26.02.

In dem bequemen Boxspringbett hatten wir wunderbar geschlafen. Und das, obwohl wir nur eine Decke hatten.
Nach einer herrlichen Dusche frühstückten wir in der Küche Porridge und lüfteten gleichzeitig das Häuschen. Plötzlich
hörte ich etwas aus dem Wohnzimmer schreien und wir dachten erst, es wäre ein Fischreiher oder ähnliches. Als ich
vorsichtig nach nebenan ging, saß an der geöffneten Tür eine kleine Katze und miaute mich an. Oooh, wie süß! Als
sie mich erblickte, kam sie sofort angelaufen und strich um meine Beine. Zack hatte sie mein Herz erobert! Nach
ein paar Streicheleinheiten lockte ich sie mit einer Scheibe Hähnchenbrust wieder vor die Tür und schloss diese.
Zurück am Frühstückstisch hörten wir keine drei Minuten später ein Poltern aus dem Bad. Da war das Katzi doch
tatsächlich durchs geöffnete Badezimmerfenster wieder ins Haus gesprungen. Na, die würden wir die Woche
bestimmt nicht mehr loswerden! *lach*

 

 


 


 


 


Um kurz vor 9:00 Uhr saßen wir im Wagen und fuhren los. Die heutige Tour sollte uns nach Norden zum Stoer
Head Lighthouse führen. Meine Nebenhöhlen hatten sich wieder etwas beruhigt und auch der Husten war viel
besser. Es ging aufwärts!

Auf der Straße war nix los. Nur ganz selten kam uns ein Auto entgegen. Wenn ich überlege, wie voll es dort oben
im Sommer ist…
Dicke, schwangere Schafe lagen am Straßenrand und einige Ziegen hatten bereits Junge.


 


 


 


 


 


 


 


Irgendwann machte sich ein leichtes Hungergefühl breit und uns wurde bewusst, dass wir völlig vergessen hatten
etwas zu Essen und zu Trinken einzupacken… Wir Esel. Na, zum Glück lagen in der Mittelkonsole noch die Notfall-
Scones von gestern. Leider schmeckten die auch wie „von gestern".

In der Häuseransammlung Clachtoll düste mein Schatz dann am „Flossie´s Beach Store“ vorbei!! Gut, die etwa
6m² große blaue Bude war zwar klein, aber nicht wirklich zu übersehen. So fuhren wir immer noch den
staubtrockenen Notfall-Scone verarbeitend weiter und ich grummelte in mich hinein.

„Der Wind ist kalt!“ wurde zu meinem Standartsatz, immer wenn ich nach einem Fotostopp wieder ins Auto hüpfte.
Woraufhin Tom mir ein „Und der Wagen ist dreckig!“ entgegenwarf. Das entwickelte sich schnell zu einem Running
Gag, der uns wohl immer an die schöne Winterzeit in Schottland erinnern wird.


 


 


Am Leuchtturm angekommen, spazierten wir ein wenig die Küste entlang, beobachteten eine Robbe beim
Rumdümpeln und hofften, dass noch irgendetwas Größeres aus dem Meer auftauchen würde. Ein Wal oder vielleicht
ein Basking Shark, ein Delphin oder meinetwegen auch ein U-Boot… irgendwas. Aber trotz größter Anstrengungen
blieb die Robbe leider unsere einzige Sichtung. 


 


 


 


Als wir uns dann wieder auf den Weg machten, überlegten wir noch einmal zu dem kleinen „Flossie´s Beach Store“
zurückzufahren. Sollten wir oder kam in unserer Richtung auch noch ein Laden? Bestimmt, aber wann??
Vor uns an der Straßengabelung stand ein kleiner, etwas gammeliger LKW und wir beschlossen, dass er uns die
Entscheidung abnehmen sollte. Fuhr er nach rechts, würden wir links abbiegen und vorerst hungrig weiterfahren.
Entschied er sich für die linke Seite, stand unserem „Festmahl“ nichts mehr im Weg. Aber der Fahrer überlegt
anscheinend das Gleiche. Zumindest stand er sekundenlang einfach nur da, obwohl kein Fahrzeug weit und breit in
Sicht war. Wir warteten geduldig ab und dann hatte er eine Entscheidung getroffen und winkte uns rechts vorbei.
Das hieß für uns: Futter!!! Yiiieepieeh!

In dem kleinen Store wurden wir fröhlich von einem schwanzwedelnden Hund und der Besitzerin gegrüßt. In der
urigen Hütte gab es wirklich alles. Von jedem zwar nur eine Sorte, aber angefangen von Katzenfutter, über
Reinigungsmittel und Kosmetik bis hin zu Gemüse und Whisky war alles da. Zwei Scones mit Marmelade, zwei
Carrot Cakes und zwei Kaffee nannten wir beim Verlassen unser Eigen. Ein Hoch auf den Lkw-Fahrer, was waren
die Futtereien köstlich! So saftig und frisch… Mmmmh!


