25.06.

Irgendwie stehen wir in diesem Urlaub mit den Rauchmeldern auf Kriegsfuß. Um 2:27 Uhr meinte unser Exemplar im Flur, es wäre doch mal an der Zeit uns zu wecken! Nachdem er das geschafft hatte, hielt er eine Minute später wieder den Schnabel. Um 6:30 Uhr schellte dann das Handy. Völlig müde schoben wir uns zwei Toasts in den Mund und machten uns dann auf nach Tarbet. Heute sollte unser „Handa-Tag“ werden!

Die schottischen Häschen schienen heute genauso verschlafen zu sein wie wir. Saßen sie doch gemütlich auf der Straße und interessierten sich nicht die Bohne für uns. Erst unser lautes Hupen ließ sie aufschrecken und davon hüpfen.
Hinter den Bergen stauten sich die Wolken und schwappten wie Suppe aus einem Kochtopf über die Gipfel. Das sah total irre aus!

 

 




Der Parkplatz am kleinen Pier in Tarbet war bis auf einen Platz voll. Na, das war dann ja wohl unserer. Nachdem wir unsere Wanderschuhe angezogen hatten, ging ich lieber noch mal schnell zur Toilette. In der Zwischenzeit kaufte Tom die Tickets (10 Pfund pP). Während wir auf das Boot warteten, schauten wir einem älteren Schotten zu, wie er grüne Wasserpflanzen angelte. Das hatte ich doch schon mal irgendwo gesehen!? So ganz glücklich schien er über seinen Fang aber auch nicht zu sein.


Fähboot zur Insel Handa














Acht Personen hatten in dem kleinen Fährboot Platz. Alle legten gewissenhaft die orangefarbenen Schwimmwesten an und setzten sich. Schon ging es los. Zum Glück hatte ich meine Fotokamera im Rucksack verstaut, spritzte doch recht viel Salzwasser in die schwimmende Nussschale. Aber da die Insel in Sichtweite liegt, dauerte die Überfahrt nur wenige Minuten.
Auf Handa angekommen, musste ich bei meiner Brille erst einmal für klaren Durchblick sorgen. Dann konnte ich auch die zwei netten Damen erkennen, die uns empfingen. Eine davon schickte uns vor zu einer Schutzhütte, in der sie uns dann etwas über die Insel und ihre Bewohner erzählte. Mit einem Faltblatt, einigen Warnungen und Viel-Spaß-Wünschen entließ sie uns dann.

Wie wir dem Blatt Papier entnehmen konnten, gab es einen Rundweg. Einmal quer über die Insel und an der Küste zurück. Ganze sechs Kilometer lang. Da sich alle in Richtung Norden zur Puffin Bay aufmachten, beschlossen Tom und ich, in entgegengesetzter Richtung zu laufen und uns den Höhepunkt für den Schluss aufzusparen.

Unser Weg führte uns erst an den Überresten eines alten Dorfes vorbei. Die Bewohner wurden 1847 nach einer Missernte evakuiert. Dann gabelte sich der Weg und wir liefen, wie geplant nach links. Über Holzplanken ging es durch die wunderschöne Landschaft. Vereinzelt blühte schon die Heide, die Sonne schien, wir hatten einen wahnsinnigen Blick auf die Berge und immer wieder schrien die Vögel.



Überreste des alten Dorfes


An der Küste angekommen, führte der Weg immer leicht bergauf. Wir beobachteten Kaninchen, kleine Eidechsen und natürlich hunderte von Seevögeln.






















In den Klippen brütete eine große Kolonie von Razorbills, die aus der Entfernung wie Pinguine aussahen. Leise konnten wir uns ranschleichen und Bilder machen. An dieser Stelle hatte das Meer zwei lange Rinnen in den Felsen geformt und wir balancierten ziemlich nah an der Kante rum.




Razorbills



Nach dem nächsten kleinen Aufstieg gönnten wir uns eine Pause, tranken etwas und schauten den Möwen beim Luftsegeln zu.





Weiter ging der Weg hinauf und bald kamen wir an die Nordküste. Das riesige Loch hier im Boden war wohl mal eine Höhle gewesen. Der Atlantik rollt hier rein und wieder raus und frisst sich dabei immer mehr in den Felsen. Vorsichtig versuchte ich das Wasser zu sehen, bloß keinen Schritt zu weit machen.
Jetzt mussten wir noch die letzten Höhenmeter überwinden und wir waren am höchsten Punkt angekommen. Die vor uns auftauchende, gigantische Klippenwand raubte uns fast den Atem. Senkrecht geht es hier viele Meter abwärts. Das Geschrei der tausenden von Vögeln war unüberhörbar und der Stein teilweise ganz weiß vom Kot der Tiere.





Aber mein persönlicher Höhepunkt kam erst noch. Great Stack! Hier sahen wir sie dann endlich. Die Puffins! Bis auf drei Meter konnte ich an sie herankommen und fotografieren. Herrlich! Das sind so hübsche Tiere, ich konnte mich gar nicht trennen.


Great Stack





Der Kleine hier zog eine richtig Show für mich ab.




Puffin





Nach über hundert Bildern in einer halben Stunde, standen wir dann doch auf und liefen zur eigentlichen Puffin Bay. Hier sahen wir aber nicht einen einzigen dieser wunderschönen Vögel. Trotzdem genossen wir den Ausblick und ließen uns die Sonne auf den Rücken scheinen. Immer wieder zückten wir das Fernglas und die Kamera. Was für ein toller Ort!



Nach einer Stunde liefen wir den Weg durch das Moor und die Sanddünen zurück zum Strand. Hier waren in dem gerade ablegenden Boot noch zwei Plätze frei und schnell sprangen wir rein.

Wieder in Tarbet angekommen, mussten wir aufgrund der Ebbe schon vor dem eigentlichen Pier aussteigen. Das war auf den mit Algen bewachsenen Steinen eine ganz schön rutschige Angelegenheit.



Trocken und mit heilen Knochen kamen wir am Auto an. Bevor wir losfuhren, zogen wir erst einmal die Schuhe aus. Wie angenehm! Die Uhr im Wagen zeigte erst 15:40 Uhr an.

In einem SPAR-Laden kauften wir etwas gegen Hunger und Durst und machten uns dann auf den Weg zum Cottage. Dort schnappte Tom sich seine Angel und war nicht mehr gesehen. Ich überspielte die schönen Bilder des Tages und schrieb weiter am Reisebericht. 

Unsere letzten Gläser Korma gab es zum Abendessen. Ein Cider, ein Guinness, wie schön kann das Leben sein?
 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 19

Übersicht

Tag 21