30.06.

Nach einer irgendwie unruhigen Nacht, ich weiß auch nicht warum, standen wir um 7:30 Uhr auf. Ohne Dusche und
ohne Frühstück machten wir uns auf den Weg. Ich hatte nur meinen Bademantel übergeworfen und Tom nur sein
T-Shirt. Wo wir hinwollten?

In den Hot Pot direkt am Meer! Eigentlich dachten wir, zu so früher Stunde wären wir alleine dort. Aber
Pustekuchen, bereits zwei litauische Pärchen tummelten sich bei Musik, Bier und Zigaretten im warmen Wasser.
Wir gesellten uns dazu und wenige Minuten später kamen noch William und Peggy aus Boston mit in den natürlichen
Pool. Zusammen hatten wir eine Menge Spaß und eine Stunde verging wie im Flug.

 

 


 


 


 


Zwischendurch sprangen wir der Reihe nach in den kalten Nordatlantik. Gut, Tom und William kniffen. Weicheier!
*lach*
Das war aber auch verdammt kalt!! Hilfe! Auf meiner Haut piksten tausend Nadelstiche, die Kälte umfasste mich
wie ein Mantel und ich bekam fast keine Luft.


 


 


Wieder zurück im warmen Wasser zitterte ich immer noch etwas.

Nach dem Bad duschten und frühstückten wir in Ruhe im Womo. Erst um kurz vor 11:00 Uhr machten wir uns auf
zum sechs Kilometer entfernt liegenden Fähranleger. Während wir auf die Ankunft des Schiffes warteten, angelte
Tom vom Pier aus.


 


Ohne Biss stieg er später wieder ins Womo und fuhr ohne mich auf die Fähre!! Ja, denn ich musste raus und über
die Gangway an Bord gehen. Tut mir leid, ihr Isländer, aber das ist mal ein total bescheuertes System! Was soll der
Quatsch?

An Deck wieder vereint kamen wir mit Surfer Tobias und seiner Mama ins Gespräch. Über Fotografie, Island,
Wohnmobil-Verschiffung und Reisen im Allgemeinen wurde gequatscht. Wir hatten uns viel zu erzählen und die
erste Stunde bis zum Zwischenstopp auf Flatey war ruckzuck um.


 


 


 


Den Rest der ruhigen Fahrt verbrachten wir weiterhin an Deck und ließen uns den Wind um die Nase wehen.


 


In Stykkishólmur angekommen, stürmten wir zuerst den Bónus und trafen auch Tobias mit seiner Mama wieder.
Schade, dass wir nicht mehr Zeit zum Quatschen hatten.

Die hatten wir wohl, denn an der Stykkishólmskirkja trafen wir die Zwei erneut. Zu lustig! Es sah ja bald so aus,
als wenn wir uns verfolgten. Die Kirche schauten wir uns ausgiebig von allen, wirklich allen Seiten an.


 


 


Mit den Worten „bis später" trennten wir uns von Tobias und seiner Mama und verließen Stykkishólmur. Ach nee,
an der kleinen Bäckerei am Ortsausgang kauften wir noch dunkles Brot. Dann waren wir aber verschwunden und
bereit die Halbinsel Snæfellsnes zu erkunden, die auch als „Island im Miniaturformat“ bezeichnet wird.

Über die 54 fuhren wir westwärts, der Sonne entgegen. Die lugte seit Tagen endlich mal wieder zwischen den
Wolken durch.


 


Nach wenigen Kilometern bogen wir rechts zum Bjarnarhöfn Shark Museum ab. Mit 1200 ISK pP (rund 10 €) war
das kein billiges Vergnügen, zumal es nicht allzu viel zu sehen gibt. In dem großen Raum stehen einige ausgestopfte
Tiere, ein Boot, altes Fischereizubehör und der Tastingtisch. Letzterer war natürlich sehr interessant.
Aber bevor wir dazu kamen, erzählte die Mitarbeiterin erst mal einiges über den Hai und die Verarbeitung. Die Tiere
werden nicht gejagt, sondern sind leider „unerwünschter" Beifang in großen Netzen. Etwa 70 Stück werden im Jahr
an das Shark Museum geliefert. Dann werden sie zerlegt, gesäubert und in durchlässigen Holzkisten abgelagert,
wobei Ammoniak freigesetzt wird. Nach einigen Wochen hängt man die Stücke dann in eine offene Trockenhütte,
wo das Ammoniak abziehen kann.

