MEIN HERZ!!! Was musste ich da auf der Runrig-Facebook-Seite lesen? 2018 sollte unsere heißgeliebte schottische
Band auf Abschiedstour gehen! Nach dem angekündigten letzten Studioalbum 2015 gab es zwar immer wieder
Gerüchte und Spekulationen über einen endgültigen Abschied, aber ich hatte insgeheim immer gehofft, sie würden
„50 Jahre Bandgeschichte“ vollmachen. Aber nun sollte es doch traurige Realität sein. Runrig hörte nach 45 Jahren
auf! Das war wie ein Schlag in den Magen und ein paar Tränen liefen über mein geschocktes Gesicht…

Das letzte Konzert sollte am 18.08.18 unterhalb des jahrhundertealten Stirling Castles stattfinden. Da mussten
wir überhaupt nicht groß nachdenken. Ein Urlaub war zu diesem Zeitpunkt nicht geplant und da der Tag ein
Samstag war, konnten wir entspannt rüber fliegen. Uns war klar, wir wollten auf jeden Fall dabei sein!

Da der Kartenvorverkauf erst am kommenden Freitag starten sollte, verschob ich die Suche nach einer Unterkunft
auf den späten Abend. Erst bekamen wir noch Besuch von meiner Schwiegermutter. Während wir angeregt
plauderten, kam auch das Thema „70. Geburtstag“ meiner Mama auf. Die Feier sollte am 18.08.18 stattfinden. Ein
paar Leute waren bereits eingeladen und ein toller Musiker (Dr. Mojo) war auch schon fest gebucht. Moment!!
18.08.18?? Verdammte Scheiße!!! Das zweite Mal innerhalb weniger Stunden wurde mir schlecht. Wie konnte ich
das nur vergessen haben?? Etwas durch den Wind ging ich gedanklich alle Möglichkeiten durch. Die einzig machbare
Lösung war, dass Mama ihre Feier verschob. Sofort eilte ich die Treppenstufen zu ihr runter und überfiel sie mit
meiner Bitte.

Leicht verstört folgte sie meinen aufgeregten Worten und versprach schließlich am folgenden Tag den Musiker
anzurufen und ihn um eine Terminverschiebung zu bitten. Hoffentlich hatte er noch freie Tage in seinem Kalender.
Etwas beruhigter schlich ich in unsere Wohnung zurück und beschloss nach einer Unterkunft zu suchen, auch wenn
ich noch nicht das endgültige „OK“ bekommen hatte. Völlig geschockt schaute ich auf den Bildschirm und traute
meinen Augen nicht. Auf den einschlägigen Hotelsuchseiten war in ganz Stirling kein einziges freies Zimmer mehr zu
finden!! Und das nur wenige Stunden nach der Bekanntgabe, dass sie nun aufhören würden. Krass! Runrig ruft… Wir
alle kommen!

Erst als ich den Kreis erweiterte, fand ich im 10 Kilometer entfernten Dunblane ein freies Zimmer im DoubleTree by
Hilton Dunblane Hydro Hotel. Näher am Stirling Castle dran gab es einfach nichts mehr. Nun musste ich schnell sein,
wer wusste schon wie lange dort noch Zimmer frei waren?! Mit zwei raschen Klicks hatte ich uns in dem Hotel für
drei Nächte einquartiert. Puh! Wir hätten zwar lieber fußläufig am Konzertgelände geschlafen, aber egal.
Hauptsache wir konnten überhaupt irgendwo dort in der Nähe übernachten.
Wenn ich am nächsten Tag hoffentlich Mamas Antwort wusste, konnte ich immer noch mal in Ruhe woanders
nachsehen. Bis einen Tag vor Anreise war das Zimmer auf Booking.de nämlich kostenlos zu stornieren.

