23.02.

Um 1:00 Uhr lag ich plötzlich hellwach im Bett *ping*. In unseren vier Wänden herrschten gefühlte 43°C und mir
war einfach nur heiß. Auch Tom erging es nicht anders. Er schlief zwar, hatte sich aber seiner Decke entledigt. Sie
lag zusammengeknüllt auf dem Fußboden. Da hätte er den Schlafsack gestern auch nicht mehr holen müssen…
Der Übeltäter war natürlich schnell gefunden und ich drehte die auf „5" stehende Heizung sofort runter. Wieder
einschlafen konnte ich dennoch nicht. Gute 3 Stunden starrte ich die dunkle Decke an und verfluchte den schwarzen
Tee, den ich abends noch getrunken hatte!
Davon würde ich am Morgen mindestens zwei Liter benötigen, um den Tag halbwegs zu überstehen…

Irgendwann schlief ich dann doch wieder ein und als der Wecker um 7:00 Uhr schellte, war ich ziemlich neben der
Spur. Mein Schatz hatte auch nicht wirklich gut geschlafen.
Leider ließ die Dusche meine Lebensgeister nicht erwecken. Unter dem dünnen Rinnsal brauchte ich Stunden um
den Schaum wieder abzuspülen. Aber immerhin hatte sich die Durchflussmenge der Brause an den dreckigen
Abfluss angepasst. Der schien völlig dicht zu sitzen…

Dafür war das Frühstück gut, typisch schottisch mit Bohnen, Black Pudding, Würstchen, Pilzen, Eiern und
Cornflakes. Alles in allem kann man das Covenanter Hotel für ein Abendessen oder auf ein Bier in der Bar durchaus
besuchen. Und natürlich dürfen für die Highland-Saga-Fans Fotos von außen nicht fehlen. Aber schlafen muss man
dort wirklich nicht.

 

 


 


 


Um 9:30 Uhr verabschiedeten wir uns von Falkland und düsten los. An diesem Morgen hatten wir Zwei mal die
Thermo-Unterwäsche angezogen und diese erfüllte auch direkt ihren Zweck. Das Thermometer zeigte zwar 1°C,
gefühlt waren es aber -10°C.

Nach einer halben Stunde Fahrzeit erreichten wir Scone Palace. Bereits vor über einem Jahr hatte ich in einer
Zeitschrift gelesen, dass es dort ein Schneeglöckchenfest geben würde. Dafür ist die Parkanlage rund um den
Palast an den Wochenenden im Februar und März geöffnet.


 


Dick eingepackt spazierten wir über das weitläufige Gelände. Das Wetter war herrlich und unzählige Schnee-
glöckchen wuchsen entlang der Wege. Sie streckten ihre Köpfe durch das Laub, der Sonne entgegen.


 


 


 


 


 


 


Von der ganzen Fotografiererei wurde mir ganz schön warm. Für meinen leichten Husten, der mich immer noch
ärgerte, war das aber gar nicht schlecht. Im Coffee-Shop kauften wir noch etwas zu trinken, ehe wir uns gegen
11:30 Uhr auf den Weg Richtung Westen machten.

Die flache braune Landschaft wurde mit jedem Kilometer hügeliger und als wir die Stadt Crieff erreichten, erblickten
wir am Horizont die ersten Berge mit Schnee auf den Gipfeln.


 


In Lochearnhead wurde unsere Fahrt jäh gebremst. Die A85 nach Crianlarich war gesperrt. Dort war es zu einem
schweren Unfall gekommen und für die nächsten zwei Stunden würde auf der Strecke nix gehen. Mmh, verdammt!
Ärgerlich, aber uns ging es gut und wir hofften, den Unfallbeteiligten war nicht allzu viel passiert.


 


 


Bevor wir aber nun dumm in der Gegend rumstanden und warteten, fuhren wir lieber Richtung Süden nach Balloch
und dann am Westufer des Loch Lomond wieder gen Norden. Gesagt, getan! Die schneebedeckten Berge
verschwanden langsam wieder und Schafe grasten auf den Wiesen.

