29.06.

In der letzten Nacht schliefen wir wie Steine. Die Sonne und das Meeresrauschen weckten uns. Gut, vielleicht war es
och eher das Handy… Da wir den sonnigen Tag wieder voll nutzen wollten, gab es nur ein Bütterchen auf die Hand.

Um 8:30 Uhr verließen wir die schöne Insel Runde, die uns sehr an Schottland erinnerte. Sie hätte auch gut eine der
inneren Hebriden sein können.
Unser Weg führte uns ins Landesinnere. Wieder vorbei an einer traumhaften Kulisse. Hohe Berge, Schiffe im Wasser,
rote hübsche Holzhäuser am Ufer und ein blauer Himmel! Herz, was willst du mehr?

 

 


 


 


Kurz dunkel wurde es dann im Eiksundtunnel. Er ist 7,8 Kilometer lang, hat ein Gefälle von 9,6 % und führte uns 287
Meter runter.

Kurz dahinter legten wir einen Stopp ein. Die Aussicht war atemberaubend. Der Fjord und die Berge… Ach, sooo
schön! Schweinswale durchbrachen die glatte Wasseroberfläche und wir hätten dort noch Stunden stehen können.


 


 


 


Entspannt fuhren wir weiter, die Augen immer raus auf die Bilderbuchlandschaft gerichtet. Toms zwischendurch auch
mal auf die Straße…


 


 


Besonders putzig fand ich die kleinen Hütten, die mal als Bushaltestellen dienten oder den Briefkästen und Mülltonnen
als Regenschutz. Sie alle hatten ein putziges Grasdach, auf manchen wuchsen sogar kleine Bäume.


 


Um 11:30 Uhr kamen wir in Hellesylt an. Die Fähre nach Geiranger fuhr aber erst eine Stunde später ab. Die Zeit bis
dahin vertrieben wir uns mit einem kleinen Picknick in der Sonne. Was war das herrlich da bei 19°C am Wasser zu
sitzen. Zwischendurch kassierte ein junger Mann die Überfahrt. Stolze 1285 Kronen (139 €) kostet uns der Spaß!


 


 


 


Aber die Fahrt war jeden Cent wert. Vorbei an den schroffen Felswänden, schneebedeckten Gipfeln, unzähligen
Wasserfällen und durch dunkelgrünes Wasser schipperten wir langsam Richtung Geiranger.


 


 


 


 


Ständig stand ich von meinem blauen Plastikstuhl auf und knipste wie ein Weltmeister die gigantische Landschaft.
Von den bekannten Sieben Schwestern (sieben Wasserfälle nebeneinander) waren leider nur 4, mit viel gutem Willen
4,5 Schwestern zu sehen. Es gab einfach zu wenig Schmelzwasser…


 


 


 


 


 


 


Im Örtchen Geiranger angekommen traf uns fast der Schlag. Der kleine Ort war vor 14 Jahren ja bereits eine
Attraktion und die Anlaufstelle aller Kreuzfahrtschiffe gewesen. Aber nun platze er aus allen Nähten. Heerscharen von
Touristen drängten sich am Ufer und wuselten in den Gassen umher. Zig Busse standen am Straßenrand, Elektro-
Gokarts warteten auf zahlende Gäste und die Hopp-on-hopp-off-Busse waren völlig überfüllt. Wir kamen mit dem
Womo kaum von der Fähre runter! Ach, du Sch…! Bloß schnell weg hier! 

Rasch fuhren wir die kurvenreiche Strecke zum Flydalsjuvet Aussichtspunkt hoch. Dabei mussten wir ständig den
Spaziergängern ausweichen, die völlig dämlich die halbe Straße in Beschlag nahmen.

Natürlich erwarteten uns neben der imposanten Aussicht auch viele Busse voller Kreuzfahrer, überladene
Familienkutschen und dunkel gekleidete Motoradfahrergruppen. Die hatten halt alle das Gleiche vor wie wir… Neben
einem mit Stickern vollgeklebten schwedischen Womo und einem grünen T4 aus Spanien fanden wir noch eine
Lücke für unsere rollende Unterkunft.


 


Was wir allerdings fast ganz für uns alleine hatten, war die Stelle, an der das bekannte Postkartenmotiv gemacht
wurde. Nur drei polnische Touristen waren mit uns den Berg runtergegangen und konnten so zum Glück ein Foto
von uns schießen.


