05.07.

Schon um kurz nach 7:00 Uhr waren wir wach. Na ja, wir hatten die Augen halb auf und saßen wortlos
nebeneinander auf den Sitzen und tuckerten raus aus Reykjavík. Reden war zu dieser frühen Stunde keine gute
Idee!

Aber zur Abwechslung schien mal die Sonne und wenigstens innerlich freute ich mich wie ein Schneekönig. Nur
nicht wirklich lange. Je weiter wir nach Westen fuhren, desto mehr zog es sich zu. War ja klar! Aber hey, es
regnete wenigstens nicht!

 

 


 


Fast pünktlich standen wir dann an der Kasse der „Blue Lagoon“, einer der Touristen-Hotspots Islands. Mittlerweile
ist der Andrang so groß, dass man vorab Karten mit einer festen Zeit reservieren muss. Eine Weile hatte ich
überlegt, ob wir das überhaupt machen sollen?! So viele Menschen? Aber irgendwie muss man sie doch besucht
haben, oder? Schottland beim ersten Besuch ohne Loch Ness geht auch nicht! Also dachte ich mir, wenn wir gehen,
dann so früh wie möglich. Ok, 7:00 Uhr war dann vielleicht doch etwas arg früh… So buchte ich Karten für 8:00
Uhr, in der Hoffnung, dass die meisten Touristen noch schlafen würden?!

So war es dann zum Glück auch. An der Kasse bekamen wir unser Leih-Handtuch (inklusive!!) und ein Chiparm-
band, mit dem wir die Wertsachenschränke verschließen und an der Bar unser Inklusive-Getränk bekommen
konnten. Das war im Preis von stolzen 80 € pro Person enthalten.

Der Ablauf (Schuhe aus – ausziehen – gründlich duschen – dann erst Badesachen an) war der gleiche wie immer.
Nur waren die Duschen in Einzelkabinen unterteilt und kaum jemand lief nackt herum. Ok, so band ich mir auch
mein Handtuch um. Wollte ich doch keine anderen Touristen verschrecken.
Für später gab es neben Shampoo und Duschgel auch noch Bodylotion und Tüten für die nasse Badekleidung.

Die Lagune ist eigentlich ein Abfallprodukt des nahe gelegenen Geothermalkraftwerkes. Das Werk pumpt aus
großer Tiefe bis zu 240°C heißes Wasser an die Oberfläche und nutzt es zur Stromerzeugung und zum Betrieb
eines Fernwärmenetzes. Danach wird das Wasser auf das umliegende Lavafeld geleitet und bildet dort einen See,
der Mineralsalze, Kieselerde und Algen enthält. Mittlerweile pumpt das Thermalbad aber wohl auch sein eigenes
Wasser aus der Erde.


 


Das Wasser ist eine Mischung aus Meer- und Süßwasser und hatte herrliche 38°C. An den Rändern war es gar nicht
glitschig wie im Mývatn Nature Baths. Auch war das Wasser nicht so ölig, sondern fühlte sich ganz normal an.


 


 


 


Nachdem wir einmal umhergeschwommen waren, holten wir uns an der Bar die Gratis-Getränke ab. Tom nahm
ein Somersby Cider (sonst 8,70 €) und nachdem ich seins probiert hatte, bestellte ich auch eins. Super, ohne
Frühstück um 9:00 Uhr morgens Cider trinken! Das war ja was für mich… *grins*


 


Für die Schönheit holte ich mir auch noch einen handtellergroßen Klecks Silikatschlamm, der für zarte Haut sorgen
soll und schmierte mir das Zeug ins Gesicht. Tom lehnte dankend ab und machte lieber Bilder von mir.


 


 


Um 10:30 Uhr standen wir frisch geduscht und mit seidenweicher Haut, also zumindest ich, wieder vor dem Bad.


 


 


 


 


 


Was hatte ich für einen Hunger, griff nach dem Brot und…? Schimmelig!! Verdammt! Wo war der nächste
Supermarkt? Im Fischerort Grindavík! Den steuerten wir sofort an.

Statt Brot kauften wir aber lieber ein paar süße und herzhafte Teilchen. Die waren so köstlich, das können die
Isländer. Ein paar Straßen weiter fanden wir die kleine Bäckerei „Hérastubbur“. Erst dachten wir, sie sei geschlossen,
da niemand zu sehen war und auch kein Auto davorstand.
Gott sei Dank war dem aber nicht so. Dort kauften wir nämlich die weltbesten Zimtschnitten ever!! Wenn ihr dort
seid, müsst ihr die unbedingt probieren.


 


Futternd fuhren wir zur Brücke über den Kontinenten. Sie verbindet symbolisch die Kontinentalplatten von
Nordamerika und Europa, die Puzzlestücke der Erde. Island liegt genau auf der Naht zwischen der
nordamerikanischen und der eurasischen Platte. Diese driften auseinander und das ganze 2 cm pro Jahr. Das
geschieht natürlich nicht ganz still und unbemerkt. Immer wieder ruckelt dort die Erde. In Island allerdings nichts
Ungewöhnliches.
Ganz ernst nehmen sollte man die Brücke dort aber nicht, denn DIE eine Spalte, über die man gehen könnte, gibt
es nicht. Das Gebiet besteht aus unzähligen tiefen Gräben, zerklüfteten Schluchten und imposanten Spalten.

