23.02.

4:30 Uhr ist eindeutig zu früh! Während ich mich langsam aus dem Bett quälte, blies vor dem Fenster ein kräftiger
Wind und peitschte den Regen gegen die Rollläden. Genau das richtige Wetter um abzuhauen. Da wir gestern schon
alles gepackt hatten, war die Stimmung recht gechillt.
Pünktlich um 5:50 Uhr stand Micha vor unserer Tür. Mit einem kleinen Wir-brauchen-dringend-Kaffee-Stopp an der
Tankstelle, brausten wir über die freie Autobahn nach Düsseldorf.

Am Serviceschalter von Air Berlin hatte sich eine lange Schlange gebildet. Der Flug nach Bilbao war annulliert worden
und eine Menge aufgebrachter Leute belagerten die armen Air Berlin-Mitarbeiter. Oh je, in deren Haut wollte ich auch
nicht stecken!
Nachdem wir die zwei Touristenkarten erworben hatten, füllten wir sie auch direkt aus. Dann einchecken,
Sicherheits- und Passkontrolle, das Übliche halt. Um 7:45 Uhr spazierten wir in die noch relativ leere Lounge. Es gab
ein kleines Frühstücksbuffet, heiße und kalte Getränke und eine nette Auswahl an Spirituosen. Neben einem Müsli für
mich und Croissants für Tom brauchten wir aber nur Kaffee! Boah, was waren wir müde!

Pünktlich um 8:40 Uhr begann das Boarding. Die Plätze in der Business-Class waren super. Ein weiches Kissen, eine
kuschelige Decke und eine kleine Tasche mit Zahnbürste, Zahnpasta, Ohrstöpsel, Socken, Schlafbrille, Creme und
Lippenpflegestift lag bereit. Die Sitze konnten wir komplett zu einem 180°-Bett verstellen und es gab sogar eine
Massage-, ich korrigiere mich, eine Vibrierfunktion. Die Bildschirme waren allerdings kleiner als die in der Condor-
Business-Class. Positiv war auf jeden Fall, dass wir die Füße richtig gerade hochlegen konnten. Das geht bei Condor
nämlich nicht. Da hängen sie immer ein bisschen runter.
Bei Air Berlin fehlte uns aber dafür eine Ablagefläche oder ein Fach, um ein paar private Dinge zu verstauen.
Ansonsten fehlte mir auch ein bisschen die „Privatsphäre“. Dadurch, dass es nur in der Mitte Zweiersitze gab waren
die übrigen Plätze versetzt angeordnet. So hatte zwar jeder Zugang zum Gang, es war aber halt auch alles recht
offen.

 

 


 


 


 


Der Service ist bei beiden Gesellschaften etwa gleich. Es gab direkt einen Empfangssekt oder O-Saft und feuchte,
warme Tücher. Zwanzig Minuten später, um 9:40 Uhr, verließen wir das regnerische Düsseldorf und flogen durch
eine dicke Wolkenschicht gen Himmel.

Die ursprüngliche Reiseroute über Großbritannien und Irland wurde schnell korrigiert. Ein kräftiger Sturm wütete über
den Inseln. So flogen wir ein ganzes Stück südlicher. Danke dafür! Gewackel im Flugzeug hasse ich ja wie die Pest!


 


Über dem Ärmelkanal begannen die Flugbegleiter damit, das Essen zu servieren. Als Vorspeise gab es einen Salat,
geräuchertes Kalbsfilet mit Quinoa-Currysalat und Brötchen. Gefolgt von einem Curry-Hähnchen mit Reis als
Hauptgang und zum Abschluss gab es einen Schokokuchen oder Käse.


 


 


Das Essen war lecker, aber kein kulinarisches Highlight (immerhin werben sie mit der „Sansibar“). Da hat Condor
mit Geschmack und Aussehen des Essens und auch mit der Aufmerksamkeit der Flugbegleiter klar die Nase vorn.

Satt stellten wir die Sitze in eine angenehme Position und suchten uns einen der 47 Filme aus. Dank der Kopfhörer
hörte ich auch die drei älteren Männer hinter mir nicht mehr sabbeln. Meine Güte, da soll noch mal einer sagen, dass
Frauen viel reden! *ggg*

Gegen 15:00 Uhr deutscher Zeit vertraten wir uns ein wenig die Beine. Irgendwie tat mir der Hintern weh. Die drei
Musketiere von hinten hatten mittlerweile den gesamten Chardonnay-Vorrat des Fliegers leergetrunken. So blieb mir
nur der Portwein. Na ja, es gibt Schlimmeres. Doch statt mit einem kleinen roten Portweinglas, kam die Flugbe-
gleiterin mit einem eiskalten Weißwein grinsend hinterm Vorhang hervor. In der Flasche war wohl doch noch etwas
drin gewesen, zwinkerte sie mir zu. Lieben Dank! Da oben war aber auch eine trockene Luft!

