders als auf der gegenüberliegenden Seite.
Es war keine Lava zu sehen, es sah eher aus wie in der Steppe.

Am Visitor Center auf 2.800 Meter legten wir eine Akklimatisierungspause ein. Auch unser Wagen brauchte kurz ein
wenig Ruhe, die Kupplung roch etwas unangenehm. Wir kauften uns ein Sandwich mit Thunfisch und was zu trinken
und setzten uns draußen an die Picknicktische. Dort klarte es dann auch ein bisschen auf und wir konnten die
Umgebung besser erkennen.
Nach dem Essen spazierten wir zum Mauna Kea Silversword.


 


 


 


Im Visitor Center schauten wir uns noch einen interessanten Film über den Mauna Kea an und nach einer Stunde
machten wir uns an die Gipfelfahrt.

Die Straße wurde zu einer Schotterpiste, die uns die nächsten 4 Meilen ein wenig durchschüttelte. Danach ging es
auf asphaltierter Strecke weiter.


 


 


Bis nach oben zu den Observatorien war es nicht mehr weit. Unglaublich, was sich uns da für eine sagenhafte
Aussicht bot.


 


 


 


 


 


 


 


 


 


Da der Gipfel den Hawaiianern heilig ist, bittet ein Schild um den nötigen Respekt und eine Nichtbesteigung. Da hielten
wir uns natürlich dran, obwohl wir gerne raufgegangen wären.
Klar, die gefühlte Temperatur lag weit unter dem Gefrierpunkt, die tatsächliche bei 6°C. Der Wind war eiskalt und
jeden Schritt, den wir zu schnell machten, bereuten wir auch gleich. Die Luft war so dünn. Nach nur wenigen Metern
waren wir total aus der Puste. Und dann wir Zwei auf dem Gipfel?! *hahaha*
Aber immerhin waren wir nun fast auf dem höchsten Berg der Erde, gemessen vom Fuß des Berges. Vom
Meeresgrund aus gemessen ist der Mauna Kea nämlich gewaltige 10.203 Meter hoch.


 


Gegen 17:30 Uhr suchten wir uns ein nettes Plätzchen für den Sonnenuntergang. Immer mehr Autos und Kleinbusse
gesellten sich zu uns.


 


Dann ging es los und wir waren überwältigt von diesem Schauspiel. Der Sonnenuntergang zog sich komplett von
rechts nach links. So etwas hatten wir noch nie gesehen!
Es war nur 4°C und wir froren uns echt den Arsch ab, aber der Anblick entschädigte für alles.


 


 


 


 


 


 


 


Um kurz nach 19:00 Uhr bat ein freundlicher Ranger alle Besucher den Gipfel zu verlassen. Klar, die Observatorien
wollten ihre Ruhe und vor allen Dingen ihre Dunkelheit.

Langsam, im ersten Gang, fuhren wir wieder abwärts. Was war die Strecke steil! Das merkten wir bergab noch viel
mehr. Am Visitor Center auf 2.800 Meter Höhe hielten wir wieder an. So wie die meisten Leute die mit uns auf dem
Gipfel waren. Denn jeden Abend ab 18:00 Uhr findet dort eine kostenlose Sternenbeobachtung statt. Ein Mitarbeiter
leuchtete mit einem Laserpointer in den Nachthimmel und erklärte uns das Universum.

Durch große Teleskope sahen wir den Mond, den Mars (nur ein heller Fleck) und den Saturn mit seinen Ringen. Den
Saturn!! Den hatten wir so noch nie gesehen. Sehr beeindruckend.

Um 20:30 Uhr ging es dann für uns wieder runter auf Meereshöhe. Meine Güte, was hatten wir heute Höhenmeter
zurückgelegt. Unsere Plastikwasserflasche war vom Luftdruck ganz eingedrückt und ich konnte meine zwei Jacken
auch endlich wieder ausziehen.

Unser Abendessen futterten wir bei „Taco Bell“. Dort hatten wir noch nie gegessen. Lecker war´s!

Um 22:00 Uhr kamen wir endlich an unserem Häuschen an. Ziemlich müde und wieder einmal voll mit neuen
unglaublichen Eindrücken! Sofort hüpften wir ins Bett.

Kilometer: 227
Wetter: 4°C - 26°C
 

 

 

 

 

 

 

 

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