Irgendwie war die Stelle dort dann auch recht unspektakulär. Ein Gruppe Jugendlicher, die auf den Felsen rum-
turnten, machte das Ganze auch nicht spannender. Nach ein paar Fotos waren wir wieder verschwunden.


 


 


Da fanden wir das Hochtemperaturgebiet Gunnuhver doch deutlich interessanter. Auch wenn es dort nach faulen
Eiern und totem Fisch roch. Puh, das war echt übel!


 


 


Zurück ging es durch die schroffe Lavalandschaft, immer an der Küste entlang. Irgendwo im Nichts hielten wir
erneut an und schauten uns den Naturpool Brimketill an. Die ständige Brandung hat im Lavagestein die Form eines
Pools geschaffen, der natürlich nicht mit warmem geothermischem Wasser gefüllt ist. Leider…


 


 


Als wir wieder am Örtchen Grindavík vorbeifuhren, mussten wir noch ein paar Zimtschnitten kaufen. Da wir so gute
Kunden waren, schenkte die nette Verkäuferin uns ein Kartenspiel. Darauf waren die „Damen" die
Schönheitsköniginnen des Orts. Den Rest der Karten zierten die Männer vom lokalen Fußballverein. Zu lustig!

Mit genug himmlischen Zimtschnitten an Bord fuhren wir auf der 427 weiter ostwärts, bis wir das Geothermalgebiet
Seltún erreichten.
Dort brodelte, dampfte und zischte es aus dem Boden. Ähnlich wie im Geothermalfeld Hverir, alles nur etwas
kleiner, aber nicht minder interessant.


 


 


 


 


 


 


Über die Küstenstraße ging es bis nach Hveragerði und dann rechts ab auf die Ringstraße. Die Sonne kam immer
mehr zum Vorschein und wir genossen die Fahrt.


 


 


 


Gegen 16:30 Uhr erreichten wir den Nationalpark Þingvellir (auch „Thingvellir“ genannt), eine der drei Stationen des
goldenen Kreises. Dazu zählen auch noch der „Geysir“ und der Wasserfall „Gullfoss“. Die zwei schauten wir uns
aber erst morgen an.
Neben der Tatsache, dass der Nationalpark genau in der kilometerbreiten Grabenbruchzone der amerikanischen
und der eurasischen Kontinentalplatte liegt, ist dort auch die wichtigste historische Stätte Islands. Dort schufen
nämlich die Wikinger 930 nach Christus das erste demokratische Parlament der Welt. Bis 1798 wurden unter freiem
Himmel Gesetze erlassen und auch Verurteilungen ausgesprochen, bis die Dänen das Alþing auflösten. 1944 wurde
an diesem historischen und in zweierlei Hinsicht „bewegenden“ Ort die Republik Island ausgerufen.

Uns beeindruckte zuallererst einmal der gut gefüllte Parkplatz. Dann richtete sich unser Blick auf das Tal, welches
die auseinanderdriftenden Kontinentalplatten geschaffen hatten. Wow, da wurde über viele viele Jahre mal ganze
Arbeit geleistet!


 


 


 


 


Über zwei Stunden spazierten wir durch den schönen eindrucksvollen Nationalpark. Je weiter wir vom
Besucherzentrum mit Souvenirshop weggingen, desto weniger Menschen waren unterwegs. Vorbei an Wildgänsen
liefen wir entlang des Sees zur Silfra-Spalte, die vom kalten Schmelzwasser des Langjökull Gletschers gespeist
wird. Für die gut 50 Kilometer lange Strecke benötigt das Wasser mehrere Jahrzehnte. Es durchfließt poröse
Lavaschichten und wird dabei perfekt gefiltert. Deshalb ist die kristallklare Silfra-Spalte auch ein sehr beliebtes
Tauchgebiet.


 


 


 


Ebenfalls sahen wir uns den Pfarrhof an, der heute der Sommersitz des Präsidenten ist. Nett, wenn nur die ganzen
Touristen nicht wären!


 


 


 


 


 


Zu guter Letzt noch den Wasserfall „Öxarárfoss“ und wir hatten nach Stunden alles abgeklappert. Mein Schrittzähler
glühte wieder.


 


 


Um kurz vor 20:00 Uhr erreichten wir den einfachen Wiesen-Campingplatz neben der Touristeninformation.


 


Es war wieder ein sehr schöner, aber auch sehr voller Tag gewesen. Wir waren beide von der Lauferei am Vortag
noch recht müde und dann auch noch das frühe Aufstehen und das Schwimmen... Wir konnten uns kaum noch auf
den Beinen halten! Zur Stärkung gab es erst mal einen Teller Nudeln und dann chillten wir gemütlich, soweit das
ging, auf den Polstern rum.


Kilometer: 256
Wetter: 12°C – 15°C, Sonne-Wolken-Mix
Übernachtungsplatz: Campingplatz NP (30 € mit Duschen)
 

 

 

 

 

 

 

 

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