Das fand auch Uschi, eine Anfang-60-jährige schlanke dunkelhaarige Dame, schräg hinter mir. Die Arme flog
gezwungenermaßen alleine. Als sie mit ihrem Mann am Schalter einchecken wollte, teilte man ihnen mit, dass nicht
genügend Platz an Bord sei. Irgendwas stimmte mit den Reservierungen nicht. Er müsse einen anderen Flug
nehmen, über Madrid und das auch noch 6 Stunden später. Die Begeisterung hielt sich verständlicherweise in
Grenzen. Zum Glück war Uschi nicht ganz alleine, immerhin war sie mit einer Reisegruppe unterwegs.

Tom gönnte sich einen Rotwein und gemütlich starteten wir die zweite Filmrunde. Ich versuchte mal „Independence
Day: Wiederkehr“ und Tom vergnügte sich mit einer Reportage über die YouTube-Gründer. Nach etwa 6 Flugstunden
gab es einen kleinen Snack. Obstsalat und zwei „Bütterchen“. Nach dem Wein kam das gerade recht, der war mir
etwas zu Kopf gestiegen.

Während wir so vor uns hingammelten, ruckelte es immer mal wieder im Flieger. Davor hatte der Kapitän uns
bereits gewarnt. Da in meinem Bildschirm gleichzeitig ein Raumschiff durch ein großes Trümmerfeld flog, fühlte ich
mich mitten in den Film hineinversetzt und starrte gebannt auf die kleine Mattscheibe. Wie Filme einen doch ablenken
können… 

Nachdem alle Aliens vernichtet waren und die Menschheit feierte, bekamen wir einen kleinen Snack serviert.
Mittlerweile war es 18:15 Uhr deutscher Zeit und wir brauchten bis Havanna nur noch 2 Stunden. 

Kurz vor dem Landeanflug wurde es etwas hektisch. Eine pummelige Flugbegleiterin verteilte kleine blaue
Einreisezettel, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Neben dem Ausfüllen zog ich mir die Schuhe an und verstaute
den Fotoapparat im Rucksack. Auch Tom sortierte sich eifrig neben mir. Nach 10 Stunden und 40 Minuten landeten
wir um 20:20 Uhr deutscher Zeit (14:20 Uhr Ortszeit) in Havanna.


 


Unser Parkplatz am Gate war aber leider noch nicht frei. Laut Pilot gibt es dort am Flughafen noch nicht so viele
Plätze. Und es gibt nur einen Traktor, der Flugzeuge wegschieben kann (O-Ton Pilot). Na ja, zumindest waren wir
schon mal sicher gelandet. Dann lauschten wir halt noch 25 Minuten dem angesäuselten Geschwafel der drei
Laberbacken hinter uns…

Als die Türen dann endlich aufgingen, kam uns warme Luft entgegen. Oh, wie herrlich! Nach dem Schmuddelwetter
zuhause. Dank der Business-Class waren wir mit als Erste an der Passkontrolle. Eine freundliche Kubanerin lächelte
mich an und nahm meinen Pass mit Touristenkarte entgegen. Ein kritischer Blick, ein Foto und die Frage ob wir in
den letzten zehn Tagen in Brasilien waren. Nö...! Und zack, war ich durch. Tom kam direkt danach. Dann folgte eine
Sicherheitskontrolle, so richtig mit Durchleuchten der Gepäckstücke und Körperscanner! Keine Ahnung, was das
sollte… Wir werden im Flieger wohl keine Waffen oder Drogen gekauft haben!
Am leeren, aber sich schon drehenden Kofferband fanden wir uns wieder mit anderen Leuten aus dem Flieger ein.
Geduldig warteten wir und warteten und warteten. Wenigstens hatten wir nette Gesprächspartner. Die drei nervigen
Herren hatten sich zum Glück woanders aufgestellt.
 
