Schon im Juli 2008 las ich im Internet den Artikel, dass Runrig ein Konzert in Perth geben würden. Natürlich waren wir sofort Feuer und Flamme. Die Band einmal in Schottland zu hören, war schon lange ein Traum von uns. Unsere Freundin Martina, mit der wir eine Woche zuvor beim Open-Air-Konzert in Gelsenkirchen gewesen waren, wollte auch mit. So bestellte ich drei Tickets, über ein Jahr im Voraus!
Damit wir das auch nicht verwechseln würden, kam Mitte August eine E-Mail vom Ticketmaster, dass das Konzert erst NÄCHSTES Jahr stattfindet.

Leider musste Martina den Trip absagen, sodass ich im Februar nur zwei Flugtickets buchte. Am 28.08.09 sollte es von Düsseldorf nach Edinburgh gehen. Die Suche nach einer Unterkunft verschoben wir auf später. Wir hatten ja noch Zeit, dachte ich zumindest. Als ich mich dann aber auf den einschlägigen Seiten im Internet umsah, musste ich leider feststellen, dass so gut wie alle preiswerten Zimmer rund um Perth bereits ausgebucht waren. Zu allem Überfluss ging bei uns daheim alles der Reihe nach kaputt. Erst der Staubsauger, dann der Herd, das Sofa und zu guter Letzt auch noch der Computer! So überlegten wir, ob es nicht besser wäre, alles abzusagen. Aber die Flüge konnten wir nicht stornieren und leider fanden wir auch niemanden, der an unserer Stelle fliegen wollte. Und die Tickets waren auch schon bezahlt. Da wir das Geld dann nicht einfach so wegwerfen wollten, sparten wir an einigen Ecken und fanden sogar noch ein günstiges B&B in Leven. Gut, das war zwar ein Stück von Perth entfernt, aber mit 150 Pfund für drei Nächte noch bezahlbar.
Allerdings hatte der gute Herr mich völlig falsch verstanden. Wir wollten das Doppelzimmer zu zweit belegen, nicht ich alleine! Nee, 220 Pfund waren uns dann wiederum zu viel. Also ging die Suche wieder von vorne los.
Zwei Wochen vor dem Abflug hatten wir Glück und ich konnte ein Zimmer in Dundee buchen. Frühstück war zwar nicht mit im Preis von 154 Pfund enthalten, aber der nächste 24-Stunden-Tesco lag nur wenige Straßen entfernt.

Beim Auto gab es keinerlei Probleme, die Buchung des Mietwagens lief wieder reibungslos. Beim Kofferpacken landete auch die kleine Kaffeemaschine im Koffer, genauso wie zwei Messer.
 

Am Freitag um 17:30 Uhr holte uns ein Freund ab und brachte uns zum Flughafen nach Düsseldorf. Am Jet2-Schalter blickte uns eine ziemlich gelangweilt dreinschauende Dame an. Wir waren dann so nett und erlösten sie vom Nichtstun. 19,7 Kilo zeigte die Kofferwaage an. Na, da konnten wir im Souvenirladen ja richtig zu schlagen…
Da ich die Sitzplätze schon online reserviert hatte, konnten wir uns ganz entspannt im Zeitschriftenladen mit Lesestoff eindecken. Schnell noch durch die Passkontrolle und Sicherheitsschleuse und schon saßen wir im Flieger. Der hatte aber wohl auch schon bessere Zeiten gesehen. Überall war Farbe abgeplatzt und das Fach mit den Atemmasken über unseren Köpfen stand einen großen Spalt offen… Oje!
Dann quetschte sich auch noch eine äußerst korpulente Dame auf den freien Patz neben Tom. Na super, jetzt hockten die drei dicksten Passagiere an Bord in einer Reihe! Ich hatte schon Angst, wir würden im Kreis fliegen oder alle übrigen Mitreisenden müssten sich auf die gegenüberliegende Seite setzen, um das Flugzeug wieder in eine stabile Lage zu bringen. Aber glücklicherweise geschah nichts dergleichen und wir flogen gerade und ohne Zwischenfälle Richtung Schottland.
Hier landeten wir pünktlich um 20:30 Uhr in Edinburgh. An der Passkontrolle gab es wieder eine lange Schlange, nur im Schneckentempo watschelten wir vorwärts.
Als wir dann am Kofferband ankamen, zogen die Gepäckstücke schon einsam ihre Kreise. Wir schnappten uns unseren Koffer und liefen zu den Büros der Mietwagengesellschaften. Die waren seit unserem letzten Besuch hier aber umgezogen und befanden sich nun im neuen Car Rental Centre, 280 Meter vom Terminal entfernt. Schickes neues Gebäude direkt an den Parkplätzen. Endlich konnten wir die Schlüssel eines kleinen schwarzen Peugeot 206 in Empfang nehmen.