Als wir dann auf die A82 abbogen, stand die Sperrung auch groß auf den Verkehrsanzeigetafeln. Am Ende des Loch
Lomond legten wir eine kurze Pause im „The Drovers Inn" ein. Das urige Gasthaus soll eins der ältesten in
Schottland sein.
Beim Betreten wurden wir direkt von einem Grizzlybären begrüßt. Zähnefletschend und mit erhobener Pranke
stand er da. Umringt von etlichen weiteren ausgestopften Tieren, gab er natürlich keinen Laut von sich.
Ungewohnter, leicht gruseliger Empfang…


 


 


In der dunklen, urgemütlichen Bar suchten wir uns ein Plätzchen und sahen uns um. In den vergangenen 300 Jahren
Gasthausbetrieb wird wohl schon der ein oder andere Gast hier gesessen haben. Wie es hier wohl früher so zuging?
Rob Roy MacGregor, ein schottischer Volksheld und Geächteter, soll auf jeden Fall mehrfach im „The Drovers Inn"
eingekehrt sein. Ach, und spuken soll es in den alten Gemäuern übrigens auch. Aber wen wundert’s ?!


 


 


Um 15:30 Uhr kamen wir in Crianlarich an, wo wir, ohne Umweg, eigentlich schon um 13:00 Uhr hätten sein sollen.
Laut Google Maps war die Straße aber noch immer gesperrt. Also hatten wir alles richtig gemacht! Und jetzt kamen
wir nach Hause! Die Highlands lagen vor uns…

Natürlich hielten wir an den uns altbekannten und vertrauten Punkten an. Loch Tulla, Buachaille Etive Mòr und Glen
Coe. Ach, was war das schön! Ein paar Tränchen liefen mir die Wange runter.


 


 


 


 


 


 


 


Dann noch ein traumhafter Sonnenuntergang am Loch Linnhe und ich war einfach nur glücklich!


 


In Fort William überfielen wir den Morrisons und deckten uns mit Medikamenten ein. Insofern dies möglich war. Pro
Person gab es nämlich jeweils nur ein Päckchen. So bummelten wir erst eine Weile durch die Fußgängerzone und
kauften anschließend noch mal zwei Packungen.


 


Das letzte Etappenziel bis Spean Bridge schafften wir in 15 Minuten. Unser Hotel fanden wir auf Anhieb und wurden
direkt freundlich von Robert Bryson empfangen. Ob ich schon einmal hier gewesen sei, fragte er mich mit einem
Strahlen im Gesicht. „Nö, im Ort ja, aber nicht ihrem Haus“, entgegnete ich verwundert. „Oh, so ein besonders
hübsches Gesicht, das sticht aus 100.000 heraus!“ Ein Grinsen konnte ich mir ja nicht verkneifen. Egal, was man
antwortete, er konnte nur gewinnen!

Unser Zimmer lag im ersten Stock und war super schön. Megasauber und mit liebevollen Kleinigkeiten versehen.
Frische Blumen standen auf der Kommode, es gab Handcreme und Duschgel von „Highland Soap Co.“, 12
Handtücher (braucht kein Mensch) hingen im Bad und zwei Bademäntel fanden wir im Schrank. Wir fühlten uns
sofort wohl.


 


 


Um 19:30 Uhr gingen wir zum Abendessen runter. Im Salon konnten wir zwischen einem 2- oder 3-Gang-Menü
wählen und auch unseren Aperitif genießen. Abschließend wurden wir zum Tisch gebracht und die Vorspeisen kamen
keine drei Minuten später.
Das ganze Essen war richtig lecker und Robert sehr aufmerksam und dennoch nicht aufdringlich. Die Weine
schmeckten super, das Fleisch der Hauptgänge war auf den Punkt gegart und der Nachtisch… Mein Cheesecake
hatte genau das richtige Verhältnis zwischen Säure und Süße. Der war so fluffig, als wenn ich auf Wolken beißen
würde. Keine Ahnung wie das ist, aber so stell ich mir das zumindest vor. Toms Orange Marmalade Pudding war
warm und mit dem Vanilleeis zusammen ein Gedicht. Wir waren wirklich rundum zufrieden. Schon lange hatten wir
nicht mehr so gut gegessen.


 


Nach dem Essen zogen wir mit unseren Getränken in den Salon um und fanden im Netz dann einen Tweet, dass die
A85 erst um kurz nach 16:00 Uhr wieder frei gegeben wurde. Wie gesagt, alles richtig gemacht!

Nun gegen Abend machte sich ein leichter Schnupfen bei mir bemerkbar! So eine Scheiße!! Ich wollte doch nicht
krank werden! Darauf noch einen Weißwein… Damit konnte ich hoffentlich besser schlafen.

Kilometer: 352
Wetter: 1°C – 7°C, Sonne und Wolken
Unterkunft: Smiddy House & Russell's Restaurant (95 Pfund; 109 € pro Nacht)
 

 

 

 

 

 

 

 

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