17.06.

Kurz vor 7:00 Uhr wurde ich ohne Wecker wach. Ein Blick aus dem Fenster zeigte das gleiche Bild, wie 5 ½ Stunden zuvor. Die Sonne schien, wie schön.

Das blöde Viehzeug, gestern am Seeufer, hatte mich doch ein paar Mal erwischt. Mein Zeh juckte ganz fürchterlich und auch am Haaransatz fühlte ich zwei dicke Beulen. Wobei ich mich bei der Anzahl von Mücken echt tapfer geschlagen habe. Tom hatte mal wieder nicht einen einzigen Stich, das ist echt ungerecht!

Nach der erfrischenden Dusche, versorgte ich die Stiche mit meinem Mücken-Notfall-Zeug aus Canada. Außerdem tauschte ich mein T-Shirt gegen einen Pulli. Die Sonne wärmte zwar, aber nur wenn der eiskalte Nordwind nicht wehte und das war leider recht selten.

Ein paar Toasts stillten unseren Hunger und Tom holte sich in der Rezeption einen Kaffee. Danach packten wir alles zusammen und schon um 8:50 Uhr rollten wir vom Hof.

Die letzte CD unsers Hörbuches fand sich im Player wieder und wir machten uns auf den Weg Richtung Kirkenes. Kurz hinter Inari bogen wir rechts auf die 971 ab. Nach und nach veränderte sich die Landschaft wieder, es wurde karger und schroffer. Rentiere standen am Straßenrand und kleine Geröllhalden tauchten auf.

 

 





Jon Krakauer hatte seine traurige Geschichte vom Mount Everest gerade zu Ende erzählt, als wir um 10:50 Uhr die Norwegische Grenze erreichten. Zuerst fuhren wir ohne es zu merken drüber. War das jetzt die Grenze?? Unser Navi beantwortete unsere unausgesprochene Frage, „Sie haben die Grenze überquert“. Kurz stoppten wir, ich lief zurück und machte ein Bild vom Übergang.



Einige Kilometer weiter kam dann ein kleines Zollhäuschen, vor dem drei Beamte in der Sonne rumhingen. Sie zeigten keinerlei Interesse an uns und problemlos passierten wir sie. An der Kreuzung Narvik – Kirkenes hielten wir kurz und stellten unsere Uhr um eine Stunde zurück. Schön, so ein Zeitgewinn. Ein paar Bilder vom Wasserfall neben uns waren auch noch drin.




Die Straße führte uns am Neidenfjord vorbei und die Landschaft erinnerte uns stark an Schottland. An den Stellen der Berge, wo keine Sonne hinkam, lag noch Schnee. Plötzlich flog ein Seeadler über unser Auto hinweg. Toll…



Am Abzweig nach Kirkenes fuhren wir geradeaus. Wir wollten zur russischen Grenze. Ich überlegte so laut vor mich hin: „Aber nicht, dass die Russen gleich auf mich zugelaufen kommen und mir eins auf die Mütze geben, wenn ich dort Bilder mache!?“
Tom: „Nee, die haben Waffen, die schießen!!“ ;-)
Dort angekommen, staunten wir nicht schlecht, was dort los war. Wir hatten gedacht, Tom schleicht sich vorsichtig ran und ich mache schnell im Vorbeifahren bzw. Umdrehen ein Bild. Aber hier gab es sogar einen Souvenirshop und zwei Reisebusse standen kurz vorm Übergang. So stiegen auch wir aus und warfen unsere Blicke Richtung Russland.



Norwegische Grenzschützer patrouillierten mit ihren Hunden umher und die sahen nicht so aus, als wenn man mit ihnen knuddeln könnte.
Die Straßenschilder auf dem Weg zur Grenze und auch in Kirkenes sind übrigens zweisprachig: russisch und norwegisch.



In Kirkenes angekommen steuerten wir den Hurtigrutenkai an. Der war nicht schwer zu finden, die „Midnatsol“ lag dort und war kaum zu übersehen. Davor lag das kleine Mini-Boot, mit dem wir um 14:00 Uhr auf Krabbentour gehen wollten.


Hurtigruten



An einer Tankstelle im Ort machten wir den erst halbleeren Tank voll (14,30 Kronen; 1,90 €). Ab dort wollten wir es mit dem Tanken so machen, wie mit den Toiletten. Immer machen, wenn man kann, nicht wenn man muss.
Außerdem kauften wir eine Kleinigkeit zu Essen und fuhren zum Kai zurück. Beim Auslaufen der „Midnatsol“ machten wir Mittag und vertrieben uns die Zeit bis zur Krabbentour mit Reisebericht schreiben und lesen. Als es Zeit wurde, packten wir uns dick ein. T-Shirt, Pulli und zwei Jacken sollten ausreichen.

Am Kai beobachteten wir noch bis zur Abfahrt, wie zwei Kräne sich positionierten und dabei waren, ein neues Schiff von einem anderen Schiff runter zu bekommen. Das sah ziemlich spektakulär aus.