Da sehr wenig Verkehr war, kamen wir super durch und erreichten gegen 22:30 Uhr das Best Western Hotel in Dundee. Unser Zimmer war klasse, da konnten wir uns für 154 Pfund für drei Nächte nicht beschweren. Um unseren Hunger zu stillen, fuhren wir zum Tesco um die Ecke. Einige Sandwiches, zwei Stücke Kuchen und Getränke wanderten in den Korb. Nur das Bier musste Tom stehen lassen, es war ja bereits nach 22:00 Uhr.

Satt und hundemüde fielen uns um 0:30 Uhr die Augen zu.


Erst um 10:30 Uhr schlugen wir die wieder auf. Ausschlafen ist schon was Feines. Da wir ja kein Frühstück gebucht hatten, verspeisten wir die restlichen Nahrungsmittel vom Vortag und machten uns dann auf den Weg. Erster Stopp war wieder am Tesco – Vorräte auffüllen! Und einen kleinen Handgepäck-Trolley kauften wir auch noch. Dann hatten wir wenigstens noch Platz für Mitbringsel im Koffer.
Dann ging es Richtung Perth. Schon früh lotsten uns „Runrig-Scone-Palace-Schilder“ den Weg zum Gelände. Später dann in einem hübschen Neongelb gekleidete Männer. Beim Anblick der stellenweise doch recht nassen Parkplatzwiese überlegte Tom, wie wir den Wagen hier wohl wieder rausbekommen würden!?

Als 456. Fahrzeug parkten wir um kurz nach 12:30 Uhr nur wenige Meter vom Eingang entfernt. Die Menschenschlange davor war noch recht übersichtlich und so beschlossen wir erst einmal am Zaun entlang zu laufen und uns umzusehen. Doch erst zog Tom noch die mitgebrachten Feuerwehrstiefel an und auch ich schlüpfte in meine Wanderschuhe. Der Himmel sah zwar nicht nach Regen aus, aber man weiß ja nie!

Nach dem kurzen Erkundungsspaziergang aßen wir am Auto noch ein paar Sandwiches. Nur Minuten später geschah das, was ich unter allen Umständen vermeiden wollte: Ich musste zur Toilette und zwar dringend!! Na super, die Schlange vor dem einzigen Dixi-Klo war gute 20 Meter lang und sie sah so aus, als würde sie sich überhaupt nicht bewegen. Aber was soll´s, ich hatte ja keine Wahl. Also stellte ich mich hinter Person Nr. 58937 und wartete, immer mit Blick auf die 100 unbenutzten schlangenlosen Dixi-Klos auf der anderen Seite des Zauns!! Warum gab es hier draußen bloß ein einziges Klo?? Während die Warteschlange vor dem Haupteingang immer länger wurde, tänzelte ich in der Toilettenschlange von einem Bein auf das andere.

 

 

















Fast eine Stunde später war ich dann endlich dran. Sichtlich erleichtert trat ich nach wenigen Minuten wieder ins Freie. Wir wollten gerade zum Ende der Menschenkette laufen, als die Tore geöffnet wurden. Prima, eine Minute später standen wir schon auf dem Gelände. Da wir eh nicht vorhatten, uns in die erste Reihe vor der Bühne zu quetschen, hatten wir auch kein schlechtes Gewissen. So schlenderten wir gemütlich über die Wiese. Es gab neben den zwei Merchandise-Zelten auch diverse Trink- und Fresszelte. Ich kaufte mir eine Baseball Kappe, damit wenigstens meine Brille, im Falle eines Regenschauers, trocken bleiben würde.















In einem moderaten Abstand zur Bühne ließen wir uns aufs Gras sinken. Die Sonne schien und alles war gut.














Gegen 15:30 Uhr ging es dann mit den Vorgruppen los. Als Erster betrat Fred Morrison die Bühne. Mit kleinen Pausen folgten dann Blair Douglas Band nebst Kathleen MacInnes, King Creosote und die hervorragenden Peatbog Faeries! Es waren alle super, bis auf King Creosote. Die fanden wir völlig deplatziert. Furchtbar!

