Silvester einmal in Edinburgh feiern, war schon lange unser Wunsch gewesen. Und da Tom in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feierte, nahmen wir das zum Anlass, unseren Wunsch endlich mal in die Tat umzusetzen. Jochen und Inka waren auch sofort begeistert und bereits im November 2013 buchte ich zwei Hotelzimmer im „Motel one“. Im April 2014 waren dann die Flüge mit easyjet ab Amsterdam gesichert und einem schönen Kurztrip stand nichts mehr im Weg.
29.12.
Mit Freunden hatten wir noch bis 2:00 Uhr in Toms Geburtstag reingefeiert. Dementsprechend fit waren wir, als der Wecker uns um 6:30 Uhr unsanft aus dem Schlaf riss. Pünktlich um 8:00 Uhr standen wir aber geschniegelt und gestriegelt vor Jochen und Inkas Haustür. Die Zwei hatten ein schönes Geschenk fürs Geburtstagskind und statt Kuchen gab es einen riesigen Keks. Der wurde samt Koffer und Besitzer ins Auto verfrachtet und vergnügt brausten wir vier los Richtung Amsterdam.
Inka hatte mal wieder an alles gedacht und so verspeisten wir neben dem leckeren wagenradgroßen Teigklops noch Käsestücke und Salamischeiben. Das Ganze spülten wir mit Sekt oder wahlweise Kaffee runter. Toller Service!
Nach guten zwei Stunden erreichten wir den Flughafen in Amsterdam und stellten unser Auto auf dem „Park & Travel 3“-Parkplatz ab. Mit dem Pendelbus ging es dann zum Terminal. Beim Einchecken lief bei uns alles ohne Problem und auch der erste Koffer von Jochen und Inka verschwand auf dem Gepäckband ins Nichts. Beim Zweiten wurde allerdings festgestellt, dass wir nur insgesamt zwei Gepäckstücke gebucht hatten… Den noch verbleibenden Koffer mussten die Zwei nun als Handgepäck mitnehmen. Zum Glück waren dort keine größeren Mengen an Flüssigkeiten drin.
Den Flug über nickten Tom und ich immer mal wieder ein. Die letzte Nacht war eindeutig zu kurz gewesen. Um 13:30 Uhr Ortszeit landeten wir in Edinburgh. Nachdem wir schnell unsere zwei aufgegebenen Gepäckstücke vom Kofferband gezogen hatten, wollten wir nun auch Geld ziehen. Der erste und auch der zweite Automat in der Ankunftshalle wollten uns aber keins geben. Sämtliche Karten wurden in den Schlitz geschoben, aber mit keiner war er zufrieden. Erst der dritte Geldautomat im Abflugbereich spuckte schottische Pfund für uns aus. Im Nachhinein hätten die beiden anderen es wahrscheinlich auch getan, wir waren mit unserem Geldwunsch nur zu gierig gewesen, bei einer kleineren Menge hätten wir dort bestimmt auch Geld bekommen. Na ja, nun konnten wir wenigstens den Bus in die City bezahlen (7 Pfund pP hin und zurück).
Nachdem wir eingecheckt und kurz die Zimmer begutachtet hatten, spazierten wir rüber zum Weihnachtsmarkt im Princes Street Gardens. Der war, mal abgesehen von der Größe, genauso aufgemacht wie der in London.
Die ersten Bierchen und Tassen mit Glühwein wurden verdrückt und auch ein kleines Hungergefühl konnte erfolgreich bekämpft werden.
Nach einem kurzen Abstecher zur Esplanade am Castle schlenderten wir die Royal Mile runter. Hin und wieder verschwanden wir in einem der vielen Touriläden, probierten lustige Mützen aus und kauften ein paar schottische Andenken.
Im Restaurant „Filling Station“ ließen wir uns nieder, verspeisten einige Leckereien und stießen noch mal auf Toms Geburtstag an.
In der alten umfunktionierten Kirche gegenüber gab es als Nachtisch einen Glühwein und wir hörten eine Weile dem tollen Musiker zu.
