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14.07.
Ich hätte am Vorabend doch mal lieber noch eine Reisetablette nehmen sollen. Nicht weil mir schlecht war, sondern weil ich so schlecht geschlafen hatte. Ständig wurde ich wach und ab 4:30 Uhr lag ich sogar 1,5 Stunden wach da rum. So ätzend… Auch Tom schlief nicht gut und wälzte sich unruhig hin und her. Um 7:30 Uhr erlöste uns der Wecker und wir versuchten die Müdigkeit wegzuduschen.
Nach dem Frühstück gingen wir noch mal in die Kabine und packten unsere Sachen zusammen. Dabei sahen wir, wie die frischen Handtücher für die neuen Passagiere über dem bazillenverseuchten Handlauf des Flures hingen. Super, da hätten sie die auch gleich auf den Teppichboden legen können. Wobei der wahrscheinlich noch sauberer ist. *schüttel*
Um 10:30 Uhr, eine Stunde vor der geplanten Ankunft, wurden wir wieder aus der Kabine geworfen. Mit unseren Rucksäcken gingen wir an Deck, suchten uns ein windgeschütztes Plätzchen und beobachteten, wie Dänemark langsam immer näher kam. Oh Mann, wir hatten keine Lust nach Hause zu fahren…
Nach dem Anlegen durften wir zu den Fahrzeugen runter. Aber wir hatten keine Chance zu unserem Womo zu kommen. Das Autodeck war dermaßen vollgepackt worden, dass wir nicht die Einzigen waren, die am Rand warten mussten, bis die ersten Autos die Fähre verlassen hatten. Auf den DFDS-Schiffen war es auch schon mal sehr voll und eng gewesen, aber das hier war echt krass!!
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Um 11:45 Uhr konnten wir dann auch endlich ins Womo und das Schiff verlassen. Als Erstes stellten wir die Uhren eine Stunde vor. Blöd so ein Zeitklau! Nach dem Volltanken düsten wir direkt auf die Autobahn gen Heimat.
Auf der Fahrt Richtung Süden überholten wir ständig Fahrzeuge, die uns auch in Island begegnet waren. „Ach, guck mal, die standen doch am Geysir neben uns!“ oder „Den da hatten wir doch auf dem Campingplatz im Thingvellir National Park getroffen!“ oder „Da ist der Mainzer, unsere Wege kreuzten sich bestimmt 5x!“.
Je weiter wir fuhren, desto wärmer wurde es. Waren wir noch bei 16°C in Hirtshals gestartet, waren wir nach 250 Kilometer bereits bei 21°C. Die Sonne knallte ganz schön durch die Frontscheibe auf meine Jeanshose. Puh, warm… Wo war eigentlich meine kurze Hose? Die hing die letzten drei Wochen unangetastet am Kleiderhaken und wartete nur auf einen erneuten Einsatz! Genauso wie meine 6 sauberen T-Shirts im Schrank (Memo an mich: In Island braucht man keine T-Shirts). Schatz, fahr rechts ran! Klamottenwechsel!
Nach 3,5 Stunden hatten wir das langweilige Gääähnemark endlich durchfahren und überquerten die Grenze!
Der erste Parkplatz danach war unser. PP – Pipipause! Ereignislos rollten wir weiter über die A7… Ah, ein Ereignis gab es doch, wir mussten tanken. Aufregend, was? Allerdings freuten wir uns dort über die für uns jetzt „günstigen" 1,50 € pro Liter Diesel. Ihr erinnert euch? Auf der Hinfahrt waren wir über den Preis noch geschockt gewesen! So schnell ändern sich die Sichtweisen!
Nach 448 gefahrenen Kilometer fragte Tom, wie weit es noch bis nach Hause sei? 446 Kilometer! Fast eine Punktlandung. *lach*
Um 18:30 Uhr erreichten wir Hamburg. Nach kurzer Überlegung beschlossen wir erst mal weiterzufahren. Aber nur bis zum nächsten Rasthof, wir hatten Hunger. Ein Jägerschnitzel und eine Frikadelle mit Bratkartoffeln kamen uns da gerade recht. Und dann? Ja, dann fuhren wir weiter… Die Bahn war frei und Tom noch recht fit. Ich hingegen hätte sekündlich einschlafen können. Blieb für ihn aber tapfer wach und konzentrierte mich darauf meine Augen offen zu lassen. Wollten wir doch beide die Nacht in unserem eigenen Bett verbringen! Der Urlaub war gefühlt eh vorbei, seitdem Island am Horizont verschwand und wir auf der Fähre hockten.