Um kurz nach 20:30 Uhr betrat dann zuerst Malcolm die Bühne. Ihm war nicht anzumerken, dass er erst vor Kurzem eine Herz-OP hatte. Die Jungs waren alle super und die Setliste war genial. Ich krieg sie aber beim besten Willen nicht mehr zusammen. Neben „Beat the Drum“, „The Cutter“, „Road Trip“, „Clash of the Ash“, „Proterra“ und „Engine Room“ wurde endlich mal wieder “Alba” gespielt. Das absolute Highlight war allerdings, als Brian mit einem Chor aus Perth „In Search of Angels“ sang. Der absolute Hammer! Gänsehaut pur! Besonders toll fand ich aber auch die Version von „Every River“. Die Bühne war auf der rechten Seite wie ein Laufsteg verlängert und hier fand dann die Drumsession statt, direkt unter der großen Leinwand.














Runrig


Drumsession


Dann am Ende natürlich „Loch Lomond“ und ganz zum Schluss „Going Home“. Die Stimmung war ausgelassen und das Wetter hätte nicht besser sein können. Die Lasereffekte gefielen uns richtig gut und der angestrahlte Palace im Hintergrund – Hammer!!
Es war ein geiles Konzert!!!

Etwas 22:40 Uhr strömten die Menschenmassen Richtung Ausgang. Auf dem Parkplatz ging dann gar nix mehr. Wir haben erst einmal gemütlich die restlichen Sandwiches gefuttert. Vor, hinter und neben unserem Auto bewegte sich nichts. Erst nach 1,5 Stunden rollten wir von der Wiese. Ich war zwischenzeitlich schon eingeschlafen. Tom brachte uns sicher zum Hotel, in dem wir um 1:30 Uhr müde ins Bett fielen.


Am Sonntag wurden wir um 9:00 Uhr ohne Wecker wach. Nach dem Frühstück im Bett machten wir uns eine Stunde später auf nach St. Andrews. Das Aquarium dort wollten wir besuchen. Nun ja, ist ganz nett gemacht, aber mit 7,10 Pfund viel zu teuer. Schon nach 45 Minuten waren wir an den Becken vorbeispaziert und standen im kleinen Souvenirshop.































Da hockten wir uns doch lieber auf einen Felsen am Meer und genossen die Luft und das Schreien der Möwen. Hach, kann nicht jeder Sonntag so sein?

Im Morrisons am Ortsausgang legten wir einen kurzen Stop ein und kauften unser Mittagessen. Weiter ging es zum „Secret Bunker“, ein Überbleibsel des kalten Krieges. Er war jahrelang das bestbehütete Geheimnis Schottlands und wurde erst 1994 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Eingang liegt in einem unscheinbaren Cottage. Erst gingen wir ein paar Treppen und dann einen 137 Meter langen Gang runter. Muffig roch es hier, wie in unserem Keller. Wir fühlten uns wie in einem alten James Bond Film. Die Einrichtung und der Stand der Technik erinnerte uns stark an die 50er und 60er Jahre. Ein Restaurant gab es auch und in zwei kleinen Kinos liefen Filme über das Verhalten bei einem Atomangriff. Hoffentlich passiert so etwas nie mehr!!


Secret Bunker























 

 


Nach 1,5 Stunden sahen wir wieder Tageslicht. Die 8,90 Pfund haben sich gelohnt, es war wirklich interessant.

Fürs Mittagessen suchten wir uns einen netten Platz am Meer und beobachteten die Segler auf dem Wasser. Dabei überlegten wir, was wir heute noch machen könnten. Schließlich einigten wir uns darauf, zum Scone Palace zu fahren.
Um kurz nach 16:00 Uhr fuhren wir auf den Parkplatz am Palace. Ein Pfau begrüßte uns neugierig. Tom kaufte zwei Tickets und ein Beschreibungsbuch auf deutsch. So gerüstet marschierten wir die paar Treppen zum großen Eingangstor hoch und öffneten es. Die zu besichtigenden Räume wurden alle von freundlichen Angestellten „bewacht“, die das ein oder andere Interessante zu erzählen hatten. Natürlich wurden wir auch gefragt, ob wir gestern beim Konzert gewesen wären. Durch die Fenster konnten wir sehen, dass die Bühne schon wieder so gut wie abgebaut war.

 

 


Scone PalaceScone Palace













Draußen in der Parkanlage schauten wir uns die Kopie des Stone of Scone, des Krönungssteins, an. Wo das Original liegt? In Edinburgh im Castle? Wir sind uns da nicht so sicher.