Auf einen letzten Absacker nahmen wir in der Hotellobby Platz, ehe wir uns gegen 22:00 Uhr auf unsere Zimmer verabschiedeten. Ich sprang noch schnell unter die Dusche und krabbelte mit meiner heißen Wärmflasche unter die Bettdecke. Gute Nacht Edinburgh!
30.12.
Nach einem leckeren Frühstück verließen wir gegen 10:30 Uhr das Hotel. Da Tom und ich schon so oft in Edinburgh waren und auch eigentlich fast alles gesehen hatten, überließen wir Jochen und Inka die Entscheidung, wohin es an diesem Tag als Erstes gehen sollte. So stiefelten wir zuerst zur Royal Mile hoch und verschwanden kurze Zeit später in der St. Giles Cathedral.
Anschließend liefen wir über die George IV Bridge zum Greyfriars Kirkyard Friedhof.
Dort liegt auch der Skye Terrier Greyfriars Bobby begraben. Er soll dem Polizisten John Gray gehört haben und nach dessen Tod im Jahr 1858 den Rest seines Hundelebens am Grab seines Herrchens verbracht haben. Das waren immerhin 14 Jahre und er soll seinen Platz nur zu den Mahlzeiten verlassen haben.
Am Grassmarket kehrten wir für eine kurze Pause ins „Maggie Dickson´s“ ein. Nach Cola, Kakao und Guinness stand einer Castlebesichtigung nichts mehr im Wege.
Tom und ich waren zwar schon zweimal dort gewesen, aber wir ließen die „Neuschotten“ natürlich nicht alleine. Gemeinsam erkundeten wir das Gelände, schauten uns die schottischen Kronjuwelen und den Stone of Destiny an und tranken im Café etwas.
Erst gegen 15:30 Uhr verließen wir das Castle und schlenderten die Royal Mile bis zur St. Giles Cathedral runter. Dort war der Ausgabestand für die Fackeln für die abendliche Torchlight Procession zum Calton Hill. Mit unseren Tickets reihten wir uns in die noch recht übersichtliche Schlange ein. Am Stand angekommen, erhielt jeder von uns eine lange schwarze Fackel.
Bevor die Prozession losging, legten wir im Hotel eine kurze Pause ein und trafen uns mit Jochen und Inka wieder um 17:45 Uhr in der Lobby. 10 Minuten später stellten wir uns in der ersten Schlange an. Insgesamt gab es vier Reihen, alle sauber getrennt durch Absperrgitter. Aus extra aufgestellten Lautsprechern beschallte uns Musik und die Zeit vertrieben wir uns mit quatschen.
Allmählich füllten sich auch die Reihen neben uns. Ruckzuck war es dann 19:00 Uhr und wir sahen, wie am Anfang der Schlange die Fackeln angezündet wurden und das „Feuer“ sich langsam zu uns ausbreitete.
Dann waren auch wir an der Reihe und streckten unsere brennenden Fackeln nach oben. Langsam setzte sich die Menschenmenge in Bewegung und ein hell erleuchteter „Fluss“ zog sich von der George IV Bridge über die Princes Street bis zum Calton Hill hoch. Die Stimmung war super, sehr beeindruckend!
Auf dem Calton Hill gab es zum Abschluss der Prozession ein tolles Feuerwerk. Eine super Kostprobe für den Silvesterabend.
Wer bei der Torchlight Procession mitlaufen möchte und auch etwas von dem Feuerwerk sehen will, sollte nicht viel später als 18:00 Uhr am Startpunkt sein. Ist man in der Schlange weiter hinten, kann man das Pech haben und genau unterhalb des Calton Hill stehen, dann sieht man vom Feuerwerk nix.
Jochen ging es magentechnisch nicht so gut und er klinkte sich für das Abendessen aus. Die Gunst der Stunde nutzten Tom und ich schamlos aus und entführten Inka zum Inder. In dem kleinen Lokal war es hektisch, eng und nicht wirklich gemütlich, aber das Essen war klasse.
An der Princes Street bauten fleißige Helfer schon viele Dixi-Klos für den morgigen Abend auf. Wir schlenderten über die leere Straße zurück zum Hotel… die Ruhe vor dem Sturm.
