21.06.

In der Nacht hatte es doch ganz schön geweht und die Fähre wiegte uns ganz ordentlich hin und her. Da wir aber
immer noch randvoll mit Tabletten waren, interessierte uns das recht wenig. Kurz nach 7:00 Uhr schlenderten wir
gemeinsam zum Frühstücksbuffet, futterten uns den Bauch voll und genossen die recht entspannte Atmosphäre
dort.

Zurück in der Kabine packten wir unsere Sachen zusammen und lauschten der Stimme des Kapitäns, der uns über
die verspätete Ankunft in Island informierte. Die gut 1 ½ Stunden Zeitverlust hatten wir auf der 2-tägigen
Überfahrt nicht wieder reinholen können.

Kurz nach 9:00 Uhr wurden wir dann freundlich aber bestimmt aus unserer Kabine geworfen. Die Reinigungskräfte
wollten ihrer Arbeit nachgehen. Da zwischen Ankunft und Abfahrt in Island nur zwei Stunden lagen, konnten sie
nicht warten, bis das Schiff angelegt hatte. Mit Sack und Pack gingen Tom und ich dann an Deck. Wow, ein eis-
kalter Wind empfing uns und ließ sofort sämtliche Gesichtsmuskeln erstarren! Willkommen in Island! Wo waren
meine Handschuhe? Meine Mütze? Mein Schal? Verdammt war das kalt!

 

 


 


Am obersten Deck fanden wir ein sonniges, halbwegs windgeschütztes Plätzchen und beobachteten das Einlaufen.
Alle um uns herum sahen ebenfalls schwer nach Eskimos aus. Nur ein Mann, ein echter Wikinger oder ein total
Bekloppter, spazierte in kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen an uns vorbei! Respekt!!!


 


 


 


 


 


Gemütlich schipperten wir durch den Fjord nach Seyðisfjörður (den Ortsnamen habe ich übrigens aus Google
kopiert. So wie alle anderen auch. *lach*), wo wir um 11:00 Uhr Bordzeit endlich ankamen. Direkt konnten wir
uns über eine Stunde Zeitgewinn freuen. In Island war es nämlich erst 10:00 Uhr. Nachdem die Fährmitarbeiter in
ihren orangefarbenen Westen die Womos, die Motorräder, SUV-`s und 4x4-Fahrzeuge sortiert hatten, konnten
auch wir schließlich von Bord fahren. Eine freundliche isländische Zollbeamtin klebte uns einen grünen Zettel hinter
die Windschutzscheibe, auf dem das Einreisedatum stand.

Dann mussten wir uns entscheiden, grünes oder rotes Tor? Sollten wir unsere Tasche mit den extra Lebensmitteln
verzollen oder nicht? Ausnahmslos alle Fahrzeuge hatten sich für die grüne Seite entschieden und niemand wurde
dort kontrolliert. Ach, Risiko! Wir schlossen uns der Karawane mal an und hofften, dass es aufgrund der
Verspätung keine Sonderkontrollen gab. Ein grimmig dreinschauender Zollbeamter hob kurz seinen Blick von einer
Liste mit Kennzeichen, schaute uns an und senkte seinen Kopf wieder. Das war’s, wir waren in Island eingereist.
Ha, das war ja mal einfach! Wir mussten noch nicht mal unsere Pässe vorzeigen.

Der erste Geldautomat des Landes war unser und wir zogen erst mal 40.000 ISK (rund 300 Euro). Im Super-
markt nebenan erstanden wir mit dem neuen Geld direkt ein paar Dosen Cola.
Eigentlich wollten wir auf dem Campingplatz im Ort unsere letzte Nacht vor der Rückfahrt reservieren. „Das sei
aber nicht nötig“, erklärte uns Susi, die hinter dem Rezeptionstresen saß. Wir sollten einfach spätestens gegen
18:00 Uhr dort sein und dann würden wir auch einen Platz bekommen.