Kopie des Stone of SconeDie hängt auch schon etwas länger hier...





















Sehr interessant fanden wir auch den alten Friedhof und das Mercat Cross. Sie lassen die einstige Existenz des Dorfes Scone erkennen. Das wurde um 1800 zwei Meilen entfernt als New Scone wiederaufgebaut. Für den Irrgarten hatten wir leider keine Zeit mehr. Aber wir werden auf jeden Fall wiederkommen.


Alter Friedhof

























Zum Abendessen fuhren wir nach Pitlochry ins Moulin Inn. Als Vorspeise gab es Deep Fried Haggis mit einer süß-sauren Sauce. Der Hauptgang waren zwei Seafood Pancakes und der hausgemachte Apfelkuchen rundete das Essen ab. Alles war hervorragend! Wie immer.

Auf dem Rückweg zum Hotel kauften wir noch Essen für den morgigen Tag. Die Koffer waren dann schnell gepackt und schon um 22:00 Uhr gingen wir schlafen.


Damit wir den Wecker nicht umsonst mitgenommen hatten, schellte der heute pünktlich um 8:00 Uhr. Ruck zuck hatten wir im Hotel ausgecheckt und machten uns auf den Weg zur Tullibardine Destille. Für 10:00 Uhr hatte ich dort eine Tour gebucht. Wir Dussel standen erst am Hintereingang und fanden erst im zweiten Anlauf das Visitorcenter. Auch wenn es erst in 10 Minuten öffnen würde, bat man uns freundlich herein. Hier gab es neben Whisky auch allerhand Stehrumchen und Nippes zu kaufen.


Tullibardine DestilleTullibardine Destille













Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt kam Margret, sie würde uns durch die Destille führen. Klasse, eine kleine „private“ Führung. Das mögen wir. Dass wir mit dem Ablauf bestens vertraut sind, teilten wir Margret mit. So übersprang sie die allgemeine Prozessbeschreibung und führte uns sofort in die „heiligen“ Hallen. Besser gesagt in eine Halle, denn hier stehen Mash Tun, Washbacks und die Stills in einem Raum. Schnuckelig!




Wir hatten sogar Glück und konnten auch einen Blick ins Warehouse werfen. Eigentlich ist Besuchern der Einblick hier verwehrt, aber der Destillen-Manager nahm gerade eine Fassprobe und so konnten wir einen Blick riskieren.
Zum Tasten gab es sechs oder sieben verschiedene Lebenswässerchen. Schade, dass Tom noch fahren musste. Eine halbe Stunde später standen wir wieder im Shop und kauften natürlich einen Whisky.

Schon im Juni wollten wir das Falkirk Wheel besuchen, doch da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Der Himmel war zwar auch nun wieder wolkenverhangen, aber es regnete wenigstens nicht. So gingen wir die paar Meter vom Parkplatz zum Wheel ganz entspannt. Ist schon ein beeindruckendes Bauwerk. Die 8 Pfund für die Bootsfahrt waren uns dann aber doch zu viel und so guckten wir uns die Fahrt lieber vom Ufer aus an.


Falkirk Wheel


Falkirk Wheel


Gegen 12:00 Uhr machten wir uns dann so langsam auf den Weg zum Flughafen. Irgendwie waren wir dann schneller dort als uns lieb war. Wir mussten nämlich noch tanken. Also eine Ehrenrunde im Kreisverkehr und nach wenigen hundert Metern Richtung City konnten wir den Tank füllen und wieder umdrehen. Die Leihwagen-Rückgabe ging innerhalb von zwei Minuten über die Bühne und fast genauso schnell checkten wir am Flughafen ein. Da die Rolltreppe im Terminal kaputt war, liefen wir die Treppen nach oben und schlenderten noch an den Geschäften vorbei. Ich kaufte noch eine Baseball Cap und Tom trank einen Kaffee.

Zum Glück hatten wir auf dem Rückflug die Sitzreihe für uns alleine. So konnten wir es uns gemütlich machen. Nach 1,5 Stunden landeten wir glücklicherweise sanft in Düsseldorf. Auch die Dame in der Reihe neben uns, die sich krampfhaft an ihren Partner klammerte und sich vor Angst hinter seinem Rücken versteckte, atmete erleichtert auf.
Die Koffer waren schnell gefunden und draußen wartete schon ein Freund, um uns abzuholen.

 

 

 

 

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