09.07.

Hä? Was war das? Warum war es so hell im Womo? Das wird doch wohl nicht die Sonne sein? Doch!!! Sie war es!
Unfassbar, was hatten wir sie vermisst. Schnell hüpfte ich unter die Dusche und… weg war sie wieder! Ob ich sie
mit meinem Anblick verschreckt hatte? Man weiß es nicht… Auf jeden Fall sahen wir draußen wieder nur Wolken,
nichts als Wolken. Zum Kotz……

Dennoch brachen wir um kurz nach 9:30 Uhr auf. Solange es nicht regnete… Außerdem war auf dem Platz so viel
Betrieb wie auf einem Rasthof an der Autobahn. Also lieber ab zum Vatnajökull Gletscher! Er ist der größte
Gletscher Islands und mit seinen 8.100 km² nimmt er etwa 8 % der Fläche des Landes ein. Die Eisschicht ist bis zu
900 Meter dick. Schwer vorzustellen!

Unser erster Anlaufpunkt (Anfahrpunkt *grins*) war die Svínafellsjökull Gletscherzunge. Dazu fuhren wir über eine
recht schlechte (zumindest für Womos), kleine Straße (64°00'24.7"N 16°55'35.9"W). Für den gerade mal 2,5
Kilometer langen Weg brauchten wir 15 Minuten.

 

 


 


Bereits vom Parkplatz aus konnten wir die Gletscherzunge und den braunen See, in dem die Eisblöcke schwimmen,
sehen. Auf dem blau-türkis-weiß leuchtenden Eis sind in mehreren Schichten schwarze Ablagerungen zu erkennen.
Sie stammen von der Asche der Vulkanausbrüche, die es dort immer wieder gab und gibt!


 


 


Ein holpriger Weg führte uns an der Seite entlang und bereits nach kurzer Zeit hatten wir diesen unglaublichen Blick
auf die Eismassen. Wow, sprachlos! Was für ein unbeschreiblich schöner Anblick! Wir haben ja schon einige
Gletscherzungen gesehen, aber immer wieder faszinieren sie uns aufs Neue. Voller Ehrfurcht schauten wir aufs Eis…
Wie klein der Mensch doch ist!


 


 


 


 


 


Den Gipfel vom höchsten Berg Islands konnten wir leider nicht sehen, er war in Wolken gehüllt. Nur für einen ganz
kurzen Augenblick lichtete sich die weiße Wand und wir konnten einen Blick erhaschen.

Das Eis knarzte und knackte immer wieder und oben am Berg hörten wir ein leises Grollen. Die Massen waren in
Bewegung, auch wenn wir es augenscheinlich nicht wahrnahmen. Gletscher sind keine ungefährlichen Orte. 2007
wurde der Svínafellsjökull zwei jungen deutschen Kletterern zum Verhängnis. Seit ihrer Tour an der Gletscherzunge
sind die Zwei spurlos verschwunden. Trotz einer großen Suchaktion wurden sie nie gefunden. Eine Gedenktafel
erinnert heute an diese Tragödie.


 


Wieder auf der Ringstraße fuhren wir vorbei an weiteren Gletscherzungen des Vatnajökull, die blöderweise alle auf
Toms Seite lagen. Verdammt, so konnte ich doch keine gescheiten Bilder machen!


 


 


 


Es wurde Zeit für einen erneuten ausgiebigen Stopp! Die Gletscherzunge Fjallsjökull sieht schon von der Straße
mega beeindruckend aus. Als wir dann zum Gletschersee Fjallsárlón spazierten und über die Kuppe kamen, brachten
wir mal wieder kein Wort heraus! Der Anblick ließ mein Herz fast stillstehen! Die Magie dieses Ortes traf mich mit
voller Wucht.


 


 


Große Eisberge und kleine Schollen trieben im Wasser und vom Berg her grummelte es immer mal wieder. Wir
standen nur da und guckten, staunten und waren einfach nur glücklich!


 


 


 


 


 


 


Wenn man ganz ruhig war, hörte man das tropfende Wasser und das leise Knirschen des Eises, welches im
Gletschersee trieb.


 


Ganz spontan buchten wir eine Bootstour über den See für 6900 ISK pP (55 €). Das Wetter war perfekt und wer
wusste schon, wie es morgen aussah. Da hatten wir nämlich auch eine Bootstour gebucht, allerdings über den See
Jökulsárlón.

Mit in unserem Schlauchboot war der Inder Nilay und seine Familie aus Boston, die wir bei der Into-the-Glacier-Tour
kennengelernt hatten. Und Elena und Pierre, denen wir die Kartoffeln gekocht hatten. Was für ein unerwartetes,
aber freudiges Wiedersehen!

Bevor es losging, bekamen wir erst mal Wetterschutzjacken und eine Schwimmweste verpasst. So gut eingepackt
ging es im Entenmarsch zu den Booten und dann anschließend raus auf den See.


 


 


Die Eisberge glitzerten in der Sonne und wir fuhren langsam an ihnen vorbei. Allerdings auch nicht zu nah, denn das
könnte gefährlich werden, falls sie sich umdrehen sollten. Denn etwa 90% des Eisbergs ist unter Wasser und somit
nicht sichtbar. Man sieht also sprichwörtlich nur die Spitze des Eisbergs.
Aber der Gletschersee ist stellenweise 130 Meter tief und hat somit Platz genug.