Eine halbe Stunde später hatten wir unsere zwei Koffer dann in der Hand. Nachdem wir unsere blauen Einreisezettel
abgegeben hatten, suchten wir eine Wechselstube. Erst draußen, vor dem Gebäude wurden wir fündig. Brav reihten
wir uns ein und warteten. Na, ich glaube „Warten“ gehört in Kuba einfach dazu! Uns war das egal, ein warmer Wind
wehte und die Sonne schien. Gelbe Taxis hupten um die Wette und unzählige Leute mit großen Namensschildern
suchten bestimmte Touristen. Da merkte mein lieber Mann plötzlich, dass er seine Sonnenbrille zuhause im Auto
vergessen hatte! Wieder einmal. Unfassbar! In jedem Urlaub muss er sich eine neue kaufen…

Nach 25 Minuten hatten wir die ersten 405 CUC in der Hand. Direkt neben der Wechselbude steht der unscheinbare
Stand von Via-rent-a-car. Die zwei älteren Herren dort hatten die Ruhe weg und füllten in Zeitlupe die Zettel aus.
Blöd, dass das Kreditkarten-Lesegerät nicht funktionierte und der Herr 410 CUC von uns haben wollte  (200 Kaution
und 210 Vollkasko). Netterweise schenkte er uns die 5 CUC und wir waren nach 15 Minuten schon wieder pleite.
Das ging ja gut los!

Bevor wir dann zu unserem Auto gingen, tauschte Tom noch einmal Geld. Unser Gefährt für die nächsten zwei
Wochen war ein „BYG“. Noch nie im Leben gehört!! Angeblich hatte er nur 5.400 km auf dem Tachometer, aber das
Getriebe hörte sich an wie 540.000 km… Egal, ich war froh, dass wir überhaupt einen fahrbaren Untersatz
bekommen hatten. Er musste ja nur 14 Tage halten (tat er auch!).

Über eine gut ausgebaute und leere Straße fuhren wir um 16:50 Uhr Richtung Havanna. So ziemlich alles was wir
sahen, war kaputt und einfach heruntergekommen. Von den einst schönen Kolonialbauten bröckelte der Putz ab.
Dazu die alten rostigen Autos, qualmende Busse und unzählige Pferdefuhrwerke. Männer standen am Straßenrand
und versuchten ihren frisch gefangenen Fisch zu verkaufen und eine alte Kubanerin wippte gemächlich in ihrem
Schaukelstuhl auf einer vergitterten Veranda.

Der Himmel hatte sich zugezogen und ein kräftiger Schauer ergoss sich über unseren Mietwagen. Durch die nasse
Frontscheibe waren die kleinen Ampeln oft nur schwer zu erkennen und ein paar Mal sahen wir sie erst im
allerletzten Moment!

Eine halbe Stunde später kamen wir an unserer ersten Unterkunft bei Beatriz an. Die stand schon auf der großen
Veranda und erwartete uns freudig. In einem sehr guten Englisch zeigte sie uns unser großes und schönes Zimmer
und gab uns gleichzeitig noch ein paar Tipps zur Umgebung und Einzelheiten zur Casa.


 


 


Beatriz hat einen WLAN-Hotspot, was in Kuba nicht selbstverständlich ist. Um uns bei ihr einzuwählen mussten wir
Internet-Karten kaufen. Die gibt es in den Läden der Telefongesellschaft Etecsa und kosten pro Stunde 1,50 CUC
(1,40 €). Bei ihr könnten wir zwar auch welche kaufen, die würden dann aber 3 CUC kosten.


 


Da vor den Etecsa-Läden immer lange Warteschlangen sind (wen wundert´s), sollten wir es auch mal im Hotel
Presidente gegenüber versuchen.
Die Hotspots findet man übrigens auch immer ganz leicht. Einfach nur gucken, wo sich Menschentrauben mit
Smartphones gebildet haben. Meistens vor größeren Hotels oder in Parks.

Nun zurück zu unserem Zimmer. Dort gab es einen Safe, eine Klimaanlage, einen Fernseher, sowie ein großes,
modernes Badezimmer mit Duschgel und Body Lotion.


 


 


Wir stellten nur rasch die Koffer ins Zimmer und machten uns noch mal auf zum Malecón, der Uferpromenade
Havannas. So gut wie kein Auto war dort unterwegs, nur ein paar Jungs spielten vergnügt mit einem alten Fußball. 
Die Sonne verabschiedete sich gerade für den Tag und riesige Wellen brachen sich an der Kaimauer. Wow, was für
ein Spektakel! Ruckzuck waren wir vom Salzwasser klamm und durch meine Brille sah ich so gut wie nix mehr. Aber
egal, es war so toll dort!


 


 


 


 


Erst als die Sonne weg war, schlenderten wir zurück zum B&B. Nacheinander sprangen wir unter die Dusche und
lagen dann „schon“ um 20:00 Uhr im Bett und schliefen. Bei uns war es immerhin 2:00 Uhr nachts und wir waren
seit 21,5 Stunden auf den Beinen. Gute Nacht!

Kilometer: 19
Wetter: Düsseldorf 9°C, Regen und Sturm; Havanna 25°C, Sonne, Wolken und ein kurzer Schauer
Unterkunft: Beatriz B&B (73 € pro Nacht incl. Frühstück)
 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Tag 2