Dann machten wir uns mal auf nach Egilsstaðir. Die Straße führte uns direkt die Berge hoch. Lupinen blühten am
Straßenrand, Wasserfälle kamen rechts und links die Hänge runter und auf den Gipfeln lag der Schnee. Ach, wie
schön! Island gefiel uns direkt auf den ersten Kilometern. 


 


Im Örtchen Egilsstaðir angekommen, stürmten wir zuerst den Bónus, eine Art isländischer Aldi. Das Meiste konnten
wir dort kaufen, allerdings fehlte mir noch etwas Aufschnitt und ich hätte auch gerne noch Rosinenbrötchen gehabt
(Nachtrag: In ganz Island fanden wir keine Rosinenbrötchen!!!). So fuhren wir auch noch zum Nettó, der fast
gegenüber war. Statt Brötchen wurde es Rosinenstuten, aber meinen Aufschnitt bekam ich wie gewünscht. Ein
paar Süßigkeiten (Schokolade mit Lakritz) und diverse andere Leckereien wanderten auch noch in unseren Wagen.
Insgesamt gefiel mir der Nettó besser. Die Auswahl war größer und der Laden ansprechender eingerichtet. Aber
das ist Geschmackssache. 

Bei Vínbúðin kauften wir Rotwein, den isländischen Schnaps „Brennivin“ und ein paar Dosen Biermixgetränke.
Alkohol bekommt man dort übrigens nur in den Vínbúðin-Läden. Der letzte To-do-Punkt war ein Besuch beim
Postamt. Dort kauften wir für 2900 ISK (24 €) eine Síminn Prepaid Card. Die Simkarte kam direkt in unseren
zuhause neu erworbenen mobilen WLAN-Hotspot. Unsere Handys griffen übers WLAN auf den Router zu und
sofort konnten wir lossurfen. Sehr praktisch die Dinger.


 


Bei unfassbaren 20°C (!!!!) verließen wir den Ort. Unser erster Sightseeingstopp war die kleine Wikingerkirche an
der 925. Das letzte Stück der Straße war allerdings eine Schotterpiste. Die erste des Urlaubs und diese schüttelte
unser Womo ganz schön durch.
Die rekonstruierte kleine Torfkirche stammt aus dem Jahr 1999/2001. Die Originalkirche aber bereits aus der
Wikingerzeit um ca. 930-1260.


 


Im Innern war es dunkel, nur durch die Tür und ein kleines Fenster kam etwas Licht herein. Unsere Augen
brauchten einen Moment, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen.

Nach ein paar Minuten konnten wir den kleinen Altar mit dem schlichten Holzkreuz sehen. Die Wände bestanden
aus Torf und Holz. Ansonsten stand in dem Kirchlein nichts.


 


Eine Weile genossen wir noch die friedliche Ruhe dort und den traumhaften Blick auf die schneebedeckten Berge.
Wieder im Womo flog mein Pulli in die Ecke und ich warf mich in ein T-Shirt. Yeah!!! T-Shirt in Island!!

Auf dem Rückweg zur Ringstraße hielten wir noch kurz am Straßenrand, um einen Blick in eine kleine Schlucht zu
werfen. Das Wasser dort hatte eine beeindruckende grüne Farbe.


 


 


Weiter ging es über die Ringstraße durch eine etwas liebliche Landschaft. Meine Güte, wie sich das anhört! Es war
aber so, alles war halt nicht so schroff. Leichte Hügel und grüne Wiesen wechselten sich mit kleinen Wasserfällen
ab.


 


Die Landschaft änderte sich nach einigen Kilometern wieder. Das Grün verschwand und machte einer braun-beige-
schwarzen Geröllhalde Platz. Den vulkanischen Ursprung konnte Island spätestens jetzt nicht mehr verleugnen.
Mittlerweile hatte es sich auf 12°C abgekühlt und mein T-Shirt wurde wieder gegen den Pulli getauscht. Das war ja
ein kurzes Sommervergnügen…


 


Immer wieder sah es aus wie auf Lanzarote. Man musste sich nur den Schnee von den Bergen wegdenken.
Teilweise gab es kahle Lavafelder, auf denen nichts wuchs, und dann waren doch die Moose und Flechten
hartnäckiger gewesen und hatten das Gebiet zurückerobert.