 


Glücklich düsten wir die Straße zurück. Immer wieder gab es tolle Ausblicke aufs Meer oder die Berge. Eine wirklich
wunderschöne Strecke.


 


 


 


 


 


 


 


Das Rotwild, welches jetzt im Winter viel besser zu beobachten ist als zu anderen Jahreszeiten, ließ sich gerne von
mir ablichten. Die Berge lagen voller Schnee und so tummelten sich die Tiere unten im Tal.


 


 


 


Am Ende der Strecke bogen wir rechts wieder auf die A894 ab. Nächster Stopp war das Ardvreck Castle oder
besser gesagt, das was davon noch übrig war. Schon bestimmt 5x waren wir an der kleinen Burgruine am Loch
Assynt vorbeigefahren, hatten aber nie angehalten. Das wollten wir nun endlich nachholen.


 


 


Das Castle wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und liegt auf einer Halbinsel, die je nach Wasserstand aber
auch zu einer richtigen Insel werden kann. Jetzt im Winter kamen wir zum Glück trockenen Fußes zur Ruine, in der
ein Geist umherziehen soll. Nach einer alten Geschichte soll einer der MacLeods mit dem Teufel einen Pakt
geschlossen haben. Wenn dieser ihm beim Bau der Burg helfen würde, bekäme er im Gegenzug seine Tochter als
Braut. Nachdem alle Steine aufeinander gesetzt waren und die Burg im Glanz erstrahlte, forderte der Teufel seinen
Lohn ein. Als die Tochter erfuhr, was ihr Vater für einen widerlichen Pakt geschlossen hatte, stürzte sie sich weinend
und verzweifelt vom Turm hinab in den Tod. Seither soll sie in den Mauern umher geistern.
Eine andere Geschichte erzählt, dass sie beim Sturz gar nicht starb, sondern vom Wasser des Loch Assynt
aufgefangen wurde und seitdem als Meerjungfrau im See lebt. Wenn ihr Kummer mal wieder allzu groß ist und sie
stundenlang weinen muss, hat der See Hochwasser und das Ardvreck Castle steht wieder auf einer Insel. Also mir
gefällt die zweite Geschichte ja deutlich besser.


 


In Sichtweite vom Ardvreck Castle liegt am anderen Ende des Loch Assynt die Ruine vom Calda House. Die
Überreste des Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert besuchten wir allerdings nicht.


 


 


Den Rest der Strecke zurück bis nach Ullapool schien die Sonne direkt von vorne aufs Auto und nahm uns die Sicht.
Als wir um eine Kurve fuhren und der Blick auf die Küste fiel, wurden wir von der Spiegelung im Meer fast zu Tode
geblendet!


 


In Ullapool schlenderten wir durch die drei Geschäfte, die geöffnet hatten. Die meisten Läden waren bis Mitte März
oder sogar bis Ostern zu. Ullapool, das Touristenörtchen in den nördlichen Highlands, wirkte wie ausgestorben.


 


 


 


Als wir das „The Seaforth" betraten, waren wir die einzigen Gäste und hatten somit die freie Platzwahl. Echt krass,
im Sommer bekommt man dort fast kein Bein auf die Erde.
Das Essen kam natürlich superschnell. Toms Fisherman Pie war sehr lecker, mein Haggis hätte allerdings etwas
besser gewürzt sein können. Mit zwei Vorspeisen (Garlic Bread), zwei Getränken (ein Bier; ein Irn-Bru) und einem
Toffee Pudding waren wir 55 £ los (62 €).

Um 18:15 Uhr machten wir uns auf den langen Rückweg zurück zu unserem Häuschen. Die Sonne war bereits
untergegangen und es wurde von Kilometer zu Kilometer dunkler. Die Fahrerei war ganz schön anstrengend.
Immer wieder tauchte am Straßenrand Rotwild auf und guckte uns skeptisch an.

Für die 80 Kilometer brauchten wir so über 1,5 Stunden. Aber Sicherheit geht vor!

Im Häuschen machten wir es uns wieder gemütlich, warfen den Kamin an und sprangen in den Whirlpool. Der Weg
von der Terrassentür bis dorthin ist schon verdammt kalt, wenn man dann aber im warmen Wasser liegt und in den
klaren Sternenhimmel guckt… Ich sag euch, das ist so megaschön! Dabei diese wunderbare Ruhe und die eiskalte
frische Luft. Das sind Momente, die bleiben für immer.

Kilometer: 327
Wetter: -4°C – 5°C, Sonne
 

 

 

 

 

 

 

 

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