Dort sprang ich wieder noch schnell unter die Dusche, eher wir gegen 0:30 Uhr das Licht ausmachten.
31.12.
Nach dem Frühstück spazierten wir die Princes Street entlang. Überall waren die Leute mit den Vorbereitungen für den Abend beschäftigt. Bühnen und Essensstände wurden aufgebaut und Absperrgitter zurechtgerückt.
Wir vier shoppten uns fröhlich durch die Geschäfte, einmal das Touripaket mit T-Shirts, Flaggen und Mützen bitte! Unsere Tüten wurden immer voller und schwerer.
Zur Stärkung kehrten wir in der Rose Street im „Dirty Dick´s“ ein. In dem urigen Pub bestellte Tom eine Portion Haggis, die Jochen und Inka nur kurz mit einem kritischen Blick beäugten und sich dann eher angewidert wegdrehten. Dabei schmeckt Haggis so lecker! Banausen!
Über den kleinen Weihnachtsmarkt am St Andrew Square drehten wir auch noch eine Runde und tranken ein heißes Cider.
Im Hotel wollten wir eigentlich nur eben die Tüten ins Zimmer bringen, entschieden uns dann aber doch für eine heiße Dusche und eine kurze Pause. Um kurz vor 18:00 Uhr trafen wir Jochen und Inka wieder unten in der Lobby.
Gemeinsam ging es wieder zur Royal Mile hoch. Der Hunger trieb uns in „The Mitre Bar“ und fast zwei Stunden futterten wir uns durch die Speisekarte. Anschließend ging es endlich zur Princes Street rüber. Es war noch nicht ganz so viel los und so kamen wir problemlos zum Keilidh-Gelände.
Ab 21:00 Uhr ging dann mit einem ersten kleinen Feuerwerk die Party los. Der Platz war mittlerweile auch gut gefüllt und sofort herrschte eine super Stimmung. Tom und ich ließen uns schnell anstecken und tanzten bereits wenige Zeit später wie die Bekloppten mit. Was für ein Spaß, auch wenn unsere Schritte alles andere als perfekt waren.
Um 22:00 Uhr und um 23:00 Uhr gab es auch noch mal ein „Probefeuerwerk“. Dann wollten Tom und ich gerne vom Platz runter, um das große Feuerwerk gut sehen zu können. Und da waren sie dann, die 75.000 Mitfeiernden! Was für ein Geschiebe.
Aber egal, irgendwie schafften wir es doch, einen guten Stehplatz zu finden. Nur ein freies Dixiklo für Jochen war nicht aufzutreiben. Es waren einfach zu viele Menschen unterwegs.
Und dann – Happy New Year!!!! Über und unterhalb der Burg wurde das geniale Feuerwerk gezündet. Was für ein unglaubliches Spektakel!
Kurz nachdem die letzte Rakete den Nachthimmel erhellt hatte, ertönte „Auld Lang Syne“, das traditionelle schottische Neujahrslied.
Als sich die Menschenmasse etwas aufgelöst hatte, gingen wir zum Keilidh-Gelände zurück. Bis zum Ende der Veranstaltung um 1:00 Uhr tanzten und schunkelten Tom und ich fröhlich mit den anderen Partywütigen.
Im Hotel nahmen wir noch einen Absacker. Leider war der Bar das Eis ausgegangen und so schmeckte der warme Bacardi-Cola nicht so wirklich gut. Egal, es war eine super Party!!!!
01.01.
Schon um 10:00 Uhr trafen wir uns mit Jochen und Inka zum Frühstück. *gähn* Wir hätten gerne noch ne Stunde geschlafen. Zumal es eintönig gegen die Fensterscheiben regnete.
Etwas missmutig bummelten wir durch den Regen Richtung Busstation. Um kurz nach 12:00 Uhr sicherten wir uns einen Platz im Bus nach South Queensferry zum „The Loony Dook“. 45 Minuten später spuckte uns der Bus in der kleinen Stadt am Ufer des Firth of Forth wieder aus.