Nur so kann der Mensch den Hai überhaupt essen. Frisch wäre das Fleisch giftig! Der Hai reichert nämlich Harnstoff
im Blut an, welchen er zum Druckausgleich und Frostschutz unter Wasser verwendet.

Nach einem kurzen Film konnte, wer wollte ein Stück vom Hákarl (Gammelhai) probieren. Ich suchte mir das
kleinste Stückchen raus, welches ich finden konnte. Tom piekte einfach rein und ich meine, es wäre das Größte
gewesen…
Der strenge beißende Geruch war schon gewöhnungsbedürftig. Wer also probieren möchte, sollte vorher lieber
nicht daran riechen! So, Nase zu und Mund auf! Vorsichtig kaute ich auf dem leicht gummiartigen Stück rum und
war überrascht, dass der Geschmack nicht so schlimm war wie ich erwartet hatte. Der Hákarl schmeckte wie sehr
alter starker Käse, den ich übrigens gar nicht mag!
Zum Hai gab es Rúgbrauð, ein süßlich schmeckendes Schwarzbrot. Das war dafür sehr lecker! Insgesamt würden
wir so ein kleines Stückchen zur Not noch einmal essen. 


 


 


Draußen konnten wir noch das Trockenhaus besichtigen, wo uns der strenge Ammoniakgeruch empfing. Nebenan
grasten die Islandpferde, die ich jetzt doch schöner fand.


 


 


 


 


 


Auf dem Rückweg zur 54 durchfuhren wir ein Lavafeld, welches bereits teilweise wieder mit Moos bewachsen war.
Das sah total toll aus. Ein bisschen wie Zuckerguss über einem Streuselkuchen.


 


 


 


 


Die Wolken machten der Sonne Platz und glücklich fuhren wir durch die wunderschöne grüne isländische Landschaft.
Meine Kamera glühte und Tom hielt sich fast die Ohren zu wegen der blöden Klickerei (seine Worte…)!


 


 


 


Ich musste ihn rasch milde stimmen und so gab es eine Angelpause an einer Brücke. Es war gerade Flut und die
Meeresströmung schoss in einem Affenzahn unter der Brücke hindurch. Tom hatte seinen Spaß und ich machte
derweil… na? Richtig, Fotos!!


 


 


 


 


 


Kurz hinter dem Örtchen Grundarfjörður fließt der Kirkjufellsfoss einen kleinen Hang hinunter. Wäre da nicht auch
der Berg Kirkjufell im Hintergrund, würde an dem unscheinbaren Wasserfall bestimmt kein Mensch anhalten. Aber
die Kombination aus beidem sieht schon ziemlich klasse aus und ist ein sehr beliebtes Fotomotiv.


 


 


Es war mittlerweile kurz nach 20:00 Uhr, aber da das Wetter so prima war, dachten wir gar nicht daran einen
Campingplatz aufzusuchen. Stattdessen fuhren wir zum nächsten Parkplatz, genossen dort die Aussicht und
kochten uns schnell etwas zu Essen. Ein Glas Uncle Ben´s mit Gemüse und Huhn, das war richtig lecker!


 


 


 


Als wir weiterfuhren, hatten sich zwar wieder einige Wolken breit gemacht, aber das Licht war immer noch toll.


 


In Ruf sollte es laut der Internetseite eine Ver- und Entsorgungsstelle geben. Die suchten wir allerdings vergeblich.
Schade, das erste Mal, dass uns die Seite im Stich ließ.

Die kleine Ingjaldshólskirkja war dann aber doch unser letzter Stopp des Tages. Die weiße unscheinbare Kirche
wurde 1903 errichtet und ist die älteste Steinkirche Islands.


 


Wenige hundert Meter weiter steuerten wir den Campingplatz in Hellissandur an. Dieser hatte Stromanschluss, eine
Ver-und Entsorgungsstation (steht nicht im Netz!) und liegt toll in einem Lavafeld.


 


Rasch überspielte ich noch die Bilder auf den Laptop und schrieb die letzten Zeilen des Tages in den Bericht, bevor
wir um Punkt 0:00 Uhr schlafen gingen.


Kilometer: 99
Wetter: 8°C – 11°C, erst bedeckt, später Sonne
Übernachtungsplatz: Hellissandur Camping (kein Preis. Wir kamen so spät und fuhren zu früh, da war die
Information noch geschlossen. Auf einem Zettel stand, dass zwischen 7:00 Uhr und 8:00 Uhr jemand kommen
sollte, es kam aber niemand.)
 

 

 

 

 

 

 

 

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