Um 22:00 Uhr kauften wir an der Raststätte „Tecklenburger Land“ einen Motivationskaffee und 1,5 Stunden später kamen wir endlich zu Hause an! 10,5 Stunden Fahren reichte dann auch… *gähn*
Hundemüde schnappten wir nur die wichtigsten Sachen wie Kamera, Laptop und Kulturbeutel und schlossen glücklich, die Fahrt geschafft zu haben, die Wohnungstür auf.
Kilometer: 894 Wetter: 16°C – 22°C, Sonne-Wolken-Mix
Fazit
Island, die „Insel aus Feuer und Eis“. Passender hätte der Name nicht sein können. Die vulkanische Aktivität erlebt man eigentlich fast überall, besonders eindrucksvoll in der Gegend rund um den Mývatn See. Dort lebt der Boden regelrecht! Es kommt heißer Dampf aus Erdspalten und Schlammlöcher kochen nur so vor sich hin.
Die Eisberge in der Gletscherlagune von Jökulsárlón sind das krasse Gegenteil dazu. Das Gebiet um den Vatnajökull hat uns derart in seinen Bann gezogen. Einfach unglaublich! Andreas Tenzer sagte einst: „Der kreativste Künstler ist die Natur.“ Und in Island hat die Natur sich gründlich ausgetobt und uns verzaubert. Teilweise fühlten wir uns wie im lieblichen Auenland und dann doch wieder wie im lebensfeindlichen Mordor. Um es mal mit Tolkiens „Herr der Ringe“ zu vergleichen.
Unsere einzigartigen Touren in die Unterwelt sind ebenfalls unvergessen. Als Highlight natürlich die atemberaubende Fahrt mit der Fensterputzer-Gondel in den Vulkan! Was für ein aufregender Trip! Dann der Rundgang in den Gletscher Langjökull und die wundervolle Tour durch die Lavaröhre mit den kleinen Eis- Stalagmiten.
Gemeinsam badeten wir in heißen Quellen, an den wunderschönsten Orten und alleine kühlte ich mich im Nord- atlantik ab. Gestaunt haben wir über den Geysir und fasziniert bewunderten wir die unzähligen Wasserfälle. Einer schöner als der andere.
Was haben wir wieder viel erlebt. Eigentlich zu viel für drei Wochen. Gerne hätte ich mal etwas länger innegehalten und die unfassbare Natur in mich aufgesogen. Ja, wir hätten es machen können, wir konnten tun und lassen, was wir wollten. Aber die Neugierde und die Abenteuerlust waren so stark, wir mussten einfach weiter und noch mehr von diesem tollen Land sehen. Auch wenn wir manchmal von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten geeilt sind, haben wir nicht den Blick für dieses magische Fleckchen Erde verloren! Für Island, das Land der Extreme!
Unsere sieben „extremen“ Island-Fakten
Im durchschnittlich 10°C kalten Land waren wir öfters draußen schwimmen als in Hawaii.
11.354 Fotos schoss ich in den vier Wochen. Die meisten Fotos ever!
Wir aßen noch nie so wenig in Restaurants.
Unsere Winterjacken hatten wir noch nie so oft im Sommer an.
60 % unserer Kleidung brachten wir ungetragen wieder mit nach Hause.
Noch niemals gaben wir so viel „Taschengeld" aus.
In noch keinem Land haben wir so viele unterschiedliche Länder-Kennzeichen gesehen. Tschechen, Italiener, Slowenen, Schweizer, Norweger, Letten, Engländer, Schotten, Österreicher, Franzosen, Litauer, Dänen, Holländer, Belgier und natürlich Deutsche. Halb Europa war mit dem eigenen Fahrzeug angereist.
Bezahlen in Island In Island kann so gut wie alles mit der Kreditkarte bezahlt werden. Sei es ein Hotdog, ein Kaffee oder der Toilettenbesuch. Das Bargeld, welches wir zu Beginn unserer Reise am Geldautomaten geholt hatten, hätten wir nicht gebraucht. Trotzdem würde ich immer ein bisschen Bargeld dabeihaben. Zumindest so viel, um wenigstens eine Tankfüllung zahlen zu können.
Preise Die Preise im Land sind hoch. Wenn man aber selber kochen kann, sei es im Camper oder in einer Ferienwohnung, kann man wenigstens etwas „sparen“. Die Supermarktketten Bónus und Nettó sind dort die Billigketten, vergleichbar mit unserem Rewe. Beim Essengehen wird es schwierig mit dem Sparen. Die isländischen Restaurants sind so teuer, da wird einem schwindelig. Aus gutem Grund waren wir in den drei Wochen nur 2x auswärts essen!