Tom und ich suchten uns einen Platz in der ersten Reihe direkt am Strand. Unsere zwei Mitreisenden verzogen sich lieber unter einen Balkon ins Trockene.
Gegen 13:20 Uhr ertönten aus der Ferne Trommeltöne, die schnell lauter wurden. Und dann tauchten sie auf, die „Verrückten“, die sich auch sofort in die eiskalten Fluten stürzten. Alle schrien und kreischten durcheinander. Was für ein krasses Event!!
Auch wir waren mittlerweile ziemlich nass, was aber natürlich am immer noch anhaltenden Regen lag. Als auch dann der letzte Teilnehmer zitternd aus den Fluten herauskam, verzogen wir uns in einen warmen Pub um die Ecke. Da trockneten wir uns ein wenig, ehe wir mit dem Bus wieder zurück nach Edinburgh düsten.
Dort angekommen, aßen wir eine Kleinigkeit auf dem Weihnachtsmarkt. Die Burger schmeckten köstlich.
Um 17:00 Uhr mussten wir an der Mary Kings Close sein. Dort hatten wir schon vor zwei Tagen eine Tour gebucht. So fanden wir uns im Shop ein und erhielten auch unsere deutschsprachige Audiotour. Mit einer verkleideten Dame ging es hinab in Edi´s „Unterwelt“. Tom und ich waren zwar vor einigen Jahren schon mal da gewesen, waren aber auch dieses Mal wieder total begeistert. Alles dort ist sehr gut erhalten geblieben und bei den Geistergeschichten erschreckte uns der wieder absichtlich umgestoßene Besenstiel nun nicht mehr.
Nach knapp einer Stunde war der Spuk vorbei und wir sahen wieder Tageslicht. Tolle Tour, die man auch durchaus mehrmals machen kann.
Gemütlich schlenderten wir die Royal Mile runter und bummelten ein bisschen durch die Geschäfte, ehe wir uns in der „Filling Station“ niederließen.
Nach dem Abendessen gingen wir auf einen Whisky noch ins „The Doric“, ehe wir uns ziemlich geschafft ins Hotelzimmer aufmachten.
02.01.
Am letzten Tag in Edinburgh weckte uns die Sonne, wie schön! Da wir bis zum Abflug um 19:00 Uhr noch eine Menge Zeit hatten, entschieden wir uns dafür, „The Scotch Whisky Experience“ einen Besuch abzustatten. In der Ausstellung bekommt man auf eine etwas kitschige Art und Weise die Herstellung von Whisky erklärt.
Wer noch keine Destille in Schottland besucht hat, ist da gut aufgehoben. Anderenfalls ist dort nur die größte Whiskysammlung der Welt sehenswert. Sie umfasst 3384 verschiedene schottische Whiskys und wurde 2009 von Diageo von einem brasilianischen Sammler für eine geheime Summe gekauft.
Mit einem Gratis-Whisky im Bauch verabschiedeten wir uns. In den Geschäften auf der Princes Street kauften wir noch die letzten schottischen Mitbringsel, ehe wir unsere Koffer aus dem Hotel holten und uns mit dem Bus zum Flughafen aufmachten.
Leider hatte unser Flug 40 Minuten Verspätung, die wir uns mit einem letzten Cider vertrieben. An der Sicherheitskontrolle wurde Jochens Handy dann auf Drogen untersucht und wir fanden einen herrenlosen Pass auf dem Boden. Ohne weitere Vorkommnisse verließen wir schließlich gegen 20:00 Uhr schottischen Boden.
Die Rückfahrt von Amsterdam ins Ruhrgebiet verbrachten wir die meiste Zeit schweigend, alle waren müde und ich nickte natürlich auch kurz ein. Nachdem wir Jochen und Inka zu Hause abgesetzt hatten, schellten wir bei meiner Mama, die extra aufgeblieben war, und quatschten noch bis kurz nach 2:30 Uhr mit ihr. Dann verschwanden wir alle ins Bettchen!
Für Tom und mich war es ein absolut geiles Event und wir zwei werden mit Sicherheit irgendwann wieder Hogmanay in Edinburgh feiern.