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22.06.
In der Nacht pfiff der Wind ganz ordentlich um unser Womo herum und der Regen trommelte heftig aufs Dach. Ach, was war das doch gemütlich in unseren kuscheligen Betten. Um 7:00 Uhr schellte der Wecker und an diesem Morgen duschten wir beide in unserer Unterkunft. Der Wind hatte zum Glück ganz ordentliche Arbeit geleistet und den ollen Regen nach Grönland vertrieben. Ein schnelles Frühstück, dumpen (Grauwasser leider nicht!) und Frischwasser fassen und wir waren um kurz vor 9:00 Uhr on the road.
Aber nicht lange. Unser erster Stopp, das Lavafeld Dimmuborgir, lag gerade mal 2 Kilometer weiter. Es entstand vor etwa 2000 Jahren, als ein Magmasee über ein Sumpfgebiet floss. Das Wasser dort fing an zu kochen, Dampf stieg auf und schoss durch die darüber fließende Lava. Diese kühlte ab und zurück blieben die großen Lavasäulen.
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Noch ganz alleine spazierten wir durch die bizarren Lavaformationen. Viel Fantasie brauchten wir nicht, um in den zackigen dunklen Felsen von der Sonne versteinerte Trolle zu erkennen. Die waren leider recht unvorsichtig gewesen! Und wo waren nun die Elfen? Vielleicht versteckten sie sich in den kleinen Büschen und Bäumen, die einen schönen Kontrast zu den fast schwarzen Felsen bildeten. In den tiefen dunklen Lavaspalten fanden wir noch Schneereste, aber von Elfen und Trollen leider keine Spur.
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Unser Ziel war die Kirkjan, eine Lavablase, die wie eine Kirchentür aussieht. Auch im Inneren hat sie etwas von einer Kapelle.
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Nach etwas über einer Stunde waren wir wieder am Parkplatz, der mittlerweile brechend voll war. Als wir losgingen, waren wir das einzige Fahrzeug dort. Also, nix wie weg! Bei dem Menschenandrang waren bestimmt auch die letzten Elfen verschwunden!
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Wieder auf der Ringstraße bogen wir nach rechts ab und kamen bald zu einem heißen milchig-türkisblauen See, der zum Kraftwerk Bjarnarflag gehört. Früher wurde noch kaltes Wasser in den See geleitet und einem angenehmen Bad stand nichts im Wege. Heute gibt es aber das nur einen Kilometer entfernt liegende Mývatn Nature Bath und dem See wurde der Kaltwasserzufluss abgedreht. Baden ist jetzt streng verboten. Machte uns nix, so direkt an der Straße war das auch nicht wirklich schön. Aber die Farbe, wie sie in der Sonne leuchtete… Wahnsinn!!
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Weiter ging es zum Geothermalfeld Hverir. Noch bevor wir aus dem Womo stiegen, rochen wir den typischen Schwefelgeruch. Dieser Geruch nach faulen Eiern. Aber Nase zu und durch. Die Umgebung ist einfach zu faszinierend, als dass uns der Gestank abschreckte.
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Aus Spalten dampfte und zischte es. In Schlammlöchern blubberte die Mocke und umherwabernde Schwefelschwaden umhüllten uns. Wären wir dort alleine gewesen, ich glaube, mir wäre etwas mulmig zu Mute gewesen. So ganz einsam auf einem fremden Planeten.
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Aber zum Glück waren die Japaner nicht weit und Tom musste auch noch ein Gruppenfoto von einer netten amerikanisch-indischen Großfamilie schießen.
Als nächstes stand Krafla auf meiner To-do-Liste. Das ist eine aktive Vulkanzone, deren Besichtigung wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an der Endless-Shower vorbei. Ich denke, der Name sagt alles!
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Ebenso passierten wir das Krafla-Kraftwerk.
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Die Wanderschuhe hatten wir ja bereits an, also stand der Umrundung des Vulkankegels Víti nichts mehr im Wege. Der Blick auf den türkisblau schimmernden Kratersee raubte uns fast die Sprache.
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Unglaublich, dass der Name „Víti“ auf Isländisch „Hölle“ bedeutet. Wenn man allerdings an die Entstehung des 320m breiten Kraters denkt… Der entstand nämlich 1724 durch eine große Gasexplosion, die der Beginn der Ausbruchsserie „Mývatn-Feuer“ war. Fünf Jahre lang gab es in der Umgebung immer wieder Unruhe- und Ausbruchsphasen.
Ich konnte mich gar nicht satt sehen und lichtete den See aus allen möglichen Positionen ab. Sehr zum Leidwesen von Tom, der sich schon wieder über ein Klicktrauma beschwerte. Männer! Im nächsten Urlaub bekommt er Ohrstöpsel.