Wetter Das Wetter in Island ist krass! Bis auf Schneefall war in unseren drei Wochen alles dabei. Wir hatten viele sehr schöne Tage, aber genauso oft war der Himmel auch zugezogen und einen kräftigen kühlen Wind gab es so gut wie immer. Hagel, Regen und Sonnenschein wechselten sich manchmal minütlich ab. Das Wetter in Island ist einfach unberechenbar. Guckt nicht auf die Wettervorhersage für den nächsten Tag. Die stimmt eh nie. Ihr habt schönes Wetter? Nutzt es, macht die Nacht zum Tag. Nutzt, natürlich nur im Sommer, die Mitternachtssonne und genießt menschenleere Orte. Schlafen könnt ihr wieder, wenn es regnet. Und das wird es, seid euch sicher!
Camping Da in Island das Wildcampen mit dem Wohnmobil verboten ist, mussten wir jeden Abend einen Campingplatz anfahren. Diese sind meistens unbemannt. Das heißt, es gibt keine Rezeption oder sonstiges. Entweder es kommt morgens oder abends jemand vorbei und kassiert die Stellplatzgebühr oder man bezahlt im Schwimmbad, Hotel oder was sonst gerade in der Nähe ist. Wo man sein Geld loswird, steht immer auf einem Zettel, meistens angeschlagen am Toilettenhäuschen.
Die Ausstattung der Plätze war ganz unterschiedlich. Mal gab es nur eine kleine Holzhütte mit zwei Toiletten innen und einem Spülbecken außen. Sonst nichts. Dann gab es auf anderen Campingplätzen, neben ausreichend Duschen und Toiletten und guten Ver- und Entsorgungsstation, auch noch Aufenthaltsräume und gemütliche Cafés.
Die Plätze waren halt so unterschiedlich wie die Gegenden, in denen sie sich befanden. Da übernachteten wir einmal mitten in einem Lavafeld oder ein anderes Mal mit einem traumhaften Blick aufs Meer und die schneebedeckten Berge. Manchmal waren unsere Übernachtungsorte aber auch leider nur einfache unschöne Parkplätze. Da half nur „Augen zu und durch!“.
Sauber waren hingegen alle Plätze und hier findet ihr auch eine Übersicht der Entsorgungsstellen für die Chemietoilette.
Die Isländer Die Menschen in Island würden wir in zwei Gruppen einteilen. Die, die vom Tourismus leben, sind freundlich, aufgeschlossen, herzlich und zu einem Schwatz bereit. Wenn ich an unsere Tourguides denke oder die netten Campingplatzkassierer. Tolle, sehr offene Menschen.
Ja, und dann gibt es da die anderen Isländer, die recht unentspannten… Die sich aggressiv durch den Verkehr hupen, schlimmer als bei uns zuhause. Die mürrisch deinen Einkauf im Supermarkt kassieren oder dir fast wortlos ein Brot beim Bäcker verkaufen. Weiß nicht, ob sie von den mittlerweile doch sehr hohen Besucherzahlen genervt sind?! Ein bisschen verstehen könnte man es ja, aber schön ist das trotzdem nicht.
Auf jeden Fall wollen wir wieder nach Island! Uns dann auch das Hochland ansehen und alles, was in keinem Reiseführer steht und so hoffentlich so gut wie touristenfrei ist. Allerdings werden wir nie wieder mit der Fähre anreisen. Für Berufstätige ist der Zeitverlust einfach viel zu groß. Außerdem ist es dort stinklangweilig und ohne Tabletten überstehen wir das nicht. Tobias, den wir in den West- fjorden kennengelernt hatten, erzählte von der Möglichkeit sein Fahrzeug über Rotterdam nach Reykjavík verschiffen zulassen. Er und seine Mutter hatten das so gemacht und waren später hinterher geflogen. Das wäre auch eine Möglichkeit für uns… Irgendwann! Jetzt kommen erst mal Städtetrips mit der Familie. Wir freuen uns drauf und ihr könnt gespannt sein!
Stunden hinterm Lenkrad: 84 Durchschnittsgeschwindigkeit: 61 km/h Durchschnittsverbrauch: 11,6 l / 100 km Gefahrene Kilometer: 5143
Gemachte Bilder: 11350 Seiten Reisebericht: 81
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