03.03.

Unser Frühstück genossen wir auf der herrlichen Dachterrasse. Truthahngeier zogen ihre Kreise über dem Feld, die
Hühner pickten im rotbraunen Staub rum und das kleine Schwein war direkt neben seinem Trog eingeschlafen. Ich
hätte dort noch Stunden sitzen können.

 

 


 


 


 


Aber wir mussten weiter und so verabschiedeten wir uns von Bernardo und seiner gastfreundlichen Familie. Bevor
es aber Richtung San Luis ging, nahmen wir Kurs auf die Tankstelle. Schon von weitem sahen wir dort ein
geschäftiges Treiben, es gab also Benzin!


 


Zuhause hatte ich gelesen, dass man beim Tanken aufpassen soll, dass die Anzeige auch auf „null“ steht. Dazu
kamen wir aber erst gar nicht. Denn während wir ausstiegen, sprach uns ein korpulenter Kubaner auf unsere platten
Vorderreifen an. Gleichzeitig fing der Tankwart an unser Auto zu befüllen. Verdammt, letztendlich zahlten wir 59
CUC (1,20 CUC der Liter) und der Tank war noch nicht mal ganz voll. Wir sind uns sicher, dass auf der Anzeige noch
was stand. Konnten es aber leider nicht beweisen, wollten kein Theater und so hielten wir den Mund.

Aber der aufmerksame Mann hatte recht. Die Reifen sahen wirklich platt aus. So schwang der verschwitzte Typ sich
ungefragt auf unsere Rücksitzbank und ich guckte erst mal dumm aus der Wäsche! Ääh, wie jetzt?? Was will er??
Na, er wollte uns zur Reifen-Werkstatt lotsen! Dort angekommen entpuppte sich die Werkstatt eher als ein
Schuppen mit einer Werkbank, einem Schraubenschlüssel und einem Kompressor. Den Vorschlag beide Reifen zu
demontieren und ein eventuelles Loch zu suchen, lehnten wir dankend ab und baten lediglich darum die Reifen
wieder aufzupumpen. Das wurde dann auch ohne weitere Diskussion gemacht. Wir drückten dem Schrauber einen
CUC in die Hand und brachten unseren freundlichen Helfer zurück zur Tankstelle.

Mit vollen Reifen und fast vollem Tank verabschiedeten wir uns von Viñales und machten uns über die unebenen
Straßen auf zur Finca El Pinar Robaina.


 


 


 


 


 


Eine staubige Schotterpiste führte uns die letzten 1,5 km zur Tabakplantage.
Direkt wurden wir in Empfang genommen und zu Ivan, unserem Guide geschickt. Mit uns hatten sich noch 5
Franzosen an der Plantage eingefunden.


 


Ivan erzählte, dass sie im November mit der Aussaat der Tabakpflanzen beginnen. Einmal auf Freilandfeldern und
einmal unter einer großen, weißen Plane. Insgesamt auf 17 ha Land. Die Pflänzchen unter der Plane wachsen
innerhalb von nur 45 Tagen zu ihrer vollen Größe. Sie bekommen dort einfach nicht genug Sonne und strecken sich
deshalb so rasch nach oben. Diese Pflanzen werden ausschließlich für das Deckblatt der Zigarren verwendet.


 


Die Pflanzen auf den Freilandfeldern werden hingegen nur für die Füllung benutzt. Nach der Ernte trocknen die Blätter
50 Tage lang in den Trockenschuppen. Danach weitere 40 Tage in dicken Bündeln. In dieser Zeit werden sie
mehrfach umgeschichtet, damit sie nicht schimmeln oder gar Feuer fangen, weil die Bündel zu heiß werden.
Dann gehen 90 % der Ernte an die Regierung. Je besser die Qualität ist, desto mehr Geld bekommt die Plantage.
Die Saison ist von November bis Ende März / Anfang April.


 


 


 


 


Die Führung war richtig interessant und ihre 2CUC pro Person wert. Am Ende konnten wir noch eine Zigarre
probieren und natürlich auch welche kaufen. Wir nahmen beide Angebote dankend an. Jetzt hatten wir aber wirklich
genug Glimmstängel gekauft!


 


 


 


Um 12:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zurück nach Havanna. Laut maps.me sollte das 4 Stunden dauern.
Über die recht gute Autopista waren wir aber deutlich schneller unterwegs. Im Schnitt fuhr Tom 80 km/h. Nur
gebremst durch vereinzelte Huckel, Fußgänger, Ochsen und Brathähnchenverkäufer.