  


Als dann der sechste Reisebus auf den Aussichtspunkt zusteuerte, machten wir uns mit tollen Bildern im Kasten
wieder vom Acker.

Von nun an führte die Straße nur noch bergauf. Nach wenigen Kilometern piepte die Reichweitenanzeige des Womos
„Achtung! Wenig Benzin!“ stand im Display. Na super! Sollten wir jetzt nach Geiranger zurückfahren oder es einfach
versuchen? Die Tanknadel war immerhin noch nicht bei „Rot“ angekommen. Ach, wir fuhren einfach mal weiter.
Wahrscheinlich lag es nur am Bergauffahren…?! Hoffentlich!

Langsam quälte sich das Womo Meter für Meter die Serpentinen hoch. Skeptisch beäugten wir dabei den sich stetig
nach unten bewegenden Zeiger der Tankanzeige.


 


 


Die Bäume wurden langsam weniger und der Schnee immer mehr. Auf den Seen trieben noch Eisschollen und kleine
Schmelzwasserfälle liefen seitlich der Straße runter.


 


 


Am Djupvatnetsee angekommen, stellten wir erschrocken fest, dass wir für den Rest der Strecke rauf zum
Aussichtspunkt Dalsnibba eine Mautgebühr bezahlen mussten. 130 Kronen (14 €) waren fällig! 

Auf den letzten Kilometern zeigte uns die Kupplung geruchstechnisch deutlich, dass sie keinen Bock mehr hatte und
auch der Zeiger der Tankanzeige war kurz vor „empty“! Es wurde Zeit, dass wir oben ankamen! Ob uns dort wohl
jemand mit 5 Liter Diesel aushelfen konnte??

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir auf dem Parkplatz (1476 m) an. Krass, wie es sich dort verändert hatte.
Vor 14 Jahren gab es nur einen geschotterten Platz mit Unmengen an Schlaglöchern und sonst nichts! Nun war alles
ordentlich geteert, es gab ein Geländer, Toiletten und einen Souvenirshop.

Um die Absperrung kam man zum Glück herum und da war er nun: Der Hammer-Ausblick auf den Geiranger!


 


 


Im Gegensatz zu vor 14 Jahren wehte so gut wie kein Wind und wir konnten es sehr gut ohne Jacke dort aushalten
und den sagenhaften Blick genießen.

Nach Diesel fragten wir übrigens niemanden. Es ging ja nun nur noch bergab. Und siehe da, die Reichweitenanzeige
beruhigte sich wieder und entspannt fuhren wir bis nach Hjelle -zum Tanken!


 


 


 


 


Bis nach Loen, zu unserem letzten Sightseeing-Stopp war es nicht mehr weit. Und mit vollem Tank fuhren wir doch
deutlich entspannter.

In dem kleinen Ort Loen hatte erst vor einem Monat ein neuer Skylift eröffnet. Mit dem wollten wir oder besser
gesagt ich, gerne fahren. Tom hasst Seilbahnfahren, entschied sich aber trotzdem mit mir zu kommen. 485 Kronen
(52 €) musste jeder von uns für die Fahrt auf den Tisch legen. Kein billiges Vergnügen!


 


 


Innerhalb von nur 5 Minuten brachte uns die steilste Pendelseilbahn der Welt dann auf 1011 Meter Höhe über den
Nordfjord. Zum dritten Mal an diesem Tag waren wir völlig fasziniert von der Aussicht. Kilometerweit konnten wir
über die Berggipfel schauen! 


 


 


 


 


Um 18:30 Uhr brachte uns die Seilbahn wieder sicher nach unten und mein Mann war sichtlich erleichtert es
überstanden zu haben.

Als Übernachtungsplatz diente uns an diesem Abend ein Parkplatz direkt am Fjord. Nur ca. 4 Kilometer von der
Seilbahn entfernt. Wieder einmal gab es Essen vom Grill. Das gute Wetter musste schließlich ausgenutzt werden.


 


Danach war Tom mit Angeln beschäftigt und ich mit dem Reisebericht. Gegen 23:00 Uhr hauten wir uns aufs Ohr.
Gute Nacht!


 


 


Kilometer: 211
Wetter: 24°C / Sonne
Übernachtungsplatz: Parkplatz zwischen Loen und Olden
61°51′35.49″N 06°48′53.23″E
 

 

 

 

 

 

 

 

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