 


 


 


Bald bogen wir rechts auf die 862 zum mächtigen Dettifoss ab. Nach 25 Kilometern Asphaltstraße erreichten wir
den Parkplatz und spazierten los. Die gewaltige Gischt konnten wir schon von weitem sehen. Über recht gut
angelegte Wege liefen wir etwa einen Kilometer weit, bis wir die donnernden graubraunen Wassermassen auch
sehen konnten, die sich über eine Breite von 100 Metern ins Nichts stürzen. Wow, was für ein Spektakel!


 


 


Mit seinen 45 Metern ist der Dettifoss wahrlich kein Riese, aber immerhin ist er der leistungsstärkste Wasserfall
Europas (Kombination aus Volumenfluss und Fallhöhe).


 


Von allen möglichen Aussichtspunkten schauten wir uns den Monster-Wasserfall an. Auf die andere Seite kamen
wir allerdings nicht. Nur eine, laut Internet schlechte Schotterpiste führt zu dem Parkplatz. Aber wir waren auch so
begeistert und vermissten die andere Ansicht nicht.


 


 


Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zum Selfoss. Der kleine Bruder vom Dettifoss ist zwar nicht
ganz so beeindruckend, aber dennoch sollte man ihn nicht links liegen lassen.


 


 


 


Um kurz vor 19:00 Uhr verabschiedeten wir uns wieder von den Wasserfällen und fuhren durch die karge, aber
auf ihre Art wunderschöne Landschaft nach Reykjahlíð.


 


Auf dem Campingplatz gab es für uns noch ein Plätzchen und dazu noch einen 15%-Gutschein für die ange-
gliederte Pizzeria. Lieber wollte ich allerdings im gegenüberliegenden „Vogafjós Restaurant“ essen, auch bekannt
als „Kuhstall-Café“.

Vom schlichten Gastraum aus hatten wir einen direkten Blick in den Stall und konnten so den Kühen beim Futtern
und Schei… zu sehen! Ihr wisst schon…
Aber nun zum Essen. Das war richtig köstlich. Auf unserer gemischten Vorspeisenplatte lag hausgemachter
Mozzarella, geräuchertes Lamm, frischer Lachs und Geysir-Roggenbrot, das in der Erdwärme im Boden gebacken
wird. Mein Lamm zum Hauptgang war butterzart und Toms Burger supersaftig! Die warmen Kuchen zum
Nachtisch rundeten das wirklich tolle Essen ab.


 


 


 


Preislich…? Puh, sprechen wir lieber nicht drüber!
Doch? Ok, unterm Strich standen da 180 €! Die Vorspeise kostete knapp 50 €, mein Lamm 46 €, der Burger lag
bei schlappen 32 € und ein Stück Kuchen schlug mit 12 € zu Buche. Bums, da fallt ihr um, was? Wir auch! Richtig
realisierten wir die Preise erst beim Bezahlen. Erster Abend, neue Währung…
Ich denke, wir werden in Island nicht allzu oft essen gehen. Vielleicht wäre die Pizzeria doch besser gewesen?! Ach
was! Schluss mit dem Gejammer! Es war superlecker und wir haben jeden Bissen genossen.

Zurück im Womo schauten wir noch eine Weile Fernsehen und hörten dabei dem Regen zu, der unermüdlich aufs
Dach tröpfelte. Erst gegen 23:30 Uhr lagen wir im Bett und schliefen direkt ein.


 


Kilometer: 256
Wetter: 10°C- 20°C, erst Sonne, abends bedeckt und Regen
Übernachtungsplatz: Reykjahlíð Vogar Camping (35 € mit Strom und Duschen)
 

 

 

 

 

 

 

 

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