12 Stunden später kam der ersehnte Anruf meiner Mutter. Dr. Mojo hatte als Musiker vollstes Verständnis für
unser Anliegen. Er war ganz begeistert, dass es solche Fans gab und die Feier zum 70. Geburtstag wurde um eine
Woche verschoben. Hurra! Sofort schwang ich mich wieder vor den Rechner und suchte nach alternativen
Unterkünften. Dabei besuchte ich auch noch einmal die Seite vom Hotel in Dunblane. Mich traf fast der Schlag!
Ungläubig schaute ich auf den Preis, der dort nun für unseren Zeitraum stand. Dem Hotelpersonal war der große
Andrang und das bevorstehende Konzert offensichtlich nicht verborgen geblieben und sie hatten mal eben den Preis
für die drei Nächte um 400,- € erhöht! Vierhundert!! Das war mal geschäftstüchtig! Zum Glück war unser Preis
vom Vorabend fix!

Meine Finger wirbelten weiter über die Tastatur. Es musste doch noch eine andere Schlafmöglichkeit zu finden sein.
Bei Airbnb wurde ich schließlich fündig. Zum einen fand ich ein etwas schrulliges schwarzes Haus unterhalb des
Castles und dann noch ein kleines, sehr schottisches B&B, nur 2,4 km vom Castle entfernt, welches noch ein
Dachgeschosszimmer frei hatte. Schnell verschickte ich die Anfragen und die Vermieterin des B&Bs, Margaret,
antwortete mir bereits eine halbe Stunde später. Yeah, wir konnten das Zimmer haben und das auch noch für die
Hälfte des Hotelpreises. Da hatte sich die Sucherei doch gelohnt. Ich sagte sofort zu und stornierte die Anfrage an
das schrullige schwarze Haus und ebenfalls die Hotel-Reservierung bei booking.de.

Puh, eine Unterkunft hatten wir nun. Hoffentlich würde ich am Freitag, wenn der Kartenvorverkauf starten würde,
auch Tickets bekommen?! Pünktlich um 11:00 Uhr wollte ich in zwei Tagen vor dem PC sitzen…

Die folgenden Stunden verbrachte ich in diversen Runrig-Gruppen bei Facebook. Irgendwann tauchten Beiträge wie
„Tickets für Stirling – Check“ und „Karten für Stirling sind bestellt“ auf. Wo zum Geier hatten die Leute denn schon
ihre Karten bestellt? Etwas hektisch durchsuchte ich die Kommentare und fand schließlich einen Link zum Vorab-
Kartenvorverkauf. Der war wohl an die Fanclubs versendet worden und fand nun auch den Weg zu mir. Mein Herz
raste, würde alles klappen?? Kartenauswahl, Adresse, Kreditkartendaten und abschicken! 5 - 4 - 3 – 2 – 1 Jaaa!
Die positive Bestätigung flatterte in mein Postfach! Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und rief sofort Tom an,
um ihm davon zu erzählen.

Nun fehlten nur noch der Flug und ein Mietauto. Aber das waren die einfachsten Parts unseres spontanen Trips. Ab
Köln buchte ich mit Eurowings den Hin- und Rückflug und über „billiger-mietwagen“ reservierte ich einen kleinen
Skoda.

Wow, vor gerade einmal 24 Stunden hatte ich nicht mal im Traum daran gedacht, im August 2018 nach Schottland
zu fliegen und nun war alles in trockenen Tüchern. Wie geil war das denn?? Wir freuten uns tierisch auf die paar
Tage, auch wenn sie bestimmt sehr traurig sein würden. Das letzte Konzert würde ich wahrscheinlich die meiste
Zeit tränenüberströmt erleben.

An besagtem Vorverkaufsfreitag schaute ich interessehalber mal auf die Ticketseite und bereits um 11:20 Uhr
waren alle Stehplätze ausverkauft! Es gab nur noch Sitzplätze. Was hatten wir für ein Glück gehabt. Hoffentlich
kamen die Karten nun auch bei uns an…

Aufgrund des riesigen Ansturms beschloss die Band ein zweites „letztes“ Konzert zu geben. Am Abend vorher, also
am 17.08.18, sollte die Vor-Party steigen. Lange musste ich nicht überlegen und bestellte auch für diesen Abend
zwei Karten.