 


 


 


Unser Kapitän „Magni m“ erzählte uns, dass die Gletscherzunge letztes Jahr noch 100 Meter weiter vorne war. Die
Bootstouren würden deshalb auch immer teurer, weil sie ja schließlich jetzt weiter zum Gletscher fahren mussten!
Ein bisschen musste ich ja doch grinsen, auch wenn die Thematik mehr als traurig ist.


 


 


 


 


„Magni m“ berichtete vom „Katla“, einem längst überfälligen Vulkan unter dem Eis und davon, dass ein Ausbruch
ziemlich katastrophal werden würde. Der "Katla" ist immerhin einer der größten Vulkane in Island und er liegt unter
dem Gletscher "Myrdalsjökull". Wenn es zum Ausbruch kommt, strömt mehr geschmolzenes Gletschereis zu Tal,
als der gesamte Amazonas Wasser führt. Der Schaden wäre gigantisch!

Nach der tollen und lehrreichen Tour wollten wir eigentlich in dem angrenzenden Café eine Kleinigkeit essen. Aber
bei den Preisen machten wir uns lieber eine Leberwurststulle im Womo. Ein Brötchen mit einer vegetarischen Paste
und einem Blatt Salat sollte umgerechnet 10 € kosten!

Nicht weit entfernt befindet sich der beeindruckende Gletschersee Jökulsárlón. Er ist viel größer als der Fjallsárlón.
Dadurch ist die Gletscherzunge Breiðamerkurjökull aber auch viel weiter weg.

Wir waren daher auch eher vom Anblick der großen Eisberge geflasht, die in dem 18 km² großen See trieben. Ich
finde kaum Worte, um die Faszination zu beschreiben, die diese Landschaft in mir auslöste.


 


 


 


Das bis zu 850 Jahre alte Eis schimmerte in einem unglaublichen Türkisblau, durchzogen von schwarzen Asche-
adern. Langsam bewegten sich die Massen Richtung Meer und zwischen ihnen schwammen Robben und hunderte
Seeschwalben waren auf der Suche nach Essbarem. 


 


 


Der See ist durch den kurzen Fluss Jökulsá á Breiðamerkursandi mit dem Meer verbunden. Bei Ebbe treiben die
Eisberge so unter der Brücke durch und werden am pechschwarzen Lavastrand wieder angetrieben.
Die kristallklaren Brocken glitzern und funkeln im schwarzen Sand wie Diamanten. Deshalb auch der Name
„Diamond Beach“.


 


Bei einem gefühlten Orkan spazierten wir zum Wasser runter bzw. versuchten wir dorthin zu kommen! Meine
Güte, was war das für ein heftiger Wind!

Irgendwie schafften wir es am Ufer anzukommen und ich freute mich wie ein Schneekönig, endlich da zu sein. Im
Internet hatte ich bereits so viele Bilder von diesem faszinierenden Ort gesehen und nun stand ich auch endlich dort!
Immer wieder wurden neue Eisklumpen angespült und durchs Tauen veränderten sie ständig ihre Form. Ich machte
unzählige Bilder, war wie in einem Rausch und konnte mich mal wieder gar nicht sattsehen. Hier ein paar der
Trillionen Bilder vom schönsten und ungewöhnlichsten Strand der Welt!


 


 


 


 


 


 


 


Wenn nur der blöde Wind nicht gewesen wäre! Nach über einer Stunde war ich dermaßen durchgefroren, dass ich
keine Lust mehr hatte. Auch Tom schaute mich mit roter Nase an und war froh als ich sagte, dass ich zurück zum
Womo möchte.

Ganz so schnell konnten wir allerdings nicht einsteigen. An der Einfahrt zum Parkplatz hatte sich ein „Happy
Campers“-Mietfahrzeug festgefahren. Irgendwie war der Fahrer von der Straße abgekommen und stand nun
mitsamt Fahrzeug neben der Einfahrt. Natürlich eilten wir sofort dorthin und halfen mit, den Wagen aus seiner
misslichen Lage zu befreien. Der Besitzer bedankte sich mit einer herzlichen Umarmung und war froh, weiterfahren
zu können.


 


Wir fuhren zurück zum Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Eisberge ließen uns nicht los und wir
genossen den grandiosen Anblick. Aber ich glaube, das schrieb ich heute schon einmal?


 


 


 


 


Die tiefstehende Sonne glitzerte wunderbar auf den Eisschollen und wir guckten ihnen leicht andächtig und fasziniert
beim Rumtreiben zu! Das sind Momente, die brauchen keine großen Worte.


 


 


 


 


 


 


 


Erst um kurz nach 20:00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Dabei hatten wir so kräftigen
Gegenwind, dass Tom Mühe und Not hatte das Wohnmobil auf der Straße zu halten. Der Spritverbrauch stieg dabei
ins Unermessliche, aber wenigstens musste er nicht groß bremsen, wenn es notwendig war.

Am Übernachtungsplatz angekommen, belegten wir wieder denselben Stellplatz wie den Abend zuvor. Ziemlich
durchgefroren machte ich uns erst mal einen Tee und Tom warf draußen den Grill an. Bratwurst und Lachs
brutzelten vor sich hin, während drin die Heizung bollerte.

Völlig erschlagen von den ganzen Eindrücken chillten wir den Rest des Abends vor dem Fernseher, denn der lief
dort ja!


Kilometer: 120
Wetter: 15°C, Sonne!!!!
Übernachtungsplatz: Camping Skaftafell (33 € mit Strom)
 

 

 

 

 

 

 

 

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