Um Punkt 14:00 Uhr ging die Krabbenfahrt dann los und zwar nur mit uns beiden. Wie toll, eine kleine Privattour. Karl, mit dem ich auch schon e-Mails wegen der Reservierung geschrieben hatte, setzte sich zu Tom und mir an Deck und fing an uns alles über die Königskrabben zu erzählen. Währenddessen tuckerten wir raus zum Bækfjord.




Nach einer interessanten halben Stunde kamen wir am Ziel an. Karl und Vicky holten einen Korb aus dem 6°C kalten und 150 Meter tiefen Wasser nach oben. In ihm befanden sich ca. 7 Krabben!!



Mit Handschuhen bewaffnet konnten wir eins oder auch zwei der Riesenviecher hochheben. Meine Güte waren die hässlich, wie Aliens. Die kleinen Spitzen an deren Panzern waren richtig spitz und wir mussten aufpassen, dass sie uns nicht mit ihren kräftigen Scheren erwischten.


Königskrabbe


Königskrabbe




Königskrabbe


Karl zeigte uns dann den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Exemplaren und erlegte eine gekonnt vor unseren Augen.



Ein Weibchen



Anschließend ließen sie den Korb wieder zu Wasser und wir wurden unter Deck in den Salon gebeten. Dort gab es für uns Wein und Königskrabbe all you can eat!! Dazu Brot, Salat und drei verschiedene Dips.


Lecker Königskrabbe



Was für eine Schlemmerei, das war so lecker!! Ein ganz feiner Geschmack, so wie bei der Schneekrabbe vor zwei Jahren in Canada. Wir futterten uns ordentlich satt, so eine Leckerei bekommen wir so schnell bestimmt nicht wieder. Während der ganzen Zeit, in der wir aßen, dümpelte unser Schiff in einer ruhigen Bucht umher.




Zum Abschluss gab es noch Kaffee und ein paar Süßigkeiten. Karl setzte sich zu uns und wir plauderten über die Fischerei, Erderwärmung, Urlaub und vieles mehr. Es war richtig nett. Wieder im Hafen angekommen, drehten wir dort noch eine Runde, vorbei an russischen Krabbenschiffen und bekamen auch hier wieder viele Hintergrundinfos. 


Kirkenes



Nach drei Stunden legten wir um 17:00 Uhr wieder im Hafen an und verabschiedeten uns von dem tollen Team. Wow, was für ein Abenteuer. Es war zwar ziemlich teuer, aber es hat sich absolut gelohnt!! Klasse!!!

Wieder festen Boden unter den Füssen und im Auto sitzend machten wir uns auf den Weg nach Tana Bru. Dort wollten wir übernachten. Je weiter wir fuhren, um so mehr zog sich der Himmel zu und wir dachten, er würde uns gleich auf den Kopf fallen.




Nach einigen Kilometern kamen wir jedoch aus der Wolkenwand heraus und die Sonne schien wieder.



In Tana Bru angekommen fuhren wir erst mal am Campingplatz vorbei. Als wir dann die richtige Einfahrt genommen hatten, stellte sich wieder die Frage „Zelt oder Hütte?“. Na, wie ging die wohl aus?? Klar, Hütte! Draußen waren nur noch 8°C und es wehte ein kräftiger eiskalter Nordwind. Ich glaube, das Zelt hätten wir auch zuhause lassen können…



Direkt neben unserer kleinen Unterkunft stand ein Camper mit EN-Kennzeichen. Da fährt man fast bis zum Nordkap und trifft „Nachbarn“, echt lustig. Leider war von den Bewohnern nix zu sehen, sie hatten es sich wohl im Innern gemütlich gemacht.
Unsere Hütte war einfach, aber richtig nett und kein Vergleich zur gestrigen Bude. Die Waschräume waren auch völlig in Ordnung, es gab Seife und Handtücher. Im total gemütlichen Aufenthaltsraum konnte Tom sogar Deutschland - Dänemark gucken. Ein netter sehr gesprächiger Motorradfahrer aus Mettman gesellte sich dazu und gemeinsam macht auch Fußballgucken mehr Spaß. Besonders wenn Deutschland auch noch gewinnt!!!!

Beim Schreiben vom Reisebericht merkte ich, dass mein Lymphknoten rechts am Hals geschwollen war. Och nee, da hatte ich wohl ordentlich Zug vom offenen Fenster abbekommen. Und der Wind auf dem Boot heute hatte sein übriges getan. Na hoffentlich werde ich nicht krank.
Da wir ziemlich müde waren, verkrümelten wir uns gegen 23:00 Uhr ins Bett. Die Sonne wurde draußen durch Wolken verdeckt und so war es auch nicht ganz so hell. Außerdem sorgten dunkle Vorhänge an den Fenstern für zusätzliche Dunkelheit.
 

 

 

 

 

 

 

 

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