So, dann mussten wir nur noch warten…
Einen kleinen Vorgeschmack auf „The Last Dance“ bekamen wir im Juni in Köln. Die Jungs gaben ihr letztes
Deutschland-Konzert in der Lanxess Arena und wir waren natürlich dabei! Schön war´s! Emotional, aber kein
Vergleich zu dem, was noch kommen sollte!




Am Abreisetag lief alles ganz entspannt. Dieses Mal wirklich! Alles war gepackt, die Katze gefüttert und die
Wohnung sauber. So kamen wir pünktlich los zum Flughafen.

Mit fast einer Stunde Verspätung (das lag definitiv nicht an mir!!) flogen wir dann von Köln nach Edinburgh.

 

 


 


Nach einem ruhigen Flug, den Tom völlig verschlief, betraten wir bei sonnigem Wetter endlich wieder schottischen
Boden. Nachdem wir unseren Koffer hatten, zog Tom noch rasch Geld am Automaten und wir schlenderten die gut
400 Meter zum Autovermieter-Center rüber. Wie beim Arbeitsamt mussten wir eine Nummer ziehen und warten,
bis diese aufgerufen wurde. Das dauerte geschlagene 60 Minuten… Und dann war unser Auto noch nicht einmal
fertig!!! Boah, was hatte ich einen Hals! Nie wieder buche ich ein Mietauto über Hertz!! Erst um 14:20 Uhr hockten
wir in unserem blauen Skoda und düsten los in fünf unvergessliche Tage.

Die Zeit genossen wir in vollen Zügen. Natürlich waren die Konzerte das Highlight. Aber auch unsere Ausflüge waren
wunderschön!


Lallybroch / Midhope Castle
Bereits im Februar waren wir dort gewesen, standen aber vor verschlossener Tür. Bzw. war uns der Zugang per
Schild verboten. So gab es damals nur ein Bild aus einiger Entfernung.
Nun durften wir aber bis zum Castle hochlaufen. Das Auto musste unten auf dem Parkplatz bleiben. Dafür waren
10 £ pro PKW fällig, egal wie viele Leute drinsaßen. Ein stolzer Preis!!

Aus näherer Betrachtung ist Midhope Castle aber nicht wirklich schön. Die Fenster sind mit Plexiglasscheiben
notdürftig verschlossen und die Türen sind aus alten Brettern zusammengezimmert. Der hintere Anbau ist zur
Hälfte eingestürzt und insgesamt macht das ganze Gelände einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Schade!
Und Jamie tauchte auch nicht auf… Als nicht „Outlander“-Fan muss man dort nicht wirklich hin.


 


 


 



Blackness Castle
Da gefiel uns das Blackness Castle deutlich besser. Es spielt in der Serie „Outlander" das Fort William. Das mächtige
Bauwerk auf einer felsigen Landzunge wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Im Innenhof der Burg liefen wir über eben
diesen nackten felsigen und unebenen Boden.

Von dem langen Steg, der weit in den Firth of Forth hineinragt, konnten wir schon ein wenig die ungewöhnliche
Form der Burg erkennen. Sie ähnelt doch sehr einem Segelschiff. Vorne vom “Bug“ aus hatten wir dann einen super
Blick auf „das Schiff, das niemals segelte“.

Ausgiebig durchstreiften wir die alten teilweise muffig riechenden Gemäuer und genossen den Blick auf den schönen
Firth of Forth. Da die Burg im Innern nicht möbliert ist, gibt es dort nicht viel zu sehen.