Im Radio wurde „Kuschelrock I“ gesendet während ein großer LKW einfach über den Mittelstreifen hinweg abbog.
Autofahren ist dort wirklich abenteuerlich!
Um 14:30 Uhr kamen wir wieder in Havanna bei Beatriz an. Nach einer erfrischenden Dusche sortierten wir erst
mal unsere Koffer um und verstauten unsere Einkäufe richtig. 

Dann machten wir uns wieder zu Fuß auf. Im Hochhaus zwei Straßen weiter gibt es einen Paladar, in dem wir für
abends einen Tisch reservieren wollten. Unten wurden wir direkt von einem jungen Mann in Empfang genommen
(wahrscheinlich der Schwager vom Besitzer?!), der sofort für uns den Fahrstuhl rief. Der kam aber einfach nicht und
kam nicht und kam nicht. Irgendwer brüllte dann plötzlich auf Spanisch aus dem Schacht! Oh Gott! Tom bekam
direkt Schweißperlen auf der Stirn und mit weit aufgerissenen Augen schauten wir uns irritiert an! Nach ein paar
Minuten, der Fahrstuhl steckte irgendwie in Etage 6 fest, wollten wir schon die Treppe nehmen. Der junge Mann riet
uns aber davon ab, es wäre sehr hoch, immerhin die 11. Etage. Mir doch egal!!! Ach nee, ich hatte ja ein wenig Knie
und war gar nicht so wild aufs Laufen. Aber stecken bleiben wollten wir auch nicht!!
Dann erlosch die Etagenanzeige auf dem Display und wieder wurde auf Spanisch zwischen Schacht und dem jungen
Mann diskutiert. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam das alte Ding endlich unten angerattert. Tom musste sich echt
zusammenreißen und überwinden um dort einzusteigen. Aber Augen zu und durch. Die Tür ging zwar noch zweimal
auf und wieder zu, aber dann fuhren wir aufwärts in die 11. Etage. Mit großen Augen verfolgten wir kritisch die
Anzeige und waren heilfroh als sich die Türen wieder öffneten. Wir standen direkt im Paladar „Porto Habana“. Puh,
geschafft!

Sofort war klar, dass wir nicht noch mal mit dem Fahrstuhl nach oben fahren wollten. Wir verzichteten also auf die
Reservierung und blieben direkt zum Essen dort. Gut, es war erst 15:30 Uhr, aber egal! So, durchatmen und die
Aussicht genießen.


 


 


 


Das Essen war sehr lecker, aber der Lobster (Tagesgericht) mit einer Handvoll Pommes war mit 25 CUC völlig
überteuert. Selber Schuld, wir hätten vorher nach dem Preis fragen sollen.

Glücklich wieder unten angekommen, spazierten wir über kaputte Bürgersteige durch die Gassen. Es lagen
Unmengen von Müll am Straßenrand und teilweise stank es bestialisch zum Himmel! In der Altstadt gibt es
Putzkolonnen, aber hier kümmerte es niemanden.


 


 


 


Am Malecón gibt es ein Einkaufszentrum, das „Galerias de Paseo“. Unfassbar, wie es dort aussah. Es war sau-
dreckig, durch die Fensterscheiben konnte man kaum durchgucken, der Boden war teilweise kaputt und auch dort
lag jede Menge Müll rum.

Die Flach-Bildschirme kosteten 700 CUC, soviel wie bei uns! Aber das Schlimmste war der Supermarkt! Die Regale
dreckig und teilweise komplett leer. Die Flaschen Wein waren total vollgestaubt. Klar, wer kauft schon einen Liter
Wein für 14 CUC, wenn die Flasche Rum nur 5 CUC kostet? Eine importierte Dose „KitKat Pop Choc“ kostete
sagenhafte 21 CUC! Ob die vor ihrem Ablaufdatum wohl noch verkauft wird? Ich bezweifele es…
Die „Wurst “-Theke war ein Trauerspiel und von den Eistruhen mal ganz zu schweigen. Da war so gut wie nichts
drin, teilweise waren sie ganz leer und auch total vollgesifft. Oh man, wenn ich darüber nachdenke, wie oft ich mich
geärgert habe wenn ein bestimmter Käse bei Rewe mal nicht da war… Das wird mir nie wieder passieren…!


 


 


Nachdenklich spazierten wir zum Malecón, schauten uns den Sonnenuntergang an und beobachteten die Wellen, die
ans Ufer klatschten.


 


Wieder bei Beatriz angekommen, machten wir es uns auf der Veranda gemütlich. Bei einem Glas Rum beguckten
wir uns meine bisher gemachten Bilder und freuten uns auf den morgigen Tag.

Kilometer: 229
Wetter: 29°C, Sonne-Wolken-Mix
 

 

 

 

 

 

 

 

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