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Etwas weiter talabwärts stoppten wir auf dem Parkplatz des Vulkans Leirhnjúkur, der 1727 beim Mývatn-Feuer und zuletzt 1975 beim Krafla-Feuer ausbrach. 1975! Mein Geburtsjahr! Erdgeschichtlich gesehen, ist das Lavafeld um den Vulkan herum also noch ein absoluter Frischling. Das kann man von mir nicht gerade behaupten…
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Die Erdkruste ist um den Leirhnjúkur sehr dünn und der Boden kann ganz schön warm werden. Aus etlichen Spalten kamen Dampfschwaden und wir bestaunten wieder brodelnde Schlammgruben. Wann es wohl dort wieder knallen wird? In einer Tiefe von 2,5 bis 8 Kilometern wartet eine Magmakammer nur darauf, sich zu entleeren.
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Von oben konnten wir die Lavafelder der beiden großen Ausbrüche sehr gut erkennen. Die Lava von 1975 lag wie ein schwarzer Schatten auf dem Lavafeld von 1727, das bereits wieder mit einer zarten grünen Moosschicht bewachsen war.
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Um 16:30 Uhr kamen wir mit müden Füßen am Mývatn Nature Baths an. Was freuten wir uns auf ein bisschen Erholung. An der Kasse lief im Hintergrund gerade das WM-Spiel Island-Nigeria und ein Elfmeter für Island stand an! Da konnte das Kassieren warten und wir fieberten natürlich mit den Isländern mit! Aber… verschossen! Verdammt!
Auf den Eintrittspreis (4700 ISK, 38 € pP; Handtuch leihen 700 ISK, 5,50 €) bekamen wir dann 10%, weil das Wasser wohl nicht ganz 35°C hatte.
Aber erst muss jeder, der ins Wasser möchte, gründlich duschen und zwar ohne Badekleidung. Es gibt extra ein Schild mit den zu waschenden Stellen. Das gilt übrigens für jedes Badevergnügen des Landes! Dafür wird man aber mit einer Haut belohnt, die nicht stundenlang nach Chlor stinkt. Seifen- und Shampoo-Spender waren übrigens in allen Bädern vorhanden.
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Nach der ausgiebigen Reinigung ließen Tom und ich uns ins milchig-blaue Wasser gleiten. Bis zum Grund konnten wir zwar nicht gucken, aber nach einer heraufgeholten Probe sahen wir, das kleine schwarze Lavasteinchen den Grund bedeckten. Das Wasser fühlte sich wie eine Seifenlauge an, leicht ölig und schmierig. An den Rändern war alles glitschig von den Algen.
Na ja, das muss man mögen. Erst fand ich es etwas… ekelig. Aber nach wenigen Minuten war mir das seifige Gefühl auf der Haut egal und wir dümpelten gemütlich im mineralienreichen Wasser rum.
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Nach 1,5 Stunden war unsere Haut ganz schrumpelig und wir verließen das große Becken. Aber nur um noch für ein paar Minuten ins 41°C warme Minibecken zu hüpfen. Oooh, das war genau meine Temperatur! Herrlich!
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Frisch geduscht und ziemlich k.o. machten wir uns auf den Weg nach Húsavík. Für den morgigen Tag hatte ich dort eine Waltour gebucht. Das Wetter sollte trocken bleiben, also wollten wir es wagen!
Ständig änderte sich das Landschaftsbild. Mal war alles grün, voll saftiger Wiesen. Schafe futterten Gras und ein Fluss schlängelte sich lieblich (da ist das Wort wieder…) durchs Tal. Dann fuhren wir durch karge Lavafelder, in denen nur die lila Lupinen wuchsen. Die Lupinen wurden vor etlichen Jahren in Island eingeführt, um die Bodenerosion in den Griff zu bekommen. Leider fühlt sich die Alaska Lupine derart wohl im Land, dass sie sich explosionsartig verbreitet und mittlerweile vielen Isländern ein Dorn im Auge ist. Auch wenn sie hübsch aussieht, verdrängt sie die einheimische Pflanzenwelt und auch die Schafe wollen sie aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe leider nicht fressen. So ist das, wenn man in die Natur eingreift… Das aber nur am Rande, zurück zur Strecke!
Eigentlich hatte ich gedacht, dass die 87 durchgehend asphaltiert sei. Aber Pustekuchen, gute 8 Kilometer schüttelte uns der Schotter unter unseren Reifen kräftig durch. Irgendwie gingen mir die Pisten jetzt schon, nach gerade mal zwei Tagen, gehörig auf den Wecker. Gut, wir hatten einfach nicht das richtige Gefährt für solche Strecken.
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In Húsavík angekommen fanden wir direkt den Campingplatz. Nachdem wir das Womo ausgerichtet hatten, wurde gegrillt. Das gute Wetter wollten wir ausnutzen.
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Nach dem Essen chillten wir noch eine Weile, ehe wir gegen 23:00 Uhr im Bett verschwanden.
Kilometer: 99 Wetter: 18°C, Sonne Übernachtungsplatz: Húsavík Campground (28 € mit Duschen und Strom)
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Tag 5
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Übersicht
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Tag 7
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