 


 


 


 


 


 


 


 



Mayonnaise -Eis
Schon mal jemand so etwas gegessen? Nee? Wir schon und zwar in der kleinen Eisdiele „ICE Artisan Ice Cream“
im unscheinbaren Vorort von Falkirk. Neben Oreo- und Karamelleiscreme kam in meinen Becher auch eine Kugel
Majo-Eis! Die ersten Löffel davon waren richtig gut. Die Konsistenz war supercremig und ich schmeckte die
gehaltvollen Zutaten. Allerdings war für mich wenig Mayonnaisegeschmack dabei, eher Vanille. Tom fand es
mittelmäßig und er schmeckte die Majo auch direkt raus. Für den Schluss verwahrte ich noch ein bisschen davon
und futterte erst die anderen zwei Kugeln auf. Und dann…! Nach den süßen, wirklich köstlichen Kugeln schmeckte
auch ich die leicht salzige Mayonnaise. Mh! So wahnsinnig gut fand ich das dann auch gar nicht mehr. Schon
irgendwie lecker, aber… Halt ein sehr eigenwilliger Geschmack.


 



Schokoladen-Tasting
Der preisgekrönte Chocolatier Iain Burnett hat mitten im unscheinbaren Dorf Grandtully eine Schokoladen-
manufaktur.

Nach einem Rundgang durch die kleine interessante Ausstellung rund um die Schokolade, plumpsten Tom und ich
auf ein rotes Ledersofa in der gemütlichen  „Chocolate Lounge“. Rosie brachte uns einen Audioguide, Wasser und
fünf Stückchen Schokolade. Mit Kopfhörern auf den Ohren lauschten wir der männlichen Stimme (Iain Burnett
höchstpersönlich), die uns alles Wissenswerte über die kleinen dunklen Leckereien vor uns erzählte. Der Reihe nach
ließen wir die Stückchen in unserem Mund zergehen und genossen die köstlichen Trüffel und Pralinen.

Im zauberhaften Schokoladenladen kauften wir natürlich noch ein paar der preisgekrönten Leckereien für zuhause.


 


 


 



Pitlochry
Nach einem kurzen Bummel durch das niedliche Örtchen besuchten wir das Geschäft “Heathergems”. Die
Mitarbeiter stellen dort aus bunt eingefärbtem Heidekraut einzigartige Schmuckstücke her. In einem Video konnten
wir den Herstellungsprozess verfolgen und auch live den Handwerkern über die Schulter schauen. Im
angrenzenden Verkaufsraum erstanden wir natürlich noch eine Kleinigkeit.


 


 


 


 


 



Culross
Niedliches kleines Örtchen, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Die alten weiß getünchten Häuser sehen aus wie
eine Filmkulisse.  Zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert florierte das Bilderbuchstädtchen dank seiner Kohle- und
Salzgruben. Heute eher wegen der Serie „Outlander", denn einige Szenen wurden in den kopfsteingepflasterten
Gässchen gedreht.


 


 


 


 


 


 


 


 


Hinter dem leuchtend gelben Culross Palace befindet sich ein wunderschöner Garten und von weiter oberhalb
hatten wir einen traumhaften Blick aufs Dorf und den Firth of Forth.


 


 


Im Admiral Café stärkten wir uns mit einem köstlichen Kaffee und einem Latte Macchiato. Dazu gab es frische
luftige Scones. Die Wände des Cafés waren mit alten hellen Fliesen gekachelt. Vermutlich war in den Räumlichkeiten
mal ein Metzger ansässig?!
Die rustikalen Tische und Stühle passten alle nicht zusammen, aber alles strahlte eine unglaubliche Gemütlichkeit
aus. Wir mögen solche Cafés mit Seele.


 



Auchentoshan Destille
Eine Destille müssen wir einfach in jedem Urlaub besuchen. Also Tom muss, ich bräuchte das jetzt nicht wirklich…
Die Auchentoshan Destille liegt vor den Toren von Glasgow und ist eine der wenigen Brennereien, die 3-fach
destillieren.

Unsere 1-stündige Tour war kurzweilig und unser Guide Neil war mit voller Begeisterung dabei. Beim Erzählen
fuchtelte er mit den Händen rum und seine Augen leuchteten auf, als er von Loch Katrine sprach, wo das Wasser
für den Whisky herkommt.


 


Im Raum mit den Brennblasen zeigte er uns eine Flasche mit dem türkisgrünen „Heads“ oder auch „Foreshots“.
Dieser hochprozentige Vorlauf besitzt kaum Aromen, die lecker sind und wird daher abgeleitet und bei der nächsten
Destillation erneut zugeführt.


 


 


An der Bar gab es neben dem Dram auch noch eine Kostprobe von einem leckeren Whisky-Cocktail mit India Pale
Ale. Den kleinen orangefarbenen Becher konnten wir netterweise behalten.
Tom nahm anschließend das Angebot zum Kauf einer von Hand abgefüllten Flasche in Fassstärke gerne an. Mit Neil
spazierten wir zwei zurück ins Warehouse und nachdem mein Mann das Fass aufgeschlagen hatte, konnte er mit
einem Valinch das Lebenswasser abfüllen. Die schöne Aktion rundete den tollen Besuch bei Auchentoshan ab.


 


 


 


Auch auf diesem Minitrip mussten wir wenigstens einmal kurz die Highlands sehen. An den „Bonnie Banks“ vom
Loch Lomond ging es durch die unfassbar schöne Landschaft Richtung Glen Orchy.

In dem kleinen Glen ließen wir uns auf den Steinen an den Stromschnellen nieder und genossen die Ruhe und die
Sonne.

Etwas erschrocken waren wir allerdings über die neuangelegten Parkplätze an der Single track road. Schottland
wird immer beliebter und damit auch immer voller… Dabei ist es dort eigentlich gar nicht soo schön! Ihr müsst nicht
alle nach Schottland reisen! Es regnet immer und das Essen ist auch furchtbar. Alles ist teuer und die Schotten sind
durchweg mürrisch und unfreundlich! Fahrt lieber woanders hin!

Ob das als Abschreckung reicht…?!


 


 


 


 


 


Unser B&B bei Margaret und George war toll. Die Zwei waren ganz liebevolle und herzliche Gastgeber.
Unser Zimmer war sauber und very britisch eingerichtet. Aber immerhin hatten wir ein eigenes Bad. Ein anderes
Pärchen musste sich das Bad mit M&G und einem weiteren Gast teilen. Da wurden sogar Duschzeiten festgelegt.
Zu lustig!
Aber es gab auch extra Frühstückszeiten für jeden Gast, damit es für unsere Gastgeber morgens nicht zu stressig
war. Wir hatten noch die Wahl zwischen 8:30 Uhr und 9:30 Uhr und entschieden uns für das frühere Angebot. Zu
meinem Geburtstag kamen Margaret und George mitsamt Tochter und Enkelkindern singend in den Frühstücks-
raum und Margaret hielt sogar einen kleinen Kuchen für mich in der Hand. Dazu gab es auch noch einen Schottland-
Kalender als Geschenk. Wie so oft in diesen Tagen hatte ich Tränen in den Augen. 


 



Die Konzerte

Freitag

Am Freitagabend machten wir uns um kurz vor 18:00 Uhr langsam auf den Weg Richtung Castle. Nach gut 35
Minuten Gewaltmarsch in dicken, zur Vorsorge wasserdichten Wanderschuhen, erreichten wir das Gelände und
hörten noch die letzten Melodien von Donnie Munro.

Während Julie Fowlis die Fans mit ihrer tollen Musik verzauberte, bestiegen Tom und ich das Riesenrad. Richtig
gelesen! Tom ging mit mir in ein Riesenrad, obwohl er die Dinger wirklich bis aufs Blut hasst. Aber das große
Gelände von oben zu sehen war wirklich toll. Am Rand gab es etliche Ess- und Trink-Buden und in der Mitte befand
sich der große Merchandisingstand. An ihm hatte sich eine lange Menschenschlange gebildet, so dass wir unseren
Einkauf auf später verschoben.


 


Die atemberaubende Location vor dem Stirling Castle war schon kaum zu toppen und als dann um kurz vor 19:00
Uhr der Himmel aufriss, die Sonne zum Vorschein kam und ein wunderschöner Regenbogen sich über dem Gelände
bildete, war alles perfekt!


 


Rechts und links der Bühne gab es riesige Leinwände, so dass jeder die Band gut sehen konnte. Auf der linken Seite
suchten wir uns dann ein schönes Plätzchen.


 


Viel will ich jetzt gar nicht zum Konzert schreiben, da es von der Setlist und vom Ablauf her identisch war mit dem
Konzert am Samstag. Meine Gefühle hatte ich gut im Griff, verdrückte nur bei „Loch Lomond“ ein paar Tränen. Der
große emotionale Abschied stand uns ja noch bevor.


 


 


 


 


 


 


Nachdem wir am relativ leeren Merchandisingstand noch zwei T-Shirts erstanden hatten, schlenderten wir langsam
zurück zum B&B. Auf dem Weg unterhielt uns ein Straßenkünstler mit Liedern von Runrig. Die Musik lebt halt
weiter…



Samstag, der Tag!
Damit wir unsere Füße etwas schonen konnten, stellten wir unseren Mietwagen bereits gegen Mittag in einer
Seitenstraße vorm Konzertgelände ab. Dann liefen wir noch fit und munter zurück zu unserer Unterkunft, wo wir
eine kleine Mittagspause einlegten. Mit unseren B&B-Nachbarn Michaela und Stefan teilten wir uns ein Taxi und
ließen uns um 16:00 Uhr zum Konzertgelände fahren. Dort angekommen trennten sich unsere Wege und Tom und
ich suchten uns einen guten Platz ca. 20 Meter von der Bühne entfernt. Mein Schatz hatte großen Hunger und
besorgte sich noch etwas Essbares. Ich war aber dermaßen aufgeregt und nervös, ich hätte keinen Bissen herunter
bekommen. Außerdem wollte ich unter keinen Umständen meinen Platz verlassen, nur um auf die Toilette gehen zu
müssen. So verzichtete ich bis auf Weiteres sowohl auf feste, als auch auf flüssige Nahrung.

Mehr und mehr füllte sich der Platz um uns herum. 25.000 Riggies waren gekommen, um sich zu verabschieden.


 


Um 17:30 Uhr betrat Donnie Munro mit seiner Band die Bühne. Er spielte einige Stücke von Runrig und dazu
natürlich auch ein paar seiner eigenen Lieder. Mir persönlich gefällt seine Stimme nicht wirklich, ich bin halt ein
absoluter Bruce Guthro Fan. Aber das ist ja zum Glück Geschmackssache.

Nach gut 45 Minuten war Schluss und fast nahtlos folgte der Auftritt von der zauberhaften Julie Fowlis.
Ihre Version von „The Old Boys“ war wirklich grandios. Da hatte ich schon eine erste Gänsehaut und einen Kloß im
Hals. Oh je, wie sollte der Abend nur enden?!
Julie riss die Leute mit und legte einen sensationell guten Auftritt hin.

Nachdem sie die Bühne verlassen hatte, dauerte es ca. eine halbe Stunde bis das Eröffnungsvideo mit alten
Aufnahmen von Runrig über die großen Bildschirme lief. Nun ging es also endlich los!
Endlich…? Ich war mir nicht ganz sicher. Dieser Zwiespalt aus Freude, diese tolle Band live zu hören und der
unendlichen Traurigkeit, dass es das letzte Mal sein würde, ist schwer zu beschreiben. Ich versuchte die traurigen
Gedanken beiseite zu schieben und mich einfach nur aufs Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Als die Jungs dann auf die Bühne kamen, überwog die pure Freude! Da waren sie! Bruce rief „Scotland! Let's do
this!“ ins Micro und der letzte Tanz begann.

Angefangen von “The Years We Shared” über “The Stamping Ground”, “In Search of Angels”, “Alba” und “Book of
Golden Stories” fehlte uns kein Lied. Es war die gleiche Setlist wie in der Lanxess Arena.
Traumhaft war das Duett von Bruce und Julie Fowlis bei „Somewhere“. Im Juni in Köln wurde sie ja nur per Video
zugespielt.


 


 


 


Nach „Going Home“ kam der Glasgow Islay Gaelic Choir zusammen mit Donnie auf die Bühne und sang „Cearcal a'
Chuain“ und „Cum Ur' N'aire“.

Richtig cool fand ich den Anfang von „Maymorning“. Bruce erzählte von Gott, wie er die Erde und den Himmel
erschuf, die Tiere (besonders die Highland Cows), die Menschen und die Musik! Die Musik erschuf Runrig und Runrig
rockt die Massen und es war gut! „Can I have an amen?“ Yeah, sooo geil!

Dann wurde die Bühne dunkel und oben am Castle erschien im Scheinwerferlicht ein Gitarrenspieler. Auf den großen
Videoleinwänden wurde Malcolm eingespielt. Wow, was für ein toller Effekt! Das erinnerte uns ganz stark an „The
Lone Piper“ vom Edinburgh Military Tattoo. Kurz nachdem das Licht am Castle erlosch, kam Malcolm wieder auf die
Bühne. Wie er das nur so schnell geschafft hatte? *grins*

Zwischendurch kam und ging der Regen und allen war es egal. Der Himmel weinte und wir tanzten, sangen und
feierten die Betrübtheit einfach weg.


 


Bis die ersten Töne von „Loch Lomond " angespielt wurden. Noch einmal „Loch Lomond" live mit 25.000 anderen
Riggies. Wow, irgendwie wusste ich gar nicht wohin mit meinen Emotionen. Es war eine Mischung aus totaler
Glückseligkeit das miterleben zu dürfen und der absoluten tiefen Traurigkeit, mir bewusst zu machen, dass das das
aller allerletzte Mal war!

Mit einem dicken Kloß im Hals versuchte ich so gut es ging mitzusingen, riss die Arme in die Höhe und feierte die
Band!

Nach dem Papierschnipselregen folgte, was kommen musste… der Abschied! Bruce begann seine Ansprache mit
den Sätzen: „Es ist nicht einfach das zu sagen. Die schwersten Dinge im Leben sind, das erste „hello“ und das
letzte „goodbye““. Er bedankte sich bei seiner Familie und bei uns, den Fans. Noch schaffte ich es ohne Tränen
seinen Worten zu folgen. Auch Calum hörte ich noch recht entspannt zu, wie er sich bei ehemaligen Mitgliedern der
Band, Wegbegleitern und dem gesamten Tour-Team und natürlich auch bei uns bedankte.
Rory begann mit der Frage, ob sie nach dieser tollen Nacht ihre Meinung vielleicht noch einmal ändern würden?
Nein, auch wenn er jetzt gerade noch mal von ganz vorne beginnen könnte. Die Entscheidung ist getroffen, es ist
die richtige Zeit aufzuhören. Kein Bedauern. Alles hat seine Zeit und sie sind glücklich darüber. Besonderen Dank an
uns alle hier! Von ganzem Herzen: Danke!

Als Bruce danach „Hearts of Olden Glory“ anstimmte, wurde mein Herz schwer und mich überkam eine endlose
Traurigkeit. Das letzte Lied! Meine Augen füllten sich mit Tränen, während ich Malcolm beobachtete, wie er sich die
Hände vors Gesicht hielt. Ein Mitsingen war kaum möglich, immer wieder versagte mir die Stimme.

Dann kam das, wovor ich mich am meisten „gefürchtet“ hatte, der tränenreiche endgültige Abschied. Arm in Arm
standen die Sechs ein letztes Mal vor ihren Fans und verbeugten sich. Malcolm hatte den Kopf gesenkt, versteckte
das Gesicht hinter seiner Gitarre und weinte…
Der Reihe nach umarmten sich alle und auch Rory wischte sich dabei eine Träne ab. Ein letztes Winken zum
Abschied und langsam verließen sie die Bühne.


 


Direkt im Anschluss begann oberhalb des Castles ein grandioses minutenlanges Feuerwerk. Dazu die Fangesänge
von „Hearts of Olden Glory“. Puh… Was für Emotionen! Mir schnürte es die Kehle zu. So gut es ging sang ich mit
und schaute dabei immer wieder auf die leere Bühne. Nein, sie kamen nicht zurück!

Dann verstummten die Gesänge und ich stand Tränen überströmt in der Menschenmenge, die sich langsam
Richtung Ausgang bewegte. Keinen Millimeter rührte ich mich von meiner Stelle weg und wieder überrollten mich
die Gefühle. Vom Band ertönte „And We'll Sing“ und ich wurde auf eine wunderbare Art und Weise von wildfremden
Menschen getröstet. Sei es ein gereichtes Taschentuch, nette Worte oder eine liebevolle Umarmung. Plötzlich war
niemand mehr fremd und als ein großer weißbärtiger Schotte im Kilt mir etwas auf Gälisch ins Ohr sagte, fühlte ich
mich wie der Teil einer großen Familie.

Mein persönlicher Abschied fand dann ganz vorne in der ersten Reihe statt. Ich musste einfach einmal in der ersten
Reihe stehen. Einmal ganz nah ran, an all das, was ich schmerzlich vermissen werde.
Die meisten Besucher waren bereits gegangen und die Roadies schon fleißig mit dem Abbau beschäftigt. Zuvor
hatten sie bereits Drumsticks, Plektren und Setlists in die kleine Menschenmenge geworfen, die noch vor der Bühne
stand. Traurig schaute ich dem Treiben der Roadies zu, als plötzlich ein junger Mann mit einer weiteren Setlist auf
Tom und mich zukam. Die zwei Mädels neben uns kreischten sofort los und streckten ihm die Hände entgegen. Er
aber wiegelte sie nur kurz ab und drückte mir die Setlist in die Hand! MIR!! Und das, obwohl ich mich gar nicht
darum bemüht hatte. Außer ein fassungsloses „Thank you" kam aus meinem Mund nix raus und ich drückte die
zwei einlaminierten Seiten an mich. Ein Glücksgefühl schob die Trauer beiseite und ich hatte ein wundervolles
Andenken an diesen Tag, an diesen Ort, an diese Band! Mein Schatz!!!


 


Wir werden diesen einzigartigen Abend nie vergessen! Es war ein würdiger Abschied mit einer atemberaubenden
Stimmung. Einfach ein grandioses Konzert! Wir sind so dankbar, beim letzten Tanz dabei gewesen zu sein. Diese
großartige Band noch ein letztes Mal live zu hören und Rory, Calum, Malcolm, Iain, Bruce und Brian „goodbye" zu
sagen. Aber ich fühle mich auch ein wenig verloren und kann immer noch kaum glauben, dass es vorbei ist.

Auch wenn die wundervolle Musik von Runrig unsterblich sein wird, werden wir deren Live-Auftritte wahnsinnig
vermissen. Live war die Band unschlagbar und einfach grandios. Danke für so viele wunderschöne Erinnerungen an
unvergessliche 15 Konzerte, die wir miterleben durften! Unsere Herzen sind eh schon lange in Schottland und ein
kleines Stück davon wird von nun an für immer in Stirling, unterhalb